Samstag, 2. Januar 2021

Cognac Jean-Luc Pasquet

Erstmal: Frohes Neues und vor allem gesundes Jahr 2021!

Heute geht es mal wieder nach Frankreich, genauer zum Cognac-Haus "Jean-Luc Pasquet". 6 sehr lange gereifte Abfüllungen standen bei mir über die Weihnachtszeit auf dem Speiseplan, von denen der mit Abstand jüngste bereits ca. 31 Jahre alt ist. Eine der heutigen Abfüllungen ist eine speziell für die Facebook-Gruppe "Serious Brandy" ausgesuchte, in der auch ich Mitglied bin und diesen Post auch teilen werde ;-) Die Cognacs von Pasquet genießen generell in der Brandy-Szene einen ziemlich guten Ruf und so freue ich besonders auf das heutige Line-Up! Um es mal wieder zu erwähnen: Ich bin alles andere als ein Brandy-Kenner, von daher sind meine Beschreibungen und vor allem Bewertungen mit der nötigen "Vorsicht" zu genießen.
Cognac Pasquet 1962/2020
Selection for "Serious Brandy" (Cask #2)
Original40,3%, Cognac Petite Champagne
NASE: Überraschend schnell offen für das hohe Alter von fast 60 Jahren. Das Bouquet präsentiert sich warm, süß und dunkel mit viel Eiche und Rancio-Noten. Rosinen, getrocknete Aprikosen, Kirschen, Bienenwachs, Waldhonig, feuchter Tabak, Walnussöl und Menthol/Hustenbonbon kommen da aus dem Glas. Die Nase ist richtig schön und einnehmend! Es zeichnet sich aber bereits etwas ab: Die Menthol-Note wird mir vermutlich am Gaumen zu viel werden. Sie ist mir in der Nase schon fast zu viel.

GAUMEN: Wie vermutet wird diese Menthol/Hustenbonbon-Note noch stärker und übersteigt jetzt definitiv meine Komfortzone. Dazu Waldbeeren, Kirschen, Leder und Piniennadeln.

ABGANG: Ätherische Öle satt (Menthol, Piniennadeln). Dadurch entsteht ein kühlender Effekt, der mich, wie schon erwähnt an Hustenbonbons erinnert.

KOMMENTAR: Einige Genießer in der Brandy-Szene schreiben häufiger etwas von starkem Kirscharoma in dieser Abfüllung. Das möchte ich hier auch gar nicht in Frage stellen. Ich verbinde Kirschen aber irgendwie mit anderen Aromen und nicht so sehr mit dieser für mich dominaten Hustenbonbon-Note, die kühlend wirkt.
86/100
Cognac Pasquet 1973/2019
Le Cognac de André
51,4%, Cognac Petite Champagne
NASE: Anfangs verschlossen. Nach 30 Minuten und 2 Tropfen Wasser macht er auf. Getrocknete Aprikosen, Rosinen, Toffee, Bratapfel, etwas Tabak, Leder, Bienenwachs und eine leichte Schwefelnote. Letztere verschwindet nach über einer Stunde aber wieder. Das Bouquet wirkt gesetzt, alt und edel.

GAUMEN: Süßes und geschmeidiges Mundgefühl mit einer herrlichen Traubensüße. Dazu Marzipan, Toffee und Honig. Ein leichtes Kribbeln von der Eichenwürze macht sich hintergründig bemerkbar. Nicht sonderlich komplex oder fordernd, aber dafür auf den Punkt und sehr lecker!

ABGANG: Noch mehr herrliche Trauben, Rosinen, Aprikosen und Marzipan. Geschmeidig, süß und herrlich süffig mit einer Prise Eichenwürze und Menthol.

KOMMENTAR: Die Nase ist mir zu verhalten, um die 90-Punkte-Marke zu knacken. Am Gaumen und im Abgang wird diese Marke aber erreicht. Insgesamt...
88/100
Cognac Pasquet Lot 1973
Aficionados x Fine Drams
50,3%, Cognac Petite Champagne
NASE: Anfangs ziemlich verschlossen, was sich leider auch nach über einer Stunde Atmen nicht groß ändert. Erst nach 2 Stunden sind seine Aromen deutlich präsenter. Toffee, Bratapfel, Rosinen und Marzipan. Dazu eine leichte Alkoholwolke, die die Aromen leicht zu verdecken scheint. Dem 1973er Vorgänger "André" ziemlich ähnlich, nur leider deutlich verschlossener.

GAUMEN: Etwas mehr Eiche und weniger Trauben als "André". Viel Karamell, teilweise leicht angebrannt. Dazu Bratapfel mit Rosinen, Zimt und etwas Ingwer. Auch sehr gut, aber es fehlt mir hier etwas an der Traubensüße.

ABGANG: Auch hier deutliche Eiche mit Pfeffer, Muskat, Ingwer und etwas Menthol. Dazu Toffee und Rosinen.

KOMMENTAR: André ähnlich, aber nicht so gut in meinen Augen.
86/100
Cognac Pasquet Tres Vieille Réserve
44,8%, Cognac Grande Champagne
Der jüngste Jahrgang ist 1974 und abgefüllt wurde 2017. Demnach ist der jüngste Cognac in dieser Assemblage ca. 43 Jahre alt.
NASE: Warm, dunkel und voll. Rosinen und getrocknete Aprikosen, Kerzenwachs, Tabak, Toffee, Nüsse, Orangenschalen und eine schwere, florale Parfümnote. Das Bouquet wirkt definitiv alt und ich bekomme auch diesen mystischen, verwobenen Rancio-Effekt.

GAUMEN: Schöne Balance zwischen fruchtiger Süße, die an getrocknete Früchte sowie Marmelade erinnert, und Eichenwürze mit Leder und Gewürzen.

ABGANG: Einiges an Rosinen, Leder und Tabak.

89/100
Cognac Pasquet Lot 1974/2018
Le Cognac de Bernadette
44,8%, Cognac Grande Champagne
NASE: Dem "Tres Vieille Réserve" sehr ähnlich. Wirkt aber nicht ganz so alt und damit auch etwas kraftvoller. Dennoch sehr gesetzt, edel und "einlullend". Hier bekomme ich auf jeden Fall eher Walnüsse als bei den Vorgängern, die eher bei Mandeln/Marzipan und Haselnüssen angesiedelt sind.

GAUMEN: Cremiges Mundgefühl. Angenehm süß mit Trockenfrüchten und Honig. Dazu eine schöne Eichenwürze mit Tabak, Leder und Gewürzen. Weiterhin macht sich dieses Parfüm aus der Nase minimal seifig im Mundraum, was ich hier aber als angenehm empfinde.

ABGANG: Viel Eichenwürze. Die cremige Süße verschwindet fast vollständig und trockene Gewürze und eine gewisse Bitterkeit machen sich breit. Pfeffer, Piment, Ingwer, Walnüsse (die bitteren). Am Ende wird es wieder milder mit Trauben und floralem Parfüm.

87/100
Cognac Pasquet 1988/2019
Le Cognac de Christian
54,1%, Cognac Petite Champagne
NASE: Zuerst ziemlich verschlossen und leicht alkoholisch. Der braucht sehr lange, um anzukommen. Unterscheidet sich aber dann nach ca. 2 Stunden deutlich von den anderen, was eine echt schöne Abwechslung ist. Denn dieser ist defintiv der jüngste in der Runde und hat demnach auch eine "hellere" Nase mit eher frischen und säuerlichen Fruchtnoten wie Zitronen, Trauben, Quittengelee und Mandarinen. Dazu ein paar Blütenblätter, Honig und Toffee.

GAUMEN: Die 54% sind zu spüren, werden aber mit der Zeit und einem Tropfen Wasser geschmeidiger. Gelee aus Quitten, Zitronen und Mandarinen finde ich auch hier. gepaart mit leichten Bitternoten.

ABGANG: Kräftiger, heisser Schub zu Beginn, dann folgt eine kurze Süße, die dann von Ingwerschärfe und einer leichten Bitterkeit abgelöst wird.

KOMMENTAR: Dieser Cognac braucht definitiv Zeit zum Atmen!
85/100
Wenn ihr bis zum Schluss die Notes gelesen haben solltet, wird euch sicherlich aufgefallen sein, dass sich die Aromenbeschreibungen sehr stark ähneln. Und hier beginnt auch mein "Meckern" auf hohem Niveau. Alle Cognacs dieses Posts sind sehr gut und es gibt keine wirklichen Mängel - eher das Gegenteil. Sie sind mir zu glatt und perfekt. Sie sind nicht sonderlich überraschend, so wie etwa die beiden Armagnacs für den Wu Dram Clan aus dem letzten Post, die mich ziemlich begeistert und eben überrascht haben. Ich habe es dann doch gerne dreckig und intensiv. Beide Attribute konnte ich in den 6 Cognacs nicht finden, was auch der Grund dafür ist, dass keiner die 90-Punkte-Marke geknackt hat. Das alles ist aber auch nur eine Meinung eines Rum-Trinkers und nicht die eines Cognac-Experten.