Freitag, 25. September 2020

Blended Whisky: 40yo Spica vs. 42yo Maltman

Heute geht es wieder nach Schottland mit zwei ziemlich alten Whiskies. Ja, ich schreibe nicht Malt, denn das sind die beiden nicht. Es handelt sich um "Blended Scotch Whisky", also Malt- und Grain-Whisky aus verschiedenen Destillerien, die miteinander vermählt wurden. Beide Abfüllungen schreien förmlich danach miteinander verglichen zu werden, sind sie doch beide fast gleich alt (40 und 42 Jahre), haben beide Ex-Bourbon- und Ex-Oloroso-Reifungen erfahren und sind in Fassstärke um die 45% herum abgefüllt. Blended Malts und Blended Whiskies sind eine schöne Möglichkeit sehr alte Malts/Whiskies zu probieren, da hier der Preis um ein vielfaches niedriger ist als es bei Single Malts der Fall ist. Nach 40 Jahren sollte der Brennereicharakter und vermutlich auch die Getreide- und Destillationsart eher weniger ins Gewicht fallen als sie es definitiv noch bei 20 Jahren tun. Aber genug zur Theorie, fangen wir an...
Spica Blended Scotch Whisky
1980/2020 40 Jahre
North Star, 44,8%,
Zu der genauen Zusammensetzung und dem Malt-Grain-Verhältnis wird nichts angegeben. Lediglich wird erwähnt, dass hier ein Ex-Bourbon- und ein Ex-Oloroso-Fass vermählt wurden.
NASE: Er wirkt gesetzt und verwoben und nicht unbedingt wie Whisky, was für sein hohes Alter spricht. Es könnte auch ein älterer Armagnac, Cognac oder Rum sein. Gleichzeitig wirkt er aber auch nicht super alt. Auf 40 Jahre hätte ich ihn blind nicht geschätzt. Vielleicht 25-30. Vanille, Marzipan, Honigwaben, Eichentöne, Orangenschale, Trockenfrüchte und eine schöne, fruchtige Traubensüße. Im Hintergrund ganz leicht etwas Schwefel. Ich finde die Nase nicht übermäßig intensiv, aber sehr angenehm, warm und weich (durch den Grainanteil?).

GAUMEN: Sehr cremig und leicht wässrig zu Beginn, dann zunehmend würziger und kribbelnder werdend. Neben einer Honig- und Traubensüße begleiten Schokolade, Kirschen und ordentlich Eiche den Geschmack. Pfeffer, Ingwer und Menthol machen sich breit.

ABGANG: Mehr Menthol und Ingwer. Hintenraus entwickelt sich eine leicht saure Zitrusnote mit etwas Getreide. Dann ist er aber schon recht schnell (für sein Alter) wieder weg.

KOMMENTAR: Das ist ein schöner und vor allem geschmeidiger Blend. Von den Socken hat er mich aber auch nicht gehauen. Dazu war er mir dann etwas zu zart und weich und das Alter kam bei mir nicht in dem erhofften Maße rüber.
85/100
The Maltman Blended Scotch Whisky
1976/2019 42 Jahre
Meadowside Blending, 46,2%,
Die Zusammensetzung ist hier so transparent auf dem Label aufgeschlüsselt wie es die Scotch Whisky Association noch gerade erlaubt. Oder geht das hier auch schon zu weit? Wie auch immer. Es wird angegeben, dass das Malt-Grain-Verhältnis 50:50 ist und dass die Malts von den Destillerien Ben Nevis, Clynelish, Teaninich, Macduff und Dailuaine und der Grain von Invergordon stammen. Die Vermählung fand 20 Jahre lang (!!) in einem Oloroso-Butt statt.
NASE: Auch hier gilt wie beim Vorgänger: Die Grenzen zwischen altem Whisky, Cognac, Armagnac und Rum verschwimmen hier. Die Aromen sind wieder sehr verwoben. Der Maltman ist dabei aber spürbar intensiver und dunkler mit viel Schokolade, kräftig gerösteten Nüssen aller Art, Honigwaben und Kaffee. Dazu schwere Datteln, Rosinen, Kirschlikör, Orangenöl und etwas Möbelpolitur. Ein malzig-getreidiger Unterton bleibt ihm dennoch erhalten, sodass ich ihn (mit dem Wissen was es ist) mehr als Whisky erkenne. Im Blindtasting wäre ich aber vermutlich eher bei Armagnac gelandet. Eine schöne und edle Nase, die mich ziemlich abholt. Das Gefühl von "Alter" kommt hier deutlich mehr auf.

GAUMEN: Auch cremig und tendenziell eher weich, aber wieder kräftiger und intensiver als der Spica. Dann baut sich aber recht schnell viel Eichenwürze mit Leder, Gewürzen wie Muskat, Pfeffer und Piment auf. Recht trocken.

ABGANG: Es bleibt eichenwürzig und leicht pfeffrig. Leder, Feigen und etwas Menthol. Ziemlich trocken.

KOMMENTAR: Nach der schönen und einlullend weichen Nase überrascht die doch teilweise schon recht heftige Eiche beim Trinken. Nach 42 Jahren ja auch eigentlich kein großes Wunder.
89/100
Ich fand die beiden Blends echt gelungen und sehr angenehm zu trinken und vor allem zu verriechen, aber man merkt es dann doch etwas, dass das hier "nur" Blends sind. Der neutrale Grain dürfte für die Weichheit sorgen und das Blenden an sich für ein harmonisches und irgendwo auch "langweiliges" Gesamtbild (Oh Mann, das soll eigentlich nicht so negativ klingen). Da kommt bei Single Malts viel mehr Charakter durch. Oder ist das das Alter? Aber ich muss an dieser Stelle auch gestehen, dass ich noch keinen so alten Single Malt getrunken habe.

Montag, 21. September 2020

Quick-Notes: Glenallachie 12 Jahre 46%

Mit diesem Post möchte ich eine neue Post-Kategorie auf diesem kleinen Blog einführen: Die sogenannten "Quick-Notes" (QN). Wer meinen Blog regelmäßig verfolgt, dem wird sicherlich aufgefallen sein, dass ich meine Posts immer als Vergleichs-Tasting konzipiere. Also mindestens 2 Abfüllungen (meistens aber 4 oder mehr), die sinnvoll miteinander verglichen werden können (z.B. gleiche Destillerie, gleiche Herkunft/Stil, ähnliches Alter, gleiche Fassart usw.). Soviel Erkenntnis, "Bildung" und Genuss diese Art von Flights auch bringen mögen, machen sie aber auch einiges an "Arbeit". Monatelages Sammeln von Samples mit einem gewissen Hintergedanken, also einer Idee für einen Flight, Zurückhalten dieser Samples bis zu ihrem Einsatz und dann natürlich noch Zeit und Konzentration um diesen Flight durchzuführen.

Versteht mich bitte nicht falsch. Das alles bereitet mir sehr viel Freude und macht für mich auch einen Großteil dieses Hobbies aus, aber mir ist in den letzten Wochen aufgefallen, dass es hier für mich etwas Auflockerung bedarf ab und zu. Genau hierfür sind eben die Quick-Notes gedacht. In diesen Posts nehme ich mir die Freiheit auch einfach mal ein kleines Sample zu probieren, was ansonsten nur verstauben würde, weil es in kein Thema passt oder auch nie passen wird, weil ich nicht von jeder Brennerei Samples sammeln kann. Das würde meinen finanziellen und auch logistischen Rahmen sprengen. Von daher: Die Quick-Notes haben kein Konzept, kein Titelfoto und keine große Facebook-"Promotion". Einfach etwas Whisky, Rum oder anderes, was ich in aller Kürze hier festhalte. Die Wertung ist demnach noch mehr mit Vorsicht zu genießen, da mir der Vergleich fehlt in diesem Moment. Es ist also noch mehr ein Bauchgefühl als sonst.

Wer sich also (warum auch immer) für diese Quick-Notes besonders interessiert, sollte regelmäßig hier gucken oder meine Facebook-Seite "In Spiritus Veritas" abonnieren; denn nur dort werde ich diese Art Posts posten. Jetzt reichts aber mit dem Gelaber; es soll hier ja eigentlich "quick" gehen ;-)


Glenallachie 12 Jahre
Original, 46%
Glenallachie ist seit der Übernahme von Billy Walker ein richtiger Hype. Den 18er fand ich leider recht enttäuschend. Mal sehen wie es mit dem 12er aussieht. Das neue optische Design von Glenallachie grenzt an einen Totalausfall, meiner Meinung nach. Aber das wurde ja schon lang breit auf diversen Platformen diskutiert und soll uns jetzt hier nicht weiter aufhalten..
NASE: Zugleich sauer und süß. Wein- bzw. Fruchtgummi, die ich bisher bei Glenallachie immer hatte, sind auch hier sehr präsent. Die 46% merkt man ihm positiv an. Da kommt einfach deutlich mehr rüber als bei den üblichen 40%tern. Nach einer Weile wandelt sich der Weingummi mehr und mehr in Trockenfrüchte um.

GAUMEN: Ölig und süß. Kuchen, etwas Trockenfrüchte und Nüsse.

ABGANG: Durchaus kräftig mit Trockenfrüchten und Nüssen.

KOMMENTAR: Auch wenn hier jetzt relativ von Trockenfrüchten und Nüssen gesprochen wurde, ist der hier keine Sherrybombe. Ein schöner Standard, der mehr zu bieten hat als die 12-jährigen von z.B. Glenlivet oder Glenfiddch.
82/100

Freitag, 18. September 2020

2x Port Mourant 1999 - Tropisch vs Continental

Mein kleiner Guyana-Ausflug geht weiter. Dieses Mal mit zwei Rums aus der ehemaligen Uitvlugt-Destillerie. Uitvlugt hat bis 1999 Rum gebrannt - 1999 war also der letzte Jahrgang in dieser Destillerie. Dort waren bis zur Schließung zwei Stills in Gebrauch: Einmal eine Savalle-Column-Still aus 2 bzw. bis zu 4 Säulen und die berühmte und uralte "Wooden Double Pot-Still", die 1955 von Port Mourant nach Albion und dann 1968 von Albion nach Uitvlugt verlegt wurde. Und eben genau aus letzterer kommen die beiden heutigen Rums. Mit Port-Mourants hatte ich bisher oft so meine Schwierigkeiten. Aber das kann auch an den eher jungen Abfüllungen neuerer Jahrgänge gelegen haben. Wir werden sehen...
El Dorado Port Mourant
1999 16 Jahre "PM"
DDL, 61,4%,
Hier haben wir es mit 16 Jahren tropscher Reifung in den Lagerhäusern von Uitvlugt und Diamond (DDL) zu tun. Rum Tasting Notes App Link.
NASE: Intensiv, fruchtig und dunkel. Würzig und ledrig zu Beginn. Die typischen Gewürze, die man von Port-Mourant-Rums erwartet sind sofort anwesend. Anis, Fenchel, Koriandersamen. Diese haben sich mit einer herrlichen, teils tropischen, Fruchtigkeit von Bananen, Mangos, Waldbeeren, Rosinen, Dosen-Aprikosen und Pflaumenmarmelade verbunden. Dazu machen sich die 16 Jahre in den Tropen durchaus sehr heftig bemerkbar. Karamell, Vanille, Leder, Tabak und Zimt bilden ein dunkles, schweres Fundament. Richtig geile Nase!

GAUMEN: Viel Eiche - hier wird die intensive tropische Reifung dann doch sehr deutlich - und eine warme (natürliche) Süße. Der Alkohol ist nicht zu spüren. Dazu Bananen, Mangos, Beeren, Zimt und Nelken.

ABGANG: Zuerst ordentlich Menthol von der Eiche, dann leicht pfeffrig scharf und trocken. Mit Anis, Fenchel und Lakritz/Melasse lange ausklingend.

KOMMENTAR: Die Nase ist echt bombastisch und würde bei mir bei weit über 90 Punkten liegen, allerdings macht sich beim Trinken die Eiche für meinen Geschmack dann doch etwas zu sehr breit. Deshalb "nur"...
89/100
Uitvlugt 1999/2018
18 Jahre "MPM"
Cadenhead's, 58,7%,
Wie lange dieser Rum noch in Guyana verbrachte oder ob er gleich als Bulk nach Europa kam, ist mir natürlich nicht bekannt. Aufgrund der recht hellen Farbe tippe ich hier aber auf 100%ige Reifung in Europa. Rum Tasting Notes App Link.
NASE: Im direkten Vergleich deutlich "leiser" und "heller" als sein Tropen-Bruder. Wieder Anis, Fenchel und Koriandersamen, aber eher subtil alles. Die Nase hat ein sehr cremig-süßes Grundgefühl: Gezuckerte Dosen-Aprikosen und -Ananas, etwas Bananen und viel cremige Vanille. Alles sehr filigran, angenehm und komplex. Hier haben wir wieder diese herrliche Fruchtigkeit, dieses Mal aber nicht ganz so tropisch, intensiv und dunkel. Sehr schöne Nase!

GAUMEN: Cremig, geschmeidig und süß. Wieder die Dosen-Früchte, Vanille und die Gewürze. Spiegelt 1:1 das Bouquet wieder.

ABGANG: Intensiver Auftakt, kurze Explosion im Mund. Blaubeeren, Minze, Anis und Vanille. Dann cremig-süßes Ausklingen.

KOMMENTAR: Der ist echt lecker. Im ersten Augenblick habe ich gedacht er könnte dem El Dorado nicht das Wasser reichen, aber weit gefehlt. Die Nase ist zwar nicht ganz so himmlisch wie beim Vorgänger, dafür kann dieser hier am Gaumen und im Abgang etwas mehr Punkten. Unentschieden ;-)
89/100
Sobald Port Mourants eine gewisse Reife haben, finde ich die anscheinend echt richtig gut. Oder lag das am Jahrgang 1999? Das gilt es noch herauszufinden...

Freitag, 11. September 2020

L'Encantada Armagnac: Lous Pibous 1993 & 2004

Die Armagnac von Pibous sind zur Zeit in aller Munde, besonders in den USA. In den letzten Jahren entstand ein regelrechter Hype um diese Armagnacs, da ihr Stil dem von richtig guten alten Bourbons gleichen soll. Nur eben zu einem Bruchteil des Preises. Aber sehen wir selbst...
Domaine Lous Pibous 2004/2020
L'Encantada, 55,7%, Fût N°223
NASE: Sofort Assoziationen zu Bourbon. Da ist viel Eiche mit Karamell, Vanille, Leder und Möbelpolitur und etwas Klebstoff. Weiter noch Rosinen, Bratapfel, Zimt und Créme brûlée. Er hat definitiv etwas Traubenaroma (die Rosinen), aber ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob ich ihn im Blindtasting als Brandy erkannt hätte. Nach etwas Standzeit entwickelt sich im Hintergrund ein Aroma von Salzgurken, das entfernt an Tequila erinnert und mich ehrlich gesagt hier in diesem warmen und dunklen Aromenmix irritiert. Mit etwas Wasser kommen die Trauben etwas mehr durch.

GAUMEN: Kräftig mit vielen Backgewürzen wie Zimt und Piment, Leder, Rosinen und Toffee. Es baut sich eine gewisse pfeffrige Schärfe und Würze auf. Der Alkohol ist aber gut eingebunden. Ich denke die leichte Schärfe kommt aus dem Destillat und vor allem aus der Eiche. Die Salzgurken habe ich hier nicht mehr.

ABGANG: Deutliche Tannine aus der europäischen Eiche. Sehr würzig und leicht bitter. Es bleibt aber dennoch eine Toffee-Rosinen-Süße erhalten auch wenn ich den Abgang definitiv als trocken bezeichnen würde.

KOMMENTAR: Das ist sicherlich eine tolle Abfüllung, die zu Recht gefragt ist, aber meinen Geschmack trifft sie hier nicht so in vollem Maße. Der "Brandy" fehlt mir hier tatsächlich zu einem guten Stück und auch die Salzgurken aus der Nase haben mir nicht so gut gefallen.
84/100
Domaine Lous Pibous 1993/2019
L'Encantada, 53,8%, Fût N°13
NASE: Erinnert sofort deutlich mehr an Brandy. Aber da sind doch ein paar Tropfen Demerara-Rum drinnen, oder? Rosinen, Marzipan, Orangenschalen, Nelken, Kakao, Karamell und etwas Möbelpolitur. Wirkt gesetzt und edel und gefällt mir deutlich besser als der 2004er, da hier mehr ein Brandy-Gefühl durchkommt und auch diese Tequila-Note nicht vorhanden ist.

GAUMEN: Kraftvoll mit Ingwer, Orange, Karamell, Rosinen, Möbelpolitur und Pfeffer. Ich habe wieder gewisse Rum-Assoziationen. Der Alkohol ist auch hier recht gut eingebunden.

ABGANG: Überraschend weich und geschmeidig. Die Tannine halten sich spürbar zurück, auch wenn sie natürlich präsent sind. Viel Nelken, Piment, Pfeffer und Trockenfrüchte. Hintenraus sehr trocken und astringierend.

KOMMENTAR: Der gefällt mir deutlich besser als der 2004er. Hier habe ich mehr das Gefühl einen Armagnac zu trinken und auch der Rum-Twist hat mir sehr gut gefallen.
87/100

Montag, 7. September 2020

Velier Caroni Employee 2000 "Nita"

Meine Reviews zu den Velier Caroni Employees 2020 geht in die letzte Runde - dem Jahrgang 2000. Da hiervon noch einige Samples in meinem Schrank auf ihren Einsatz warten, nutze ich diese Gelegenheit für einen großen 2000er-Vergleich. Die heutige Menüfolge sieht folgendermaßen aus:

- 12 Jahre Extra Strong
- 15 Jahre Millenium
- 15 Jahre SC The Nectar
- 15 Jahre SC Juul's
- 17 Jahre EU-Version
- 17 Jahre SC Eataly
- 18 Jahre Replica
- 19 Jahre Employee Nita.

Wir haben also eine Reifungsspanne von 7 Jahren vor uns mit ABVs zwischen 50% und etwas über 70%. Es dürfte sehr spannend und heftig für die Sinne werden. Um mich in den kommenden Notes nicht dauernd zu wiederholen: Die Fassstärken (Nita und gerade die drei Single Casks) waren zu Beginn deutlich verschlossener als die anderen und brauchen definitiv 1-2 Stunden zum Öffnen. Nita kommt auch mit etwas weniger schon aus. Vielleicht sogar mit einem Tropfen Wasser zum Ankitzeln bei den SCs. Gerade der Nectar ist extrem verschlossen. Legen wir los...
Caroni 12 Jahre "Extra Strong"
Velier, 50%, 2000/2012
Mit 30.000 Flaschen das Velier-Caroni-Bottling mit der größten Auflage. Zu einem Ausgabepreis von unglaublichen 35-40€. Ich denke jeder Caroni-Fan hatte den schonmal im Glas. Wenn nicht, bitte unbedingt nachholen! Rum Tasting Notes App Link
NASE: Sehr Stil-typisch. Wir haben hier eine Menge Brennerei-Charakter mit Gummi, Benzin und Teer. Dazu Toffee und eine schöne Fruchtigkeit mit Mangos und Orangen. Die Verdünnung von wahrscheinlich ca. 70% runter auf 50% und das junge Alter merkt man ihm allerdings an. Durch die Verdünnung wurde ihm schon der ein oder andere Zahn gezogen. Die Jugend wiederrum ist ganz spannend, da eben weniger Fass und mehr Brennerei-Charakter durchkommt.

GAUMEN: Auch hier bemerke ich die Verdünnung. Dennoch kommt da ganz viel kribbelnder Gummi und Teer gepaart mit etwas von der Süße aus der Nase. Zuerst ölig und dann immer trockender werdend.

ABGANG: Sehr trocken und zunehmend bitter werdend. Am Ende bleibt der volle dreckige Caroni-Flavour im Mundraum hängen.

KOMMENTAR: Was soll ich da noch groß neues sagen? Damals hätte man gar nicht genug Flaschen kaufen können zu dem Ausgabepreis. Ein echt schöner Bilderbuch-Standard-Caroni, der dann aber mit seinen großen Brüdern (auch der anderen Jahrgänge) einfach nicht mithalten kann in Sachen Reife und Komplexität.
86/100
Caroni 15 Jahre "Millenium" Magnum
Velier, 60%, 2000/2015
NASE: Ich empfinde das Bouquet als logische Fortsetzung des 12ers. Die 10% mehr Alkohol und 3 Jahre mehr spürt man hier. Alles ist etwas intensiver und dunkler. Der Brennerei-Charakter kommt auch hier sehr gut raus, wenn auch in leicht anderer Form. So wie weiter unten beim Eataly Single Cask, habe ich auch hier eher verbranntere Noten. Verbranntes Karamell, verbranntes Gummi und eine andere "Fehl"-Note, die ich kenne, aber gerade einfach nicht abrufen kann. Dazu im Hintergrund die so oft typischen Noten von Menthol und Erkältungssalben wie "Wick Vaporup". Mir gefällt die Nase sehr gut.

GAUMEN: Auch hier spürbar kraftvoller mit viel Gummi und süßem Toffee. Weniger Frucht als beim 12er, aber dafür mehr Toffee und insgesamt süßer. Die trockene, leichte Bitterkeit des 12ers ist hier weniger. Hinzu kommt wieder das Methol aus der Nase.

ABGANG: Auch hier Gummi, Teer, Menthol und deutliche Eichennoten. Eine leichte Bitterkeit setzt ein. Trockener werdend.

88/100
Caroni "Juul's"
Single Cask 15 Jahre
Velier, 70,2%, 2000/2015
NASE: Viel Toffee. Cremig und süß wirkt die Nase nach dem ersten Öffnen nach 2 Stunden Atmen! Dann ordentlich Schoko-Kirschen, Orangenöl und Marzipan. Ich habe oft einen Kirsch-Eindruck, wenn sich Eichenaromen mit einem angenehmen Alkoholdunst verbinden. Ich mag das sehr gerne. Besonders dreckig empfinde ich ihn nicht. Klar, Caroni ist sofort zu erkennen. Vor allem Tankstellenaromen sind auszumachen, aber er wirkt irgendwie elegant und edel auf mich. Definitiv eine andere Richtung als das "Eataly" Single Cask weiter unten. Je mehr er sich öffnet und je länger ich schnuppere, gefällt er mir immer besser. Ein echt tolles Bouquet!

GAUMEN: Sehr intensiv, cremig und ölig. Sehr fokussiert und präzise irgendwie. Ein tolles Munsgefühl. Wieder viel Toffee-Süße, Orangenöl und etwas Tankstelle.

ABGANG: Es geht cremig und süß weiter. Wieder konzentriert auf die Hauptaromen dieses Fasses mit einer zusätzlichen Frucht-Komponente, die wie so oft in Richtung Mango geht. Es bleibt der übliche, eher trockene, Gummi-Geschmack im gesamten Mundraum hängen. Herrlich.

KOMMENTAR: Ich empfinde ihn als eher weniger komplex (auf Caroni-Niveau beziehen!), sondern vielmehr eben fokussiert auf wenige Aromen. Die kommen aber echt mega gut rüber. Ein absoluter Spitzen-Rum!
94/100
Caroni "The Nectar"
Single Cask 15 Jahre
Velier, 70,4%, 2000/2015
NASE: Und wieder ein leicht anderes Fass. Im Prinzip dem Juul's recht ähnlich, aber dennoch hat der Nectar für mich eine recht dominante Gewürznote nach Fenchel und Anis, die irgendwie nicht verschinden will. Man ahnt es vermutlich an der Formulierung: Ich finde diese Note nicht so toll. Gleichzeitig fahren hier die dreckigen Eindrücke wieder etwas mehr hoch. Nach beinahe 3 Stunden verschwinden die beiden Gewürze fast komplett und es entwickelt sich eine schöne Möbelpoliturnote. Den Charakter würde auch hier als eher elegant und edel bezeichnen. Eine richtig schöne Nase, die dem Juul's eigentlich (die Fenchel/Anis-Thematik) in nichts nachsteht.

GAUMEN: Was soll ich sagen? Wieder super kraftvoll und zugleich cremig, ölig und süß. Wieder ein herrliches Mundgefühl. Von Anis oder Fenchel spüre ich hier nichts mehr.

ABGANG: Brutal cremig. Einfach großartig. Toffee, Milchkaffee, Gummi und vielleicht eine Rosine. Das wäre doch mal ein Sirup für Kaffeehausketten. Schön Toffee-Gummi-Flavour ;-)

KOMMENTAR: Gleiche Liga wie der Juul's und prinzipiell auch eine sehr ähnliche Charakteristik, wenn auch etwas anders in den Details. Für diese beiden muss man aber echt Zeit mitbringen. Diese Drams sollte man bereits am Spätnachmittag einschenken, damit sie dann abends startklar sind.
94/100
Caroni "Eataly"
Single Cask 17 Jahre
Velier, 68,4%, 2000/2017
NASE: Eher etwas verbrannter im Stil. Verbranntes Gummi, verbranntes Karamell. Dann Tankstelle, eine gewisse tropische Fruchtigkeit und wieder Schoko-Kirschen. Im Hintergrund etwas Schwefel. Die Nase gefällt mir. Sie hat was dunkles und motoröliges.

GAUMEN: Die eher bittere, schwer-ölige und dunkel-angebrannte Richtung wird hier fortgeführt. Walnüsse fallen mir spontan ein. Dazu die Noten aus der Nase. Es entwickelt sich von Schluck zu Schluck eine schöne süße Fruchtigkeit.

ABGANG: Kakao, Toffee, Gummi und Menthol. Die angenehme Süße, die sich bereits am Gaumen gebildet hat, begleitet die Tannine.

KOMMENTAR: Auch wenn die anderen Nerds in der Caroni-Szene den "Eataly" tendenziell eher nicht so schätzen, muss ich sagen, dass er mir echt gut gefällt. Er ist zwar definitiv nicht mein Lieblings-Caroni und ich würde niemals die mittlerweile sehr hohen Preise dafür zahlen, aber ich finde ihn dennoch richtig gut!
91/100
Caroni Employee "Nita"
19 Jahre
Velier, 65,2%, 2000/2020
8 HTR-Fässer haben hier 1247 Flaschen ergeben. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Intensiv, dunkel, voll und dreckig. Man merkt zwar, dass er noch nicht über 20 Jahre alt ist wie beispielsweise die anderen Employees, aber Nita hat schon merklich mehr Eiche abbekommen als alle Vorgänger. Sie ist ja auch quasi "die alte Dame" des Jahrgangs 2000. Der durchaus ziemlich dreckige, Brennerei-typische Style dieses Jahrgangs ist aber immernoch mehr als deutlich zu spüren. Hier fliegen einem ordentlich Gummi, warmer Asphalt und Tankstellenaromen um die Nase! Dazu viel warmes Toffee mit Orangenöl, Kirschen, Marzipan und Minze/Eukalyptus. Eine echt sehr schöne und stiltypische Nase. Der an sich schöne "EU" fällt da doch schon ganz schön ab im Vergleich. 2 Jahre mehr und dann noch als Fassstärke machen sich da echt bemerkbar.

GAUMEN: Viel Gummi und anderer Caroni-Dreck und eine schöne, cremige Toffee-Süße. Dazu Anis und Menthol. Sehr kraftvoll und intensiv und dennoch ist der Alkohol richtig gut eingebunden.

ABGANG: Menthol, Hustenbonbons und Gummi. Die tropische Eichenfracht fährt hier bei mir bis knapp unter die Grenze meiner Komfortzone. Hier hat für mich persönlich der EU die Nase vorn, da dieser ziemlich geschmeidig bleibt.

KOMMENTAR: Auch wenn die ätherische Hustenbonbon-Note für mich grenzwertig ist und mindestens einen Wertungspunkt gekostet hat, bleibt Nita ein echt schöner Caroni und passt wunderbar ins Bild der toll gelungenen dritten Edition der Employees.
93/100
Puh, das war ein Caroni-Marathon! Ich erlaube mir an dieser Stelle ein vorerst abschließendes Ranking des Jahrgangs 2000:

1. Juul's und Nectar - 94 Punkte
2. Nita - 93 Punkte
3. EU - 92 Punkte
4. Eataly - 91 Punkte
5. Millenium - 88 Punkte
6. Replica - 87 Punkte
7. 12-Jahre - 86 Punkte.

Mittwoch, 2. September 2020

Talisker Blindtasting - Alt vs. Neu

Heute geht es mal wieder nach Schottland, genauer gesagt auf die Isle of Skye zu Talisker. Talisker gehört zu den Destillerien von denen ich die Standards (Storm, 10er, D.E., 18er, "57 North") recht gut kenne, aber ich noch nicht wirklich weiter ins Nerdige gegangen bin. Auch muss ich gestehen, dass ich meinen letzten Talisker vor ca. 1 Jahr getrunken habe. Das wird sich heute ändern ;-). Ich habe von einem Rum- und Whiskybuddy aus Stuttgart ein Talisker-Care-Paket geschickt bekommen mit der Bitte - nein, eigentlich war es eine Anweisung - ein großes Blindtasting zu machen. Gesagt getan! Der Begriff "Blindtasting" passt in diesem Fall nicht so richtig; eigentlich war es ein Semi-Blindtasting, da ich die Liste der Kandidaten kannte. Diese waren:
  • Talisker 10 abgefüllt Anfang der 1990er
  • Talisker 10 abgefüllt ca. 2018/2019
  • Talisker D.E. 1991/2002
  • Taslisker D.E. 2006/2016
  • Talisker 1982/2003 20 Jahre in Fasstärke
  • Talisker 25 Jahre abgefüllt ca. 2019
  • Talisker 8 Jahre Diageo Special 2018 in Fasstärke
  • Talisker 15 Jahre Diageo Special 2019 in Fasstärke
Ich habe also 3 recht alte Releases und 5 aktuelle vor mir. Es dürfte äußerst spannend werden. Um es auch für euch etwas spannender zu gestalten, kommen erstmal meine Notes und Wertung zu den Samples 1-8 und die Auflösung dann erst am Ende des Posts.
Blindsample #1
NASE: Zuerst recht mild, zurückhaltend und leicht alkoholisch. Ich denke den lasse ich nochmal etwas atmen... Er öffnet sich, explodiert hier aber nicht gerade aromentechnisch. Wirkt ziemlich "clean" und getreidig. Dazu Zitrus und maritimer Rauch. Je mehr ich daran rieche, desto mehr gefällt er mir in seiner puristischen Art. Klassischer "Whisky-Geruch". Ich hoffe, dass ist jetzt nicht der 20-jähre des Jahrgangs 1982 in Fasssstärke ;-)

GAUMEN: Sehr cremig, etwas sauer. Kraftvoll. Wieder viel Getreide, Zitrus und maritimer Rauch. Wieder recht clean und klassisch.

ABGANG: Leichter Zitrusanstieg, leichte Pfefferschärfe. Dann wieder Getreide und ein cremiges Ausklingen. Am Ende bleibt leichter Lagerfeuerrauch im Mundraum.

KOMMENTAR: Gefällt mir gut. Definitiv lecker. Ich würde hierfür aber nicht besonders viel Geld hinlegen. Auf Grund der fehlender Alkoholpower tippe ich hier auf den aktuellen Standard 10er.
85/100
Blindsample #2
NASE: Cremiger Eindruck. Milder Rauch mit maritimen Einschlag dazu etwas Honig und definitiv ein Sherryeinfluss mit Nüssen und etwas Trockenfrüchten. Kein Sherrybrett, sondern eher hintergründig. Ich würde ihn den aktuellen Abfüllungen zuordnen.

GAUMEN: Etwas wässriges Mundgefühl. Definitiv auf der eher sauren Seite. Dazu etwas Honig und minimal Rauch.

ABGANG: Kein Chili, sehr weich und wenig spektakulär.

KOMMENTAR: Hmm. Die Nase war noch echt gut, aber der Rest war recht langweilig oder bin ich mittlerweile versaut (oder verwöhnt - je nach Standpunkt) von brutal guten Rums in Fassstärke à la Caroni, Hampden oder Demerara?. Wegen des Sherries nehme ich an, dass es die Distillers Edition 2016 war.
82/100
Blindsample #3
NASE: Im Vergleich zu #2 ist der Rauch dezenter und hinterlässt "nur noch" einen maritimen und würzig-fleischigen Charakter und der Sherryeinfluss ist stärker. Leder, Liebstöckel, etwas Säure und Salz. Gefällt mir sehr gut!

GAUMEN: Etwas staubig und trockenes Mundgefühl, was ich irgendwie mit älteren Abfüllungen verbinde. Dazu ölig, auch wenn es sich komisch anhört. Dann Zitrus, etwas Getreide, etwas Salz und eine angenehme leichte Süße.

ABGANG: Schön und mundausfüllend. Lange bleiben alle Aromen noch im Mundraum und klingen langsam aus. Süß-sauer, leicht salzig. Dazu etwas Honig, Gewürze und vielleicht eine Rosine.

KOMMENTAR: Sehr voll. Es werden alle Geschmackssinne angesprochen. Ich schätze hier haben wir es mit dem 20-jährigen 19982/2003 zu tun.
90/100
Blindsample #4
NASE: Deutlich süßer als die Vorgänger. Bourbon-Süße, Zuckerwatte, Weingelee. Der Rauch ist erkennbar, aber die maritime Note wird durch die Süße überdeckt. Fällt komplett aus dem Raster der heutigen 8 Samples irgendwie. (Nach dem ersten Schluck kommt der Rauch mehr raus und es kommt eine Heu-Note dazu. Auch die Süße verschwindet etwas.)

GAUMEN: Sehr kraftvoll. Ich tippe hier auf eine Fasstärke. Salziger Lagerfeuerrauch, Getreide und Zitrus.

ABGANG: Beginnt Chili-scharf und wird dann etwas sauer und zunehmend trockener. Zitronen über Lagerfeuer geräuchert bleiben lange im Mundraum hängen.

KOMMENTAR: Ich tippe auf den 8er in Fasstärke, da er jung, kraftvoll und recht "simpel" wirkt.
87/100
Blindsample #5
NASE: "Old-bottle-flavour" mit muffigen Bücherkisten aus dem Keller. Gesetzte "old school" Sherrynoten im Hintergrund. Etwas Liebstöckel, Honig(waben), Trockenfrüchte. Der Rauch ist spürbar zurückgegangen (oder liegt das daran, dass sich meine Nase gewöhnt hat?) und der Malt wirkt insgesamt recht alt. Leichte Säure, leichte Salzigkeit. Eine echt sehr schöne Nase!

GAUMEN: Der Eindruck und die Aromen aus der Nase setzen sich hier ohne Überraschungen fort. Cremig-weiches Mundgefühl. Süß-sauer. Viel Sherryeindrücke ohne dass diese draufgeklatscht wirken.

ABGANG: Zu Beginn wieder Chili, dann leichte Säure und etwas Getreide und maritime Eindrücke. Der Hauptteil des Abgangs ist eher schneller weg. Was länger bleibt ist leckerer rauchiger Seetang.

KOMMENTAR: Das muss ein altes Bottling sein. Wegen des Sherries nehme ich an es ist die Distillers Edition 1991/2002. Sehr gelungen!
91/100
Blindsample #6
NASE: Im Gegensatz zu #5 ist der Charakter hier eher moderner. Der maritime Rauch ist deutlich stärker. Dazu viel Honig, Orangen und Nüsse. Sauer-süß. Eine schöne und aromatische Nase. Weder jungendhaft noch alt. Vielleicht der 15er aus 2019?

GAUMEN: Kraftvoll und ölig. Der Rauch zieht etwas an. Weiterhin Nüsse, leicht marzipanig und Orangen(schalen). Dazu Seetang und anderes maritimes.

ABGANG: Etwas kühlend mit Eukalyptus oder Minze. Dann sauer-süß, wobei süß spürbar stärker ist. Mittel-lang bis lang.

KOMMENTAR: Der ist definitiv mehr als solide. Aromatisch und kraftvoll. Ich tippe auf das Special Release 2019, den 15-jährigen.
88/100
Blindsample #7
NASE: Hier wieder gesetzter. Mehr Eiche. Marzipan mit Orangenschalen und Mangos. Der Rauch ist dezenter, aber verbindet sich perfekt mit dem Marzipan. Viel Meereseindrücke. Sehr schön! Sehr geschmeidig und gedieden.

GAUMEN: Kräftiger als gedacht. Ordentlich Eiche. Der Rauch nimmt zu. Bitter, sauer, salzig und süß. Alles mit an Bord.

ABGANG: Trocken, leicht bitter (Hier ist definitiv viel Eiche dabei.) und maritim.

KOMMENTAR: Sehr schön und elegant. Es kann eigentlich nur der 25er sein.
90/100
Blindsample #8
NASE: Zu Beginn etwas säuerlich. Irgendwas erinnert mich hier an Eukalyptus-Bonbons aus der Apotheke. Die Stärke des Rauches kann ich mittlerweile ehrlich gesagt nicht mehr so ganz einschätzen. Meine Nase nimmt den eh schon recht schwachen Talisker-Rauch jetzt kaum mehr wahr. Dennoch würde ich ihn auf Grund seiner salzig-maritimen Art niemals den nicht-rauchigen Whiskies zuordnen. Nach einer Weile geht die Eukalyptus-Note fast komplett zurück und es entwickelt sich eine recht würzig-fleischig-deftige Note. Dazu eine schöne Fruchtigkeit von hellen Früchten und etwas Nüsse und Honig. Sehr kraftvoll und aromatisch. Sehr schön!

GAUMEN: Sauer-süß zu Beginn, dann kribbelnd würzig, leicht scharf und dann immer süßer werdend.

ABGANG: Die Süße nimmt weiter zu. Cremig und ölig und trotzdem kraftvoll mit einer leichter Schärfe. Lange anhaltend mit würzig-deftigen Aromen.

KOMMENTAR: Sehr schön und robust. Die Eukalyptus-Note zu Beginn hatte mir erst nicht so gefallen, aber die würzigen Elemente, die dann das Ruder übernommen haben, waren richtig, richtig gut! Ich denke, dass es der 10er aus Anfang der 1990er ist.
90/100
Boah war das schwierig! Mein lieber Schwan! Zwischendurch war ich kurz komplett überfordert und habe den Überblick verloren. In einem Parallel-Tasting 8 Whiskies einer Destillerie zu vergleichen ist schon hart und eine echte Sinnesanstrengung, aber das Ganze auch noch halbblind zu machen ist echt heftig. So jetzt aber Trommelwirbel....trtrtrtrtrtr...die Auflösung (geordnet nach meiner Punktwertung):

  • Sample #5 - 91 Punkte (Talisker 10 Anfang der 1990er)
  • Sample #3 - 90 Punkte (Talisker 10 aktuell)
  • Sample #7 - 90 Punkte (Talisker 25 aktuell). Richtig erraten!
  • Sample #8 - 90 Punkte (Talisker 1982/2003)
  • Sample #6 - 88 Punkte (Talisker D.E. 1991/2002)
  • Sample #4 - 87 Punkte (Talisker 8 2018). Richtig erraten!
  • Sample #1 - 85 Punkte (Talisker 15 2019)
  • Sample #2 - 82 Punkte (Talisker D.E. 2006/2016). Richtig erraten!

Oh Mann, was für eine Überraschung! Der aktuelle 10-jährige hat 90 Punkte bekommen! Und dass der alte 10-jährige, der vermutlich auch ziemlich günstig war damals als Gewinner des Abends hervorging ist auch bemerkenswert. Insgesamt habe ich damit nur 3 von 8 möglichen Treffern erzielt. Es ist also noch Luft nach oben würde ich sagen, obwohl ich ehrlich sagen muss, dass mir kleinere Flights mehr Spaß machen.

Nachtrag:
Mit dem Wissen nach der Auflösung musste ich mir nochmal den aktuellen 10er eingießen. 90 Punkte für einen 30€-Whisky?!?! Jetzt würde ich ihm tatsächlich keine 90 Punkte mehr geben. Vielleicht eher 86-87, was aber für 30€ immernoch echt richtig, richtig gut ist! Oder ist das alles nur Psyche?