Samstag, 27. Juli 2019

6 weitere Caroni-Rums aus 1998


Der Jahrgang 1998 gilt unter Nerds als ein eher "harmloser", was die dreckigen Caroni-Aromen betrifft und als etwas durchwachsen. Allerdings ist 1998 auch bekannt für den harmonischen und tollen 17-jährigen"Extra Strong" von Velier und für das tolle Dezember-Batch, aus dem ich hier bereits 3 Abfüllungen probiert habe. Besonders interessant finde ich den heutigen Vergleich zwischen dem besagten 17er „Extra Strong“ und dem 21-jährigen von The Duchess. Beide wurden im Februar 1998 destilliert, was erstmal auf eine ähnliche Grundcharakteristik schließen lässt. Allerdings ist die Velier-Abfüllung ein „Blend“ aus mehreren Fässern (30+?), die tropisch gereift sind, während die Abfüllung von The Duchess überwiegend in Europa gereift ist und ein Einzelfaß ist.

P.S.: Wer hier zufällig sehnsüchtig (😉) seit Wochen auf den nächsten Whisky-Post wartet, den muss ich leider erstmal etwas vertrösten. Ich plane erstmal etwas Caroni "abzuarbeiten" und 3 der neuen 2019er-Abfüllungen von Foursquare hier zu verkosten. Im Sommer habe ich einfach mehr Lust auf Rum. Danach gibt es aber ein paar Posts zum Thema Whisky, versprochen. Genauer gesagt geht es dann erstmal weiter mit Posts zum Thema Clynelish und Bruichladdich!

Caroni 20 Jahre (01/1998 - 06/2018), Cadenhead's, 62.5%

Zum Anwärmen erstmal eine Single-Cask-Abfüllung aus dem Januar-Batch, aus dem es viele von verschiedenen unabhängigen Abfüllern gibt. Januar gilt gemeinhin eher als das "schwarze Schaf" von 1998, aber schauen wir mal selbst... Die Nase macht recht schnell auf und lässt unverwechselbar einen Caroni erkennen. Allerdings sind die typischen Aromen von Asphalt/Teer, Gummi, Tankstelle leicht muffig und verschwommen im Hintergrund. Neben dieser leichten Muffigkeit bekomme ich Gewürze/Samen wie Anis und Fenchel und etwas Minze. Etwas Karamell schwingt im Hintergrund noch mit. Die Nase ist eigentlich recht angenehm, aber eben (wie schon oft gelesen) nicht der große Caroni-Burner. Im direkten Vergleich zum Dezember-Batch fällt sofort die fehlende Fruchtigkeit (Orangenschale) und die "Muffigkeit" und "Verschwommenheit" der dreckigen Caroni-Aromen auf. Im Mund bekomme ich nach Gummi, Karamell und Eiche nicht sonderlich viel geboten. Der Abgang bringt dafür mit einem anfänglichen kleinen Burst von Orangenschale wieder etwas mehr Pepp rein. Ist aber eher maximal mittel-lang. In der Tat scheint das Januar-Batch nicht die goldene Stunde von Caroni gewesen zu sein. Dennoch hat mir der Rum gefallen! 84 Punkte

Caroni 1998/2014, Rum Nation, 55%

Aus welchem Monat dieser hier stammt, wird nicht genauer genannt, aber der 18-jährige von Rum Nation mit 5.836 Flaschen, der auch aus 1998 ist, wird mit Juni angegeben, was schließen lässt, dass diese Abfüllung aus dem gleichen Batch stammt, nur 2-3 Jahre früher abgefüllt wurde. Diese Abfüllung hatte auch immerhin 4.850 Flaschen. Nach 9 Jahren Reifung auf Trinidad wurden die Fässer in Europa in "hand-selected sweet casks" umgefüllt.
In der Nase ist auch hier Caroni zu spüren, aber irgendwie stark "verzerrt". Die so typischen Gummi-Aromen gehen hier eher in die Richtung verbranntes Plastik, was deutlich weniger "schön" ist als die Fahrradschläuche und Autoreifen. Asphalt/Teer ist eher schwach bis kaum im Hintergrund wahrzunehmen. Ich tippe auf eine Nachreifung in Sherry-Fässern, da ich deutlich muffige Noten von Nüssen, Hefe, Schwefel und Rosinen wahrnehme, die mir in Kombination mit Caroni nicht so gut gefallen. Gerade das verbrannte Plastik in Kombination mit Schwefel macht mir zu schaffen. Im Mund wird es etwas besser, aber der Grundtenor bleibt. Der Abgang ist recht süß und flach und wenig aussagekräftig. Das war nichts und erklärt auch warum die Preise für Rum Nation-Caronis nicht so hochklettern im Vergleich zu anderen Abfüllern. 75 Punkte

Caroni 17 Jahre (02/1998 - 2015), Velier, 55%

Nach dem 12- und 15-jährigen "Extra Strong"-Abfüllungen war das die dritte dieser Serie. Wieviele Flaschen es davon gab, wurde nicht offiziell genannt, bei dem Blog-Artikel Caroni 10 Days II werden allerdings ca. 9.000 angegeben. Der 17er gilt oft als Caroni-Einstiegsdroge, so auch bei mir Mitte 2018 durch ein Sample. Wollen wir mal sehen warum... In der Nase habe ich einen sehr warmen und vollen Grundcharakter. Karamell, Milchschokolade, Kirschen, Orangenschale, Marzipan und (etwas im Hintergrund) die typischen Aromen von Asphalt/Teer, Gummi und Tankstelle. Die dreckigen Caroni-Aromen sind klar zu erkennen und nicht verzerrt, wie etwa beim Rum Nation oder muffig wie beim Cadenhead's, allerdings sind sie eingewoben in den Rest und spielen eher die zweite Hauptrolle, von Nebenrolle möchte ich hier noch nicht sprechen. Im Hintergrund habe ich auch hier wieder so etwas wie Fenchel und Anis. Die Aromenvielfalt ist zum einen komplex, aber auch leicht zugänglich und angenehm zugleich. Man muss sie sich nicht 2 Stunden lang erarbeiten. Bisher in diesem Post mit Abstand die beste Nase! Im Mund geht das genauso weiter, wobei die dreckigen Aromen in Verbindung mit Karamell etwas anziehen. Kräftig, intensiv und würzig. Der Alkohol ist super eingebungen. Lässt man ihn eine Weile im Mund, wird der Holzeinfluss durch eine leichte Bitterkeit (Kaffee, Leder) immer deutlicher. Der Abgang bleibt leicht bitter mit Kaffee und Leder und ist lang. Eine leichte karamellige Süße bleibt aber stets im Mund. Ein toller Rum!

Wer nach einer echten Dreckschleuder an Caroni sucht, dem würde ich bei dem aktuellen Maktpreis von diesem hier von ca. 200€ doch eher empfehlen nach einer (noch erhältlichen) Kill Devil-Abfüllung aus 12/1998 aus meinem eingangs erwähnten Dezember-Post zu schauen. Ansonsten ist jedem Rum- oder Spirituosenliebhaber nur zu empfehlen sich eine Flasche oder wenigstens ein Sample zu besorgen. Der aktuelle Marktwert von 200€ ist selbstverständlich ganz schön ausgereizt, aber das ist ja und wird zunehmend immer mehr die Regel bei Caroni. Man muss aber auch dazu sagen, dass z.B. im Whisky-Bereich es etliche Abfüllungen gibt, die ähnlich oder sogar mehr kosten und deutlich weniger Abliefern und zugleich nicht so unverwechselbar sind! 90 Punkte

Caroni 21 Jahre (02/1998 - 2019), The Duchess, 64.1%

Hier haben wie es, wie eingangs erwähnt, vermutlich mit dem gleichen Batch zu tun wie beim 17er "Extra Strong" von gerade. Die Nase ist anfangs recht verschlossen, was nicht verwunderlich ist bei 64% Fassstärke. Ich lasse ihn mit etwas Wasser weiteratmen... Nach ca. 30 Minuten ist der dann voll da. Die Nase ist schon ähnlich zu seinem Februar-Bruder. Die dreckigen Aromen sind wieder deutlich klarer als im Januar, allerdings ist dieser hier im Vergleich zum 17er etwas mehr auf der dreckigen Seite. Auch die Anis- und Fenchelnoten sind etwas stärker. Die runden Karamell-, Milchschokoladen- und Vanillenoten sind nicht so stark. Ich denke das liegt an den unterschiedlichen Reifungen. 17 Jahre im tropischen Klima hinterlassen einfach mehr Holzeinflüsse wie Karamell, Kakao, Vanille und mildern den Brennereicharakter stärker ab. Der Geschmack im Mund und im Abgang ist wieder ähnlich und es gelten die gleichen Unterschiede. Insgesamt ist dieser einen Hauch dreckiger, aber dafür auch etwas weniger komplex und voll wieder 17er von Velier. Da hat der Velier dann doch spürbar die Nase vorn in der Gesamtwertung. 87 Punkte

Caroni 16 Jahre Full Proof (1998/2014), Velier, 64.5%

Der 1998 Full Proof ist das Gegenstück zum 16-jährigen High Proof "No Smoking" aus 1998, von dem ich leider kein Sample organisieren konnte, was sehr schade ist, da ich öfter auf Blogs gelesen habe, dass der "No Smoking" um Längen besser sein soll. Sogar, dass der Full Proof eher nicht so der Bringer sein soll. Wie dem auch sei. Ich werde gleich schlauer sein... Die Nase erinnert sofort stark an den Cadenheads' aus Januar 1998. Allerdings ist dieser hier etwas voller und intensiver. Auch habe ich eine leichte Nussigkeit. Die Caroni-Aromen bleiben aber dennoch etwas muffig und schwach im Hintergrund. Was aber auffällt ist, dass dieser hier deutlich länger "durchhält" als der Cadenhead's. Die Aromen bei letzterem fangen an nach ca. 1 Stunde deutlich schwächer zu werden und zu verfliegen. Auch im Mund hat der hier die Nase vorn (hehe) und ist etwas komplexer und kräftiger. Der Abgang ist auch ein gutes Stück länger und es kommen nochmal etwas die dreckigen Aromen in Kombination mit einem Aufflackern von Orangenschale und Milchschokolade auf. 85 Punkte

Caroni 19 Jahre (1998? - 2017), Berry Bros. & Rudd, 59.1%

Die Flasche enthält eigentlich keine Infos zum Destillationsjahr, geschweige denn Monat. Da aber diese Abfüllung zum 25. Jubiläum von Haromex am 04/2018 auf den Markt kam, ist bei 19 Jahren Alter eine Zeitspanne von ca. 05/1998 bis 04/1999 für die Destillation möglich. Schade, dass BBR keinerlei Informationen rausrückt! Da ich keinerlei Samples von 1999er Caronis habe und auch noch nie einen probiert habe, weiss ich nicht, ob der hier vielleicht eher zu 1999 gehört. Egal, ich packe ihn einfach in diesen Post und schaue, was der Vergleich mit den anderen (gesicherten) 1998er bringt. In der Nase dominieren sofort Fenchel und Anis. Dazu modriges Holz. Aber sowas von heftig, dass ich die dreckigen Töne fast gar nicht wahrnehme. Er hat auch was stark mineralisches irgendwie. Im Mund wird dann Caroni durch stärkere Gummi und Asphaltnoten unverwechselbar deutlich. Auch die so typische Süße kommt dazu. Der mittel-lange Abgang ist ziemlich würzig und voll. Zum einen ist durch diese muffige Art der dreckigen Aromen druchaus eine Ähnlichkeit mit den anderen 1998ern zu erkennen, aber ich irgendwie ist der auch anders als die anderen. Vielleicht doch ein 1999er...? Auf jeden Fall gefällt mir dieser als Caroni nicht so gut, dafür aber als Rum deutlich mehr. Würde der für 80€ als "Caribbean Rum" verkauft werden, wäre alles gut. Aber durch den "Caroni-Preis-Aufschlag" und die daher entstehende Aromen-Erwartung könnte der bei einem Blindkauf zu starken Enttäuschungen führen. 81 Punkte

Puh, das war ganz schön anstrengend (aber auch schön und lecker)! 6 komplexe und doch recht ähnliche Rums nebeneinander quer zu vergleichen ist ein ganz heftiger Overkill für den Geruchs- und Geschmackssinn. Was ich aber definitiv rausgefunden habe ist, dass der Unterschied zwischen Dezember 1998 und dem Rest aus diesem Jahr (zumindest gilt das für die, die ich probiert habe) in etwa so ist wie der zwischen einem kühlen, frisch gezapften Bier (Dezember) und einem bereits leicht schal und warm gewordenen (der Rest), etwas böse formuliert. Ausgenommen sind hier die beiden aus Februar.

Sonntag, 21. Juli 2019

2 Caronis aus 2000

In diesem Post geht es um den (vermutlich?) letzten Jahrgang von Caroni, nämlich das Destillationsjahr 2000.
Caroni 18 Jahre
"Navy Rum Extra Strong" 100th Anniversary
Velier, 51,4%, 2000/2018
Diese Abfüllung scheint irgendwie nicht allzu beliebt zu sein, denn ihr Preis ist, so scheint es mir jedenfalls, seit dem Release Mitte/Ende 2018 teilweise sogar leicht gefallen. Mit nicht allzu viel Glück bekommt man den sogenannten "Replica" für unter 250€. "Replica" deshalb, da das Etikett und die gesamte Aufmachung, sowie auch die 90° (Imperial) Proof den Abfüllungen aus den 1940ern-1960ern entsprechen. Auf einigen Autkionsseiten kann man die Original-Flaschen noch finden. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Ohne langes Atmen zeigen sich heftige Gummi-Aromen von Fahrradschläuchen und dergleichen. Minimal angekokelt. Dahinter, wenn auch nicht wirklich zurückhaltend, Tankstelle/Werkstatt mit Benzin, Diesel und Motoröl. Karamell, Kräuter und eine leichte, süße, diffuse Fruchtigkeit im Hintergrund. Was ihm etwas fehlt ist eine gewisse Wuchtigkeit. Die Aromen sind dreckig, aber auch "leicht" und schweben rauchig über dem Rum ohne tiefes, dunkles Fundament. Klingt sonderbar, aber besser kann ich es nicht ausdrücken. Ich könnte mir vorstellen, dass es an der Verdünnung auf 51% liegen könnte. Warum Velier hier unbedingt auch den Alkoholgehalt an die alten Abfüllungen anpassen musste, ist mir rätselhaft.

GAUMEN: Hier ist leider auch die Verdünnung zu spüren. Die leicht bitteren Gumminoten dominieren hier. Dazu eine minimale Süße. Leicht cremig-wässriges Mundgefühl.

ABGANG: Es dominieren weiterhin die Gummi-Aromen. Wieder leicht angebrannt. Recht trocken.

KOMMENTAR: Ich bin großer Fan der Caroni-Aromen und der ganzen Fahrradschläuche, aber hier fehlt mir etwas die Ausgewogenheit und Intensität von anderen Aromen.
87/100
Caroni 17 Jahre "EU-Version"
Velier, 55%, 2000/2017
Die EU-Version ist ein Blend aus nur 2 Fässern (582 Flaschen), der ausschließlich für den europäischen Markt bestimmt war. Die US-Version hingegen wurde aus 5 Fässern geblendet und hatte immerhin 2.700 Flaschen. Ein Sample der US-Variante habe ich leider nicht. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Hier zeigen sich ähnliche dreckige Aromen wie beim "Replica", nur dass hier eine gewisse Tiefe vorhanden ist. Auch bekomme ich deutlich mehr Asphalt/Teer-Noten. Dazu dunkles, angebranntes Karamell, Orangenöl, Marzipan/Nüsse, Kräuter (Minze), Waldhonig. Eben besagte "dunkle Schwere oder Tiefe". Ich könnte ewig daran riechen!

GAUMEN: Ausgewogener als der "Replica", kräftiger. Süß-öliges Mundgefühl mit Karamell, Gummi, etwas Nüssen und Eichenwürze (Kaffee/Leder).

ABGANG: Kakao kommt noch dazu. Insgesamt recht mundfüllend, ölig und leicht süß. Die Bitternoten werden gut abgepuffert durch die leichte Süße.

KOMMENTAR: Das ist ein richtig guter Caroni! Nur zu schade, dass die Verfügbarkeit sehr schlecht und damit die Preise mittlerweile zu hoch sind.
92/100

Donnerstag, 18. Juli 2019

Rums von Worthy Park mit und ohne Islay-Rauch


Mit diesem Post möchte ich meinen sommerlichen Ausflug nach Jamaika beenden. Angestachelt von der aktuellen, sehr gelobten, Abfüllung von The Rum Cask, die ein 2-jähriges Laphroaig-Finish erhalten hat, habe ich meine verbleibenden Worthy Park Samples rausgekramt, um Vergleiche ziehen zu können.



Jamaica Rum 3 Jahre (Worthy Park), Our Rum & Spirits, 63.3%

Nach Aussage von Christian Nagel von Our Rum & Spirits reifte der Rum seine 3 Jährchen komplett auf Jamaika. Die Nase ist cremig mit Banane und Walnüssen. Erinnert mich an frischen, noch warmen Bananenkuchen. Der Alkohol ist gut eingebunden und die Jugend fällt nicht negativ auf. Natürlich riecht der jung und nicht sonderlich komplex, aber eben nicht unreif. Im Mund weiterhin cremig und bananig. Obwohl jung und über 60% Alkohol ist das hier alles andere als ein Rachenputzer! Der Abgang wird leicht bitter mit einem Hauch Kakao und Kaffee. 82 Punkte


Worthy Park 4 Jahre 2009/2013, The Rum Cask, 63.1%

Auch dieser hat seine 4 Jährchen im sonnigen Jamaika reifen dürfen. Die Nase ist dem oben relativ ähnlich, wobei ich sagen muss, dass hier etwas weniger Banane mitschwingt und er würziger ist. Ist das das eine Jahr mehr? Könnte sein! Spontan gefällt mir der The Rum Cask etwas besser. Im Mund ist der auch kräftiger und würziger. Ansonsten ein sehr ähnliches Bild. 83 Punkte



Worthy Park 12 Jahre 2005/2017, The Rum Cask, 56.6%

Ok, hier wird dann der Unterschied sehr deutlich, was 8 Jahre mehr ausmachen. In der Nase habe ich Bananenbrot, Karamell und sowas wie Schwarztee. Das Würzige des Eichenfasses steht hier schön im Zusammenspiel mit dem wuchtig-fruchtigen Brennereicharakter. Im Mund auch wieder ein relativ cremiges Gefühl. Bei weitem nicht so stark wie bei Hampden, aber vorhanden. Das übliche Spiel bei Worthy Park. Ich habe wieder süße, matschige Banane und Eichenwürzigkeit. Dazu baut sich eine leichte Kräuternote auf. Der Abgang wird wieder bitterer mit geröstetem Kaffe und einer sträker werdenden Kräuternote. Insgesamt ein solider Rum, der mich jetzt aber auch nicht umhaut. 85 Punkte



Worthy Park 11 Jahre 2007/2019 (2 Jahre Laphroaig-Finish), The Rum Cask, 57.9%

Reifung bis 2017 auf Jamaika. Dann für die 2 Jahre Finish nach Schottland. Vorneweg: Ich mag rauchige Islay-Whiskies und ich mag auch Laphroaig.
Eingeschenkt...Nase rein. Was ist das?! Riecht heftig nach Gin! Hätte den blind 100%ig für einen Gin gehalten. Kein guter Start. Mit Gin kann man mich jagen! Nach etwas Lüften und einem Tropfen Wasser geht das Gin-artige etwas zurück und ich kann mir einbilden das es etwas mehr in die Richtung Seetang, Meer, Salz und Torfrauch geht. Im Hintergrund etwas Karamell und Banane. Auf einen Rum wäre ich aber tatsächlich nicht gekommen. Im Mund wird dann der Whisky-Einschlag sehr deutlich. Auch der Rauch kommt klar durch. Und nicht zu vergessen die eigentlich Spirituose, der Rum, ist auch wieder erkennbar. Hier werden grad wieder ordentlich Punkte gutgemacht! Auch der Abgang ist schön kräftig, Whisky getränkte, rauchige Banane. Eine wirklich gute Wertung kann ich ihm persönlich aber leider wegen der Nase, die mir nicht so zugesagt hat, nicht geben. Die Wertung ist also mit Vorsicht zu genießen. Es ist definitiv eine Abfüllung mit Charakter! 84 Punkte

Dienstag, 9. Juli 2019

4 aktuelle Rums von Long Pong


Heute gehts zur Destillerie Long Pond, die sich im Parish Trelawny auf Jamaika befindet (wie auch Hampden). Ich hatte bisher noch keinen Long Pond im Glas und somit sind das hier logischer Weise auch die ersten auf diesem Blog. Wer mehr zu Long Pond lesen will, dem empfehle ich dringend den Artikel von Florian von BAT.


Long Pond "Vale Royal" VRW 12 Jahre 2006/2018, Velier, 62.5%

Beginnen möchte ich mit der Velier-Abfüllung aus 2018 mit einem (noch) entspannten Estergehalt von 150-250 gr/hlpa und dem Mark VRW. Hierbei handelt es sich um eine Nachbildung des Stils der nicht mehr existierenden Destillerie Vale Royal (siehe verlinkten Artikel). Die Nase ist zuerst sehr zurückhaltend. Etwas Alkohol, Lösungsmittel und eine leichte diffuse Rosinig- und Nussigkeit. Ein Tropfen Wasser und etwas Zeit lassen die Nase öffnen. Es offenbart sich jetzt natürlich kein High-Ester-Monster. Die Nase ist recht gediegen und würzig von der Eiche. Rosinen, Haselnüsse, Leder, Karamell, Nelken. Leichte Lösungsmittel und florale Noten im Hintergrund. Erinnert mich an einen Blend aus Jamaika, Barbados und Demerara irgendwie. Im Mund ist der Rum sehr kräftig und würzig. Dazu ölig und leicht süß. Es bleiben für mich die Eindrücke aus der Nase, nur jetzt deutlich intensiver. Dazu kommen Kakao und Kaffee. Der Abgang ist sehr präsent und mittel-lang bis lang. Er beginnt würzig wird dann immer karamelliger. Ein schöner Rum, der immer mehr hergibt, je länger man sich mit ihm beschäftigt. 89 Punkte

Long Pond "Cambridge" STC❤E 13 Jahre 2005/2018, Velier, 62.5%

Estergehalt liegt hier zwischen 550 und 700 gr/hlpa. Auch das ist eine Nachbildung eines vergangenen Stils. Nämlich dem der alten Brennerei Cambridge. Hier ist die Nase gleich deutlich präsenter. Lösungsmittel, Rosinen und Nüsse bekomme ich. Ein sehr warmer Grundcharakter. Dazu etwas aus dem Gewürzregeal, vielleicht Muskatnuss, Kreuzkümmel, Koriandersamen (?). Gefällt mir sehr gut. Im Mund zuerst etwas sonderbar. Das Mundgefühl ist schwer greifbar. Irgendwie fragil und flüchtig. Eher auf der Gewürzseite, dazu leicht "scharf". Nach ein paar kleinen Schlücken kommt der aber ziemlich intensiv und würzig daher. Der Abgang beginnt relativ frisch-fruchtig, geht dann aber in die Trockenfrucht-, Karamell-Richtung. Wieder einer, den man sich etwas erarbeiten muss. Aber es lohnt sich. 88 Punkte


Long Pond TECA 15 Jahre 2003/2018, Velier, 63%

Der Estergehalt liegt zwischen 1200 und 1300 gr/hlpa. Die Nase hat sofort was fauliges. In diesem Fall nicht lecker und angenehm wie vergorene Früchte o.ä. sondern faule Eier, Schwefel, vergammelte Pilze. Dahinter die Lösungsmittel. Puh, gefällt mir nicht. Auch mit Wasser und Zeit verändert sich der Charakter nicht. Im Mund genau das gleiche Spiel. Ich breche hier ab. Für mich ungenießbar.  - ohne Wertung -


Long Pond TECA 14 Jahre 2005/2019, Habitation Velier, 62%

Hier haben wir es mit dem gleichen Mark (TECA) zu tun. Der genaue Estergehalt ist hier mit 1.285 gr/hlpa angegeben. Das Alter ist auch sehr ähnlich (beide tropische gereift). Einzig allein der Jahrgang ist ein anderer. Die Nase ist komplett anders als oben. "Warme" Lösungsmittel, Möbelpolitur, Gummi, Leder/Tabak, Marzipan, Rosinen und Karamell. Hätte den blind nicht auf über 1000gr Ester geschätzt. Im Mund intensiv, kräftig, ölig und leicht süß. Würzig mit Leder/Tabak, Eiche und süß mit Karamell und Rosinen. Dazu die berühmten Lösungsmittel und Gummi. Der mittel-lange bis lange Abgang ist zuerst leicht fruchtig mit getrockneten Aprikosen und wird dann astringierend mit Kaffee/Kakao, Eiche. Sehr lecker der Gute! 90 Punkte

Montag, 1. Juli 2019

Hampden HGML und Co. (1992, 2007, 2010)

Es geht hier sommerlich mit Jamaika weiter. Und zwar mit einer meiner Lieblings-Destillerien. Hampden! Den neuen 2010er HGML von Habitation Velier habe ich zum Anlass genommen ein paar neue und alte Bekannte erneut "für den Blog" zu probieren. Dieses Opfer ist mir nicht allzu schwer gefallen ;-)
Hampden HGML 9 Jahre 2010/2019
Habitation Velier, 62%,
Beginnen möchte ich mit der aktuellen Habitation-Velier-Abfüllung mit einem Estergehalt von 769 gr/hlpa und dem Mark HGML.
NASE: Es dominieren zuerst Lösungsmittel und etwas Marzipan. Nach etwas Lüften mit ein paar wenigen Tropfen Wasser wird die Marzipannote stärker. Auch übereife tropische Früchte wie die berühmte Ananas fahren hoch. Die 9 Jahre tropische Reifung hinterlassen auf jeden Fall ihre Spuren mit Vanille, Karamell und einer schönen leicht würzigen Tiefe. Auch Aromen von frischen warmen Backwaren wie Croissants o.ä. gesellen sich dazu. Insgesamt hat die Nase einen sehr warmen und tiefen Charakter.

GAUMEN: Schwer, ölig und cremig. Lösungsmittel gepaart mit den süßen überreifen gebackenen Früchten, dazu eine etwas bitter werdende Eichenwürze.

ABGANG: Beginnt mit einem ordentlichen Schub von Pastel de Nata (Blätterteigtörtchen gefüllt mit cremigem Vanillepudding). Dann kommt die Eiche immer stärker durch. Es wird trockender, bitterer und würziger.

KOMMENTAR: Ein richtig toller Hampden! Der beste aus der Habitation-Velier-Reihe. Aber ich greife vor...
93/100
Hampden LROK 6 Jahre 2010/2016
Habitation Velier, 67%,
Der Estergehalt liegt hier "nur" bei 375 gr/hlpa. Im direkten Vergleich zum HGML fällt der LROK doch deutlich zurück.
NASE: Merklich jünger und frischer. Etwas Lösungsmittel gepaart mit Ananas- und Zitronensaft. Etwas von Vanille, Karamell, Puderzucker und Marzipan im Hintergrund.

GAUMEN: Hier gehts gleich stürmisch los. Die Aromen der Nase finden sich hier wieder. Hier merkt man auch wieder die sogenannte Jugend durch leicht bittere, "grüne Holzigkeit". Das Mundgefühl ist deutlich weniger cremig wie man es von älteren Hampdens kennt.

ABGANG: Tendiert zum leicht bitteren und ist nicht sonderlich lang.

KOMMENTAR: Es bleibt ein toller Rum, aber irgendwie hatte ich ihn aufregender in Erinnerung (Das war "damals" mein erster richtiger Hampden).
84/100
Hampden HLCF 6 Jahre 2010/2016
Habitation Velier, 68,5%,
Der Estergehalt liegt bei 550 gr/hlpa. Im Wesentlichen ist das der einzige Unterschied zum LROK.
NASE: Und man merkt es auch gleich. In der Nase viel mehr Lösungsmittel. Der frische Ananas- und Zitronensaft vom LROK hat sich hier zu den eher typischen vergorenen Ananas und Mangos gewandelt. Durch das "Vergorene" und eine wieder stärkere Marzipannote ist die Nase wieder "wärmer" und tiefer.

GAUMEN: Cremig, ölig und süß mit vergorener und gebackender Ananas, Karamell, Vanille und Marzipan. Lösungsmittel natürlich auch. Sehr lecker! Das Jugendhafte ist hier zwar auch zu spüren, wird aber, wie ich finde, durch den höheren Estergehalt verdeckt. Ähnlich wie bei jungen, stark rauchigen Islay-Whiskies.

ABGANG: Hier gefällt mir der Abgang schon besser. Cremig, süß, leicht würzig. Durch die vielen Ester auch ziemlich lang.

KOMMENTAR: Gefällt mir deutlich besser als der LROK.
88/100
Hampden HLCF 24 Jahre 1992/2016
Kill Devil, 62%,
Dieser Jahrgang sollte ein HLCF-Mark sein (s.o.). Während die Habitation-Velier-Abfüllungen (immer!) vollständig tropisch gereift sind, ist dieser hier von Kill Devil vermutlich 100% in Europa gereift. Dafür allerdings volle 24 Jahre!
NASE: Deutlich gesetzter, tiefer und reifer als der 2010er HLCF. Fast keine Lösungsmittel. Dafür das volle Programm gebackene tropische Früchte, Vanille und Karamell. Das Backwaren-artige vom HGML habe ich hier etwas weniger. Die Nase ist recht tief, sehr rund und mild.

GAUMEN: Sofort wieder cremig, voll, intensiv und süß-fruchtig mit etwas Lösungsmitteln. Die Süße ist fast schon einen Tick zu viel. Zum Glück ist bei Jamaika generell und dann auch noch bei Kill Devil ganz sicher nicht nachgesüßt worden! Für 62% gefährlich süffig. Die 24 jahre hinterlassen natürlich auch eine gute Portion Eichenwürze, die aber durch die (natürliche) Süße kein großes "Problem" darstellt.

ABGANG: Lang, zuerst cremig und süß und dann immer trockender werdend. Insgesamt sehr reif und süß. Die Ester scheinen sich etwas abgebaut zu haben bzw. durch die Eichenaromen überlagert zu werden.

KOMMENTAR: Wenn es nur nach den Hampden-Aromen gehen würde, würde ich ihm nicht diese hohe Punktzahl geben, weil er mir tendenziell etwas zu zahm ist. Aber als Rum im Ganzen betrachtet ist der schon echt richtig klasse!
90/100
Hampden 10 Jahre 2007/2017
Navy Island, 51,2%,
Dieser hier stammt aus dem 2007-Batch, das destilliert wurde, während Hampden "eigentlich" geschlossen war. Das Mark müsste C<>H sein, also ca. 1300gr Ester pro Hektoliter reinem Alkohol.
NASE: Gleich deutlich heftiger. Terpentin, Lösungsmittel, UHU, vergorene Ananas und Zitrone. Der Grundcharakter ist dennoch ganz in Hampden-Manier cremig-süß. Wie beim Kill Devil aus 2007 muss ich wieder sagen: Diesen Geruch kann man keinem so richtig verdeutlichen, der noch keinen High-Ester-Rum porbiert hat. Entweder man hasst sowas oder liebt es! So wie heftig rauchige Islay-Whiskies.

GAUMEN: Ich wiederhole mich wieder, ich weiss, aber das Mundgefühl ist cremig und süß mit allem aus der Nase. Die Verdünnung auf 51% wurde etwas zu niedrig gewählt. Da konnte der besagte Kill Devil mit 62% deutlich mehr punkten.

ABGANG: Der Abgang fällt dementsprechend auch deutlich ab. Die Ester bleiben natürlich noch sehr lange im Mund hängen, aber der "eigentliche" Rum ist recht schnell verflogen. Am Ende kommt sogar noch eine leichte Bitterkeit hoch.

85/100
Mein persöhnlicher Favorit des heutigen Posts war der 9-jährige HGML. Hier trifft Hampden-Brachialität auf schöne Reife. Ich bin schon gespannt, wenn vielleicht nächstes Jahr ein 10-jähriger, tropisch gereifter, Hampden erscheint. Der 24-jährige von Kill Devil ist schon fast als "Dessert-Hampden" einzuordnen. Das süße und cremige Mundgefühl, was die meisten Hampdens haben, wurde hier nochmal auf die Spitze getrieben.