Donnerstag, 27. August 2020

Velier Caroni Employee 1998 "Ganesh"

Ich setze meinen kleinen Ausflug zu den neuen Velier Caroni Employees fort. Heute mit dem Jahrgang 1998 und dem Employee Ganesh. Als Herausforderer muss dieser sich heute dem guten alten Dennis stellen; dem 1998er Employee der ersten Edition und zugleich auch der beste 1998er (noch vor dem Cadenhead HTR 18 Jahre) für mich. Da ich in meinem Sampleschrank noch ein paar 1998er Samples habe, die ich hier noch nicht besprochen habe, wie bspw. den sogenannten "No Smoking", werde ich die heutige Gelegenheit nutzen und auch sie mit auf den Tisch packen. 5 Caronis warten auf mich - fangen wir besser an...
Caroni 1998 15 Jahre
"Extra Strong"
Velier, 52%,
Fangen wir zum Aufwärmen mit einem Caroni-Leichtgewicht aus 2013 an von dem es damals um die sagenhafte 20.000 Flaschen gab, was vermutlich so um die 80 Fässer gewesen sind. Leichtgewicht wegen der recht heftigen Verdünnung auf 52% und eben dem generell recht smoothen Profil dieser Abfüllung. Aber ich greife vor... Rum Tasting Notes App Link
NASE: Weich und rund, aber trotzdem relativ aromatisch. Viel Karamell, Milchschokolade, Vanille. Dazu Kokos, etwas Rosinen, Pflaumenmarmelade und im Hintergrund dann Tankstellen- und Gummiaromen. Es springt einem hier sicherlich kein Über-Caroni aus dem Glas an, aber die Nase macht Spaß und ist sehr angenehm.

GAUMEN: Wieder eher weich und süßlich. Kokos, Milchschokolade, angebranntes Karamell und Gummi.

ABGANG: Zuerst etwas bitter, dann baut sich eine plötzliche Note von ätherischen Ölen auf. Irgendwas in Richtung Minze, Eukalyptus. Eine Mischung aus Süß und leicht Minz-Scharf und kühlend.

87/100
Caroni 1998 16 Jahre HP
"No Smoking"
Velier, 55%,
Machen wir weiter mit dem recht beliebten 33. regulären Velier-Caroni-Release aus dem Jahre 2014, das damals 3850 Flaschen ergab. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Die Grundaromatik ist dem Vorgänger sehr ähnlich, was auch nicht sonderlich überrascht, da nur 1 Jahr älter und nur 3% mehr Alkohol. Dennoch ist der "No Smoking" wesentlich intensiver und die einzelnen Aromen kommen deutlicher hervor. Hier habe ich etwas weniger Milchschokolade und mehr Rosinen und andere Trockenfrüchte. Teilweise in Richtung Honig gehende Süße. Auch die dreckigen Caroni-Aromen sind ausgeprägter mit deutlich mehr frisch geteerter Straße und rauchendem Asphalt.

GAUMEN: Wieder deutlich komplexer als der 15er. Nicht so süß (aber dennoch auch süß), sondern eher leicht bitter. Angebranntes Karamell, Teer, Eiche und Gewürze wie Nelken und Piment.

ABGANG: Es wird wieder etwas süßer nachdem der am Gaumen schon recht trocken war. Teer, Toffee, Gewürze und etwas Orangenschale.

KOMMENTAR: Der "No Smoking" ist schon merklich anspruchsvoller als der 15-jährige "Extra Strong". Hier passiert einfach viel mehr und alles ist auf einem anderen Intensitätslevel. Ein echt schöner 1998er Caroni, der nicht umsonst einen ziemlich guten Ruf hat!
91/100
Caroni 1998 20 Jahre
The Duchess, 64,6%,
Kommen wir zum einzigen Non-Velier der heutigen Runde und somit zum einzigen, der lediglich bis maximal 2007/2008 auf Trinidad lagerte und danach (nach den Caroni-Auktionen) nach Europa gebracht wurde. Damit wäre er 50% tropisch und 50% kontinental gereift. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Der Unterschied zu seinen tropischen Brüdern ist recht deutlich finde ich. Er ist frischer und hell-würziger. Weniger warm und dunkel. Fenchel, Anis, zarte Vanille, Toffee, etwas Haselnüsse, leicht grasig teilweise sogar. Die dreckigen Aromen, hier sehr dominant angekohlter Gummi, sind etwas stärker ausgeprägt als bei den Vorgängern.

GAUMEN: Cremig und leicht ölig trotz der recht hohen Prozente. Spiegelt 1:1 die Nase wieder. Insgesamt wirkt er nicht so einnehmend wie die Veliers.

ABGANG: Recht kurz und wenig spektakulär. Anis, Fenchel, Toffee und etwas Gummi.

KOMMENTAR: Der schwächste der Runde. Bleibt aber trotzdem noch ein leckerer Rum.
85/100
Caroni 1998 21 Jahre
Employee Ganesh "Buju" Ramgobie
Velier, 67%,
Kommen wir nun zum Highlight des heutigen Posts: Der Employee-Abfüllung "Ganesh". Es wurden immerhin 7 Fässer HTR-Caroni des Jahrgangs 1998 nach 21 Jahren Reifung vermählt. Die Reifung hat mutmaßlich gänzlich auf Trinidad stattgefunden und nicht ab 2008 in Guyana so wie es auf dem Label steht. Der Herausforderer Dennis wartet schon im Ring, ähh im Glas. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Super warm, dunkel, süß und intensiv. Mein erster Eindruck nachdem ich nach einer Stunde des Atmens den Deckel vom Glas genommen habe ist extrem positiv. Die 21 Jahre merkt man ihm auf jeden Fall an. Viel warme Eichentöne. Kakao, Zimt, Nelken, Leder, Toffee, Kirschen, Mangos, Trockenfrüchte, Pflaumenmarmelade und Orangenöl. Und schon weit im Hintergrund etwas Teer und Benzin. Der könnte einem in einem Blindtasting als Caroni auch entgehen, was hier nicht negativ zu verstehen ist. Ich vergleiche mit Dennis... Dennis ist spürbar dreckiger, aber auch merklich frischer und weniger eichenbetont. (Alles bitte auf 20 und mehr tropische Jahre und Caroni-Verhältnisse beziehen!). Qualitativ stehen sich beide hier in nichts nach. Heute würde ich aber tatsächlich Ganesh bevorzugen, da mir gerade in diesem Moment dieses warme und dunkle Bouquet mehr zusagt.

GAUMEN: Ölig, cremig und warm. Mundausfüllend. Herrliches Mundgefühl! Sehr kräftig, aber der Alkohol ist echt super eingebunden. Viel Eiche (aber nicht zu viel), angebranntes Karamell, Kakao, Möbelpolitur, Teer und etwas fruchtige Süße. Dennis ist hier im direkten Vergleich deutlich kratzbürstiger und dreckiger. Flacher, wenn man so will.

ABGANG: Recht dreckig mit Teer und rauchendem Asphalt. Trockener werdend. Der Unterschied zu Dennis ist hier nicht mehr so groß.

KOMMENTAR: Ein echt toller Caroni! Ganesh hat mir (heute zumindest) deutlich besser gefallen als Dennis. Ich gebe ihm erstmal stolze 95 Punkte, einen mehr als dem 1996er Employee Vijay. Ich werde mir nach der 2000er Nita nochmal alle neuen Employees vorknöpfen müssen, um deren internes Ranking für mich zu bestimmen.
Nach einem Quervergleich mit den anderen Employees, muss ich echt sagen, dass Ganesh für mich der beste Employee der gesamten Reihe ist! Der hat was (gerade im Bouquet), das mich einfach nicht loslässt.
96/100
Dennis war auf jeden Fall der dreckigste der heutigen Runde. Ein echt toller Caroni, keine Frage. Aber Ganesh hatte da heute bei mir einfach die Nase vorn und ist der "Sieger" des Abends. Auch hier merke ich es wieder: Rankings und Punktewertungen sind echt eine schwierige bis unlösbare Aufgabe. Eigentlich müsste man ständig alles mit allem direkt vergleichen, was natürlich unmöglich ist. Von daher kann ich jedem regelmäßigen Leser dieses kleinen Blogs nur raten, die Wertungen nicht allzu genau zu nehmen, sondern vielmehr als "Gefühl" und grobe Einordnung.

Mittwoch, 19. August 2020

Velier Diamond SVW 1996 & 1999 15 y.o.

Nach den doch etwas enttäuschenden El Dorado "Blended in the Barrel" aus meinem letzten Post, geht es heute das erste Mal auf diesem Blog in das Reich der berühmten "Velier Demeraras", die 2014 leider ein plötzliches Ende gefunden haben. Ich habe (leider) lange inneren Widerstand dagegen geleistet, da Caroni als Laster eigentlich reichen sollte ;-). Wie es aber mit Versuchungen so ist, bin ich ihr nachgegangen...
Deshalb werfe ich heute einen Blick auf das Mark SVW der Diamond-Destillerie. (Hier der Link zum allseits bekannten Artikel von Marco von Barrel-Aged-Mind, für alle, die ganz tief in die Materie eintauchen wollen.) Da erst 1999 auch Uitvlugt geschlossen wurde und von dort die Stills von ehemals Versailles, Port Mourant und Enmore zur Diamond-Destillerie übergingen, stammen die beiden heutigen Abfüllungen mit dem Mark SVW noch aus der "ursprünglichen" Diamond-Destillerie und wurden dort mit einer Coffey-Still aus Metall destilliert. Sehr viel scheint aber zu den ursprünglichen Marks von Diamond nicht bekannt zu sein.
Diamond 1996 15 Jahre "SVW"
Velier, 64,6%,
5 Fässer des Marks SVW des Jahrgangs 1996 wurden 2011 im Alter von 15 Jahren miteinander vermählt. Rum Tasting Notes App Link.
NASE: Sehr intensiv! Ich habe hier ganz viel klassichen Rum-Flavour. Aber auf Crack! Trockenfrüchte, "Rum-Rosinen", Klebstoff und Möbelpolitur, Kokosnussfleisch, Tabak, Leder, Nelken, Zimt, Orangenschale und Orangeat, Kakao, Karamell, Vanille und etwas Melasse. Zu Beginn dominieren etwas die Klebstoff- und Möbelpoliturnoten, treten dann aber immer mehr in den Hintergrund. Definitiv ist eine gute Portion Eiche dabei. Der Grundcharakter des Bouquets ist trocken, eichenwürzig und zugleich fruchtig-süß. Nach ca. 3 Stunden des Atmens und ein paar Tropfen Wasser macht er plötzlich nochmal deutlich mehr auf. Aromenexplosion mit Orangenschale, Nelken, Zimt und Karamell. Sehr, sehr geil!

GAUMEN: Intensiv, süß, leicht cremig und ölig. Karamell, Vanille, Rosinen und Kokos. Auch hier kommen ein paar kleine Tropfen Wasser richtig gut. Die Liga der Nase erreicht er am Gaumen dann aber nicht. Trotzdem noch extrem guter Rum!

ABGANG: Orangen-Schub zu Beginn. Dann Kokos, Rosinen, Nelken, Zimt und Anis. Mittel-lang bis lang.

96/100
Diamond 1999 15 Jahre "SVW"
Velier, 64,7%,
5 Fässer des Marks SVW des Jahrgangs 1999 wurden 2014 im Alter von 15 Jahren miteinander vermählt. Rum Tasting Notes App Link.
NASE: Grundsätzlich ähnlich dem 1996er, was auch zu erwarten war. Dennoch erkenne ich einige klare Unterschiede. Der 1999er hat mehr Klebstoff, Möbelpolitur und sogar einen Hauch Gummi und insgesamt weniger Frucht wie Rosinen und Orangen. Er wirkt etwas verschlossener und leicht weniger komplex als der 1996er. Bei den Gewürzen liege ich hier eher auf der Anis-Seite, wobei der 1996er mehr Nelken und Zimt hat. Auch Wasser tut ihm gut, aber ohne großen Knall-Effekt. (Alles bitte auf dieses unglaublich hohe Niveau beziehen!)

GAUMEN: Wieder ähnliches Territorium. Etwas trockener, mehr Eiche, weniger Frucht.

ABGANG: Ölig, voll und intensiv mit Backpflaumen, Schokolade, Gewürzen, Menthol und etwas Gummi.

94/100
Am Ende hat der 1996 SVW dann doch die Nase vorn, obwohl sich beide (natürlich) in ähnlichen Aromenspektren bewegen. Der 1999er hat einfach deutlich mehr Eiche abbekommen und/oder das Destillat war bereits weniger aromatisch. Die Orangen-Nelken-Zimt-Fracht des 1996ers war einfach himmlisch! Nichtsdestotrotz ist auch der 1999er ein echt toller Rum. Beide zeigen, dass "normaler" Column-Rum, der "nur" 15 Jahre im tropischen Klima reifte echt richtiger Traumstoff sein kann. Ohne High-Ester- oder Caroni-Magic. Einfach "nur" Basic-Rum-Flavour in richtig gut. Puh, das waren jetzt viele Anführungszeichen am Schlus ;-). War echt lecker und ich fürchte, dass das nicht meine letzten Velier-Demeraras sein können hier auf dem Blog!

Donnerstag, 13. August 2020

Velier Caroni Employee 1996 "Vijay"

Ich beginne meinen kleinen Ausflug in die neuen Employees mit dem Jahrgang 1996 - Vijay Ranmarine gewidmet. Wie alle aktuellen Velier Caroni Releases wurde dieser im April 2019 nach dem großen Caroni Tasting in Cognac in Stahltanks umgefüllt. D.h. für alle Releases, die schon kamen (wie "The Last" oder die zweite Edition der Employees) und noch kommen werden, endete die Reifung zu diesem Zeitpunkt. Auch wenn in Online-Shops dieser Fakt oftmals nicht berücksichtigt wird und z.B. "Vijay" als 24 Jahre alt betitelt wird.

Um "Vijay" besser einordnen zu können, schenke ich mir noch den 1996er "Sarge" aus der zweiten Employee-Edition (auch Trinidad-Stock) ein, der mir nicht so wirklich gut gefallen hat (auf hohes Caroni-Niveau bezogen!). Weiterhin steht hier noch ein Glas mit "The Last" auf dem Tisch, der bei mir richtig gut ankam und ebenfalls 23 Jahre alt ist, aber im Gegensatz zu den anderen beiden dem Guyana-Stock entstammt (ab 2008 Lagerung bei DDL in Guyana).

Meine Erwartungen? Ich bin ganz ehrlich: Nach "Sarge" und dem 1998er "Kevon" aus der zweiten Edition bin ich nicht mehr ganz so euphorisch und könnte mir einfach vorstellen, dass mittlerweile einfach alle guten Fässer (zumindest bis einschließlich Jahrgang 1998) bereits abgefüllt worden sind und das Umfüllen in Stahltanks 1-2 Jahre zu spät vorgenommen wurde. Und ja, ich weiss, "The Last" ist hier bei meiner These eine Ausnahme. Nichtsdestotrotz freue ich mich natürlich auf das heutige Tasting und bin sehr neugierig, denn eines muss hier nochmal gesagt werden: (Velier) Caroni ist eigentlich fast immer auf sehr hohem Niveau unterwegs und "Enttäuschungen" entstehen da natürlich sehr schnell, wenn da eine Abfüllung mal nicht die 90-Punkte-Marke knackt!
Caroni 1996 23 Jahre
Employee "Vijay" Ranmarine
Velier, 64,5%,
Lediglich 4 Fässer HTR-Caroni des Jahrgangs wurden hier nach 23 Jahren Reifung auf Trinidad vermählt. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Die Nase ist - wie so oft bei Fasstärken dieser Bauart - anfangs recht verschlossen und gibt erst nach über einer Stunde alle Aromen frei. Schwer, warm und irgendwie weich und cremig präsentiert sich das Bouquet. Viel Eiche, Toffee, Nüsse, Leder, Kakao, etwas Kirschen, Orangenschalen und Rosenwasser. Die üblichen dreckigen Caroni-Aromen sind nach 23 Jahren in Fässern auf Trinidad schon sehr merklich in den Hintergrund gedrängt worden. Dennoch sind sie da und der Rum ist ohne Zweifel als ein Caroni zu erkennen. Der gute "Sarge" wirkt dagegen unausgeglichen, leicht alkoholisch und sehr eichenbetont. Der "Last" im Vergleich ist deutlich fruchtiger und süßer. Bei letzterem habe ich Mangos und andere tropische Früchte sowie Honigeindrücke. Und eine leichte Assoziation zu Cognac oder Armagnac. Etwas traubiges. Ich muss in diesem Moment sagen, dass mir der etwas trockenere "Vijay" etwas mehr zusagt als der ebenso hervorragende "Last". Das könnte aber morgen auch wieder anders aussehen. Je nach Tageslaune denke ich. Und ja, "Sarge" ist draussen, auch wenn dieser kein schlechter Rum ist. Bitte nicht missverstehen.

GAUMEN: Sehr kräftig und intensiv, aber der Alkohol bleibt super eingebunden. Zuallererst breiten sich durchaus ordentlich Tannine mit Menthol und Schwarztee im Mundraum aus. Gefolgt von einer guten Portion Gummi, Toffee und Rosinensüße. Ölig, cremig und bitter-süß. Bei "Sarge" habe ich deutlich mehr Menthol und dazu eine recht auffällige Alkoholschärfe. Der "Last" bringt zwar auch ordentlich Tannine mit, ist aber trotzdem sehr cremig, fruchtig-süß und smooth schon irgendwie. Die dreckigen Elemente habe ich bei letzterem fast gar nicht.

ABGANG: Hier baut sich neben dem Gummi und Menthol eine schöne fruchtige Süße auf. Kandierte Orangen, Rosinen, Mangos. Am Ende deutlich astringierend.

94/100
Ich bin positiv überrascht! "Vijay" hat meine eher nürchternen Erwartungen übertroffen. Der gefällt mir echt richtig gut und ich sehe ihn qualitativ auf gleicher Höhe wie den "Last", auch wenn beide überhaupt nicht gleich sind. "Vijay" ist etwas dreckiger und trockener während der "Last" fruchtiger, süßer und weniger dreckig ist. "Sarge" gehört nach wie vor nicht zu meinen Caroni-Favoriten, obwohl er ein guter Rum ist; das nur nochmal angemerkt.

Dienstag, 4. August 2020

Habitation Velier 2020 - Hampden, Mount Gay, Privateer

Es war mal wieder soweit. Nach Verzögerungen durch Corona erschienen dann endlich die neuen Releases der Habitation Velier Reihe Ende Juni 2020. Velier hat es mal wieder geschafft für Verwirrung auf den Labels zu sorgen, indem die alte Angabe "Esters" durch die allgemeinere Angabe "Congeners" ersetzt wurde. Da Ester lediglich eine Untermenge der Congener sind, fallen die Zahlen jetzt sehr hoch aus. Aber ich möchte gar nicht viele Worte zu den Abfüllungen verlieren und lieber gleich mit dem Tasting beginnnen...

Achja: Auch hier wird es in Zukunft bei Rum-Notes den entsprechenden Link für die tolle "Rum Tasting Notes App" geben!
Privateer 2017 3 Jahre
Habitation Velier, 55,6%,
Das ist mein erster Kontakt mit dieser sehr jungen Destillerie aus New England.
NASE: Sehr süß! Bananenchips, Karamell und Blumenerde. Erinnert hier schon sehr an Bourbons, wenn auch eher an eher simple.

GAUMEN: Wieder sehr süß. Süßer dürfte es auf natürlichem Wege kaum gehen! Die Erde ist weg. Ich habe nur noch Banane und Karamell.

ABGANG: Die Banane geht mehr und mehr in Richtung Mais-Süße, die wieder sehr an Bourbons erinnert. Wirklich sehr süß. Süßer als Bourbon!

KOMMENTAR: Einfach und sehr süß. Der Preis ist lachhaft hoch! Dann lieber einen einfachen Bourbon für 1/5 des Preises. Rum Tasting Notes App.
72/100
Mount Gay 2011 9 Jahre
Habitation Velier, 52,3%,
Zum Vergleich habe ich mir den Habitation Velier Last Ward 2007 eingeschenkt.
NASE: Ziemlich rund, harmonisch und warm. Erinnert mich sofort an Armangnac. Mandeln, Rosinen, Créme brûlée, Tabak und Klebstoff. Generell nicht über-komplex, aber mit schönen, intensiven Eichentönen. Der Last Ward 2007 dazu im Vergleich ist komplexer, fruchtiger und medizinischer mit einem deutlicher Alkoholstich und mehr Klebstoff.

GAUMEN: Sehr "rummig". Eichenwürze, Rosinen, Marzipan und Vanille.

ABGANG: Mehr Eiche, Tabak und Rosinen. Leicht astringierend. Marius von SCR hat Earl Grey erwähnt. Dem kann ich nur zustimmen. Dazu noch Menthol..

KOMMENTAR: Unterscheidet sich deutlich zum Last Ward 2007, der kantiger und aggressiver ist. Der aktuelle ist da wesentlich harmonischer und die Armagnac-Note gefällt mir zur Zeit echt gut. Rum Tasting Notes App.
85/100
Hampden C<>H 2010 10 Jahre
Habitation Velier, 68,5%,
Als einzigen Vergleichspartner, der ähnliche Eckdaten hat, habe ich nur noch das Single Cask HCLF/DOK, welches mir ziemlich gut gefallen hat.
NASE: Zu Beginn sehr viel Klebstoff und Nagellackentferner, Zitrus und vergorene tropische Früchte. Die Eicheneinflüsse halten sich zunächst noch im Hintergrund. Die Esterfracht dominiert hier eindeutig und es wird deutlich, dass wir DOK sehr nahe sind. Nach ca. 1 Stunde atmen wird alles etwas "ruhiger". Die Säure geht zurück und die Lösungsmittel verbinden sich mit Toffee, Marzipangebäck und tropischen Früchten wie Ananas und Mango. Von den 68% ist nur sehr wenig zu spüren. Der HLCF/DOK dazu im Vergleich hat mehr Orange und etwas weniger Nagellackentferner und wirkt tatsächlich nicht ganz so harmonisch.

GAUMEN: Sehr cremiges Mundgefühl. Zu Beginn süß, dann zunehmen saurer und astringierender. Der Alkohol ist nicht zu spüren. Das ist echt unfassbar bei 68%! Der ganze Mundraum wird geflutet von Lösungsmitteln, überreifen Mangos, Ananas, Orangen. Deuutliche Tendenz ins Saure, aber noch absolut OK. Ich bin da echt empfindlich was Säure angeht.

ABGANG: Süß und sauer. Zugleich ölig und cremig. Es baut sich hier zunehmend Eichenwürze auf. Die Lösungsmittel und der warme Grundflavour bleiben noch lange im Mundraum hängen.

KOMMENTAR: Wieder mal ein sehr leckerer Hampden. Die Lösungsmittel und die Säure gehen hier schon gut nach vorne, aber dennoch hat er was "entspanntes". Und das bei 68%! Rum Tasting Notes App.
92/100

Samstag, 1. August 2020

El Dorado
"Blended in the Barrel" 2019

Diese Abfüllungen sind zwar nicht mehr brandaktuell, aber irgendwie kam ich bis heute nicht dazu sie zu probieren. Sicherlich wird auch ein Grund dafür sein, dass sie im allgemeinen nicht so gut in der Rum-Community ankamen. Ich fange einfach mal an...
Achso, was mir noch aufgefallen ist, sind die sehr niedrigen Fasstärken. Ich kann mir hier nur vorstellen, dass sie beim Befüllen der Fässer und Blenden der Marks bereits mit Wasser verdünnt wurden.
El Dorado
Diamond + Port Mourant 2010
DDL, 49,1%,
Hier wurden Rums aus der Metal-Coffey-Still von Diamond mit welchen aus der hölzernen Pot-Still von (ehemals) Port Mourant gemeinsam in Fässer gefüllt.
NASE: Dunkel und warm mit Rosinen, Nelken, Zimt und generell Melasse-Eindrücken. Angenehm, trotz eines leichten Alkoholstiches. Aber vom würzigen Port Mourant ist echt keine Spur!

GAUMEN: Süß mit Karmaell und Rosinen. Dazu Leder und Tabak. Das Mundgefühl und die Süße kommen wir wieder mal bei El Dorado etwas unrealistisch vor. Wurde da nachgesüsst?

ABGANG: Mehr Süße kombiniert mit herberen Noten wie Tabak, Kaffe/Kakao und Melasse.

KOMMENTAR: Generelles Kommentar zu allen weiter unten. Rum Tasting Notes App.
79/100
El Dorado
Port Mourant + Uitvlugt 2010
DDL, 51%,
Hier wurden Rums aus der hölzernen Pot-Still von (ehemals) Port Mourant mit welchen aus der French-Savalle-Column-Still von (ehemals) Uitvlugt gemeinsam in Fässer gefüllt.
NASE: Sehr parfümiert. Hier habe hier sofort Assoziationen zu billigem (und vermutlich armomatisiertem) Brandy aus dem Spanienurlaub. Viel Trauben und Rosinen, Kirschen in Schokolade. Dahinter etwas Gewürze und Kräuter, die man durchaus Port Mourant zuschreiben könnte. Auch hier wieder ein leicher Alkoholstich.

GAUMEN: Süß und würzig, wobei die Süße deutlich dominiert. Karamell, Milchkaffe, Melasse und Rosinen. Auch hier habe ich ein "Dosage"-Gefühl.

ABGANG: Mehr Süße mit Karamell, Rosinen und Kokos.

KOMMENTAR: Generelles Kommentar zu allen weiter unten. Rum Tasting Notes App.
80/100
El Dorado
Port Mourant + Uitvlugt + Diamond 2010
DDL, 49,6%,
NASE: Dunkel und warm. Geht hier in mehrere Richtungen durch die 3 Anteile. Wieder Rosinen, Nelken, Zimt und Melasse. Dazu noch Gewürze wie Anis und Kreuzkümmel. Auch Kokos ist dabei.

GAUMEN: Süß, aber nicht so stark wie die anderen. Lakritz, Rosinen, Melasse, Zimt und Nelken.

ABGANG: Süße und etwas mehr Würze wie Melasse, Lakritz und Kaffee. Hier habe ich das Gefühl, die Süße könnte gerade so echt sein.

KOMMENTAR: Generelles Kommentar zu allen weiter unten. Rum Tasting Notes App.
83/100
El Dorado
Uitvlugt + Enmore 2008
DDL, 49,1%,
French-Savalle-Column-Still und hölzerne Coffey-Still von (ehemals) Enmore.
NASE: Dunkel und warm. Spürbar reifer als die 2010er mit deutlich mehr Eiche. Karamell, Schokolade, Rosinen, Nelken, Muskat, Melasse und etwas Leder.

GAUMEN: Hmm. Irgendwie noch ein bisschen langweiliger als die Vorgänger. Süß, Milchkaffee mit Karamell und Rosinen.

ABGANG: Süß mit Rosinen, Melasse und Karamell. Am Ende blitzt plötzlich noch eine Alkoholschärfe auf.

KOMMENTAR: Generelles Kommentar zu allen weiter unten. Rum Tasting Notes App.
81/100
Das war nichts heute! Schaut man sich z.B. Albion 2004 und Skeldon 2000 von El Dorado an, fragt man sich, warum DDL nicht öfter so tolle Rums abfüllt. Die 4 "Blended in the Barrel" waren echt uninspirierend und mehr oder weniger gleich, was man denke ich auch ganz gut aus den Beschreibungen rauslesen kann. 4 Abfüllungen waren einfach komplett unnötig. Und mir kann keiner erzählen, dass hier kein Zucker drinnen ist! Meine Samplegrößen reichen leider nicht für einen Hydrometertest aus, um das zu überprüfen. Dennoch muss ich natürlich erwähnen, dass die Rums trotzdem irgendwie lecker sind. Nett zu trinken, ja. Mehr aber auch nicht. Vor allem nicht zu den echt hohen Preisen, die hier meiner Meinung nach überhaupt nicht gerechtfertigt sind..