Freitag, 27. November 2020

Velier Caroni Employee 2000 Basdeo "Dicky" Ramsarran

Zur großen Überraschung der Caroni-Fan-Gemeinde hatte Velier diesen Herbst das 4. Release der Caroni Employees und damit das 2. in 2020 auf den Markt gebracht. Damit fehlen nur noch 4 Employee-Abfüllungen insgesamt, die 2021 dann released werden sollen. Was auffällig an dieser 4. Release-Reihe ist, ist das Fehlen des Jahrgangs 1996. Es gibt zwei 1998-Abfüllungen und eine des Jahrgangs 2000. Für mich könnte das durchaus bedeuten, dass es keine 1996er-Employees mehr geben wird. Warum sonst sollte man diese Release-"Ästhetik" brechen?! Das sind aber nur Vermutungen meinerseits. Ich fange heute mit dem Release des Jahrgangs 2000 an, dem Employee Basdeo "Dicky" Ramsarran, der 20 Jahre bei Caroni gearbeitet hatte. Daneben werde ich mir die 2000-Abfüllung der 3. Release-Reihe einschenken, nämlich Nita "Nitz" Hogan. Wie üblich lasse ich beide Rum weit über eine Stunde atmen.
Caroni 2000 19 Jahre
Employee 2000 Basdeo "Dicky" Ramsarran
Velier, 64,3%
6 Fässer HTR-Caroni des Jahrgangs 2000 wurden hier nach 19 Jahren Reifung auf Trinidad vermählt. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Eine schöne, intensive und stiltypische 2000er Caroni-Nase empfängt mich. Einiges an Gummi-, Tankstellen-, Asphaltaromen und Altmetall kommen mir da entgegen. Dazu schöne warme Eichentöne von den 19 Jahren tropischer Reifung. Vanille, Karamell, Marzipan, Zimt, Orangenschalen. Ich vergleiche parallel mit Nita: Diese ist dunkler und reifer. Weniger dreckige Caroni-Noten und dafür Kirschen, Kakao, mehr Nüsse und etwas Menthol. Beide Bouquets gefallen mir sehr, sehr gut und ich könnte da jetzt keinen Favoriten wählen.

GAUMEN: Sehr intensiv und kräftig. Die knappen 65% machen ordentlich Druck ohne dass dabei aber der Alkohol als solches störend zu merken wäre. Es bleibt ein öliges Mundgefühl mit Gummi, Asphalt, Karamell und Eiche. Die Eiche wird mir hier aber an keiner Stelle zu viel, was bei tropischer Reifung schnell passieren kann und sich dann eine Menthol-/Hustenbonbonnote breit macht. Hier keine Spur davon. Gefällt mir richtig gut! Im Vergleich zu Nita fällt wieder auf, dass Nita etwas mehr Eiche abbekommen hat und damit dunkler und reifer rüberkommt, was allerdings etwas zu dieser Mentholnote führt. Alles weit weg von dramatisch, aber im Vergleich fällt es eben auf.

ABGANG: Klassischer und langer Caroni-Abgang mit diesem herrlichen Mix aus süßem Toffee, weichem Gummi, Benzin und Süßholz. Der Unterschied zu Nita zieht sich auch hier durch: Nita hat etwas Hustenbonbons, leichte Bitterkeit und etwas weniger Gummi, bleibt aber auch richtig, richtig lecker.

94/100
Am Ende gefällt mir heute Basdeo "Dicky" Ramsarran ein wenig besser als Nita "Nitz". Beide Rums sind richtig gute Caronis auf sehr hohem Niveau! Klasse!

Dienstag, 10. November 2020

El Dorado Rare Collection - Diamond 1998/2018 & Port Mourant/Diamond 2001/2017

Heute geht es mal wieder nach Guyana. Diese Rums reizen mich momentan ungemein und ich tauche immer tiefer ein in diese riesige und auch teilweise sehr verwirrende Welt der Demerara-Rums. Dieses Mal mit zwei Originalabfüllungen von DDL (Demerara Distillers Limited) aus ihrer "Rare Collection" Serie. Beide sind sogenannte "Blended in the Barrel"-Abfüllungen, d.h. es wurden bereits beim Befüllen der Fässer verschiede Stile (Marks/Marques) vermischt. Beide Rums lagen ihre volle Reifezeit im tropischen Guyana bei DDL.

Da wir es mit Rums aus der Metal-Coffey-Still von Diamond und der Double Wooden Pot Still von ehemals Port Mourant zu tun haben, schenke ich mir dazu als Einordungs- und Bewertungshilfe den richtig guten Velier Diamond 1999/2014 SVW und den sehr guten El Dorado Port Mourant 1999/2015 ein.
El Dorado Port Mourant & Diamond
PM & SVW 2001/2017
DDL, 54,3%, Zum 70. Geburtstag von Velier
Hier wurden die Marks PM aus der Double Wooden Pot Still von ehemals Port Mourant und SVW aus der Metal-Coffey-Still zusammen in Fässer gefüllt. Die Reihenfolge der Marks lässt vielleicht auf eine Gewichtung der Anteile schließen. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Sehr aromatisch, dunkel, süß und würzig kommt es aus dem Glas geflogen. Gebackene Banane, Dörrpflaumen, feuchter Tabak, Anis, Kakao, Muskat und Zimt. Port Mourant nehme ich hier sehr dominant wahr. Aber da ist noch mehr im Hintergrund. Klebstoff, Kokos und Rosinen, die ich dem SVW-Anteil zuschreiben würde. Sehr, sehr schönes und aromatisches Bouquet! Der El Dorado PM 1999 ist sehr ähnlich, wobei ich den 2001er als etwas intensiver und komplexer empfinde.

GAUMEN: Ölig, fruchtig-süß und würzig. Der Alkohol ist gefährlich gut integriert. Auch hier sind die Dörrpflaumen, Bananen und Gewürze sehr präsent, aber ich habe den Eindruck, dass sich hier der SVW-Column-Anteil mit seinem Tabak, Kokos, Kakao und Karamell etwas mehr durchsetzt, was auch der PM 1999 bestätigt, der deutlich mehr Gewürze aufweist. Der 1999er hat im Vergleich auch 7% mehr Dampf auf dem Kessel, den man ihm auch deutlich anmerkt.

ABGANG: Brombeeren, Minze und Anis kommen zuerst. Dann lösen mehr und mehr Kakao und Tabak ab. Ölige, fruchtige Süße und würzige Trockenheit halten sich die Waagschale. Am Ende baut sich eine wahrnehmbare Bitterkeit auf, die ich auch beim 1999er PM habe.

KOMMENTAR: Am Ende gefällt mir heute Abend der 2001 "Blended" einen Tick besser als der 1999er PM.
91/100
El Dorado Diamond
SVW & DLR 1998/2018
DDL, 55,1%, Zum 20. Geburtstag von CBH France
Hier wurden die Marks SVW und DLR bereits beim Befüllen der Fässer miteinander vermählt. Beide Destillate müssten aus der Metal-Coffey-Still stammen, da 1998 die Diamond Distillery noch nicht mit Uitvlugt zusammengelegt wurde und ursprünglich vermutlich nur diese Still hatte. Was DLR bedeutet, weiss ich ebenso wenig wie SVW. Ich denke aber mal es bedeutet Diamond Light Rum, also ein leichteres Destillat als das ziemlich wuchtige SVW. Warum der tolle SVW-Rum mit einem Light-Rum verdünnt werden musste, ist mir schleierhaft. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Ein schönes Demerara-Column-Still-Bouquet empfängt mich. Dunkel, süßlich, schwer und würzig. Süße Klebstoffaromen, Möbelpolitur, Kokosnussfleisch, Rum-Rosinen und Karamell sind meine Haupteindrücke. Dazu Tabak, Kakao, Zimt und Nelken. Die 20 Jahre im tropischen Klima können sich hier nicht verstecken. Der Rum kommt wuchtig und intensiv daher. Eine richtig schöne Rum-Nase! Im Vergleich zum 1999er SVW zieht er hier aber trotzdem knapp den Kürzeren. Der 1999er bringt all das oben genannte mit und ist zusätzlich noch dreckiger und öliger. Irgendwie komplexer... Aber nein doch nicht. Nach weit über Stunde macht der El Dorado Diamond 1998 nochmal mehr auf und legt nochmal richtig viel Kakao, Schokolade und Kaffee nach, was mir persönlich sehr gut gefällt. Ich denke es bleibt dennoch bei einem Mini-Vorsprung für den Velier.

GAUMEN: Intensiv und druckvoll. Karamell, Kokos, Tabak und ein Haufen trockener Backgewürze wie Zimt, Kakao und Nelken drücken ordentlich auf die Zunge. Der 1999er von Velier ist hier deutlich öliger und auch dreckiger und komplexer und hat hier nun deutlicher den Vorsprung.

ABGANG: Viel Kokos und die besagten Backgewürze. Sehr trocken und eichig, wobei aber die Eiche für mich an keiner Stelle zu viel wird. Der Abgang ist lang und wird immer trockener. Der vom Velier dagegen ist endlos und dabei nicht zu trocken, sondern ölig und leicht süßlich. Klarer Punktsieg für den Velier 1999.

KOMMENTAR: Am Ende bleibt der El Dorado Diamond 1998 ein richtig schöner Demerara, der sich hinter der Velier-Abfüllung nicht groß zu verstecken braucht. Ein reiner SVW aus der Zeit vor 2000 wäre eine klasse Ergänzung in der "El Dorado Rare Collection"-Serie und würde vermutlich auf großen Ansturm treffen.
92/100

Freitag, 6. November 2020

Etwas Rhum Agricole aus Martinique

Es ist Premiere-Zeit auf diesem kleinen Blog. Der erste Post zu Rhum Agricoles aus Martinique! Das liegt einfach daran, dass mich dieser Rum-Stil mit den eher gemüsigen und erdigen Noten bislang nicht so umgehauen hat. Also als gereifte Variante. Die weissen Agricoles, meist mit 50% vol., sind da was anderes; auch gerade als Ti Punch! Mal sehen, ob die heutige Auswahl meine Meinung ändern kann; "Bottom shelf" sieht auf jeden Fall anders aus ;-)
J. Bally Millésime 2008
Ausgewählt von La Maison du Whisky
Original, 43%,
NASE: Gesalzene Honigmandeln und Erdnüsse und karamellisiertes Wurzelgemüse mit Fenchel. Auf jeden Fall angenehm, aber der Style ist einfach nicht so meine Welt.

GAUMEN: Grasige Noten, Fenchel und weisser Pfeffer zu Beginn, dann kommt ordentlich Gemüse. Das würde vermutlich sogar meine Frau als solches durchgehen lassen, was natürlich Vorteile für mich bringen würde ;-). Die Verdünnung auf 43% ist schade, denn das Mundgefühl ist dadurch etwas wässrig.

ABGANG: Wurzelgemüse mit Erde dran, weisser Pfeffer und Anis/Fenchel. Was ich aber echt sagen muss ist, dass mir diese Weisser-Pfeffer-Note, die lange im Mundraum bleibt, sehr gut gefällt.

KOMMENTAR: Definitiv ein toll gemachter Rhum, der einiges an Komplexität mitbringt, aber nicht so richtig mein Beuteschema ist, sorry.
80/100
Rhum J.M. Single Barrel 2004/2019
Ausgewählt von Kirsch Whisky
Original, 43,6%,
NASE: Blind hätte ich sofort auf einen Bourbon getippt. Maraschino-Kirschen, Karamell, Orangenschalen und Kakao satt. Dazu etwas Klebstoff und Möbelpolitur. Sehr dunkel und wuchtig kommt das Bouquet daher und es fehlen (zum Glück für mich) diese gemüsigen, erdigen und grasigen Noten. Schön!

GAUMEN: Etwas Gras und weisser Pfeffer gesellen sich dazu. Angenehmes, seidiges und süßes Mundgefühl. Allerdings auch wieder etwas dünn mit knappen 44%, schade.

ABGANG: Zuerst kommt der Bourbon-Style wieder durch, dann mehr und mehr grasige Noten, die aber zusammen mit einer herrlichen Süße ein richtig schönes Mundgefühl hinterlassen.

KOMMENTAR: Für mich ein schöner Mix aus Bourbon-Aromatik und den typischen Rhum-Agriole Elementen Gras und weisser Pfeffer.
86/100
Neisson 2012/2017
Original, 58,7%,
NASE: Hmm was ist das?! Viel Schwefel- und Erdgas-Aromen. Dazu karamellisiertes Gemüse, was leider etwas zu lange in der Pfanne war. Oh ne, das ist gar nicht meine Nase!

GAUMEN: Es wird besser. Diese Gas-Note ist kaum noch da. Leicht sauer-scharf, grasig. Dann kommt mehr Honigsüße mit etwas Wurzelgemüse.

ABGANG: Lang und nussig-süß mit Wurzelgemüse, Honig und weissem Pfeffer.

KOMMENTAR: Nach der Nase dachte ich schon an Totalausfall (für mich), aber der Gaumen und Abgang haben ihn noch etwas gerettet.
72/100
Saint James Brut de Fût 2003 15 Jahre
Ausgewählt von La Confrérie du Rhum
Original, 59%,
Nach 15 Jahren tropischer Lagerung auf Martinique wurde diese Abfüllung in Fasstärke (Brut de Fût) abgefüllt. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Oh ja, hier wird wieder was anderes gespielt! Dunkel, wuchtig und voll strömen mir Kirschen und andere dunkle Früchte und viel Eichenwärme mit Toffee, Mandeln, Orangenschale, Tabak und Zimt entgegen. Eine richtig edle, schöne und intensive Nase, die in mein Beutschema fällt.

GAUMEN: Dank der Fasstärke intensiv und voll. Einiges an Eichenaromen mit dunkler Schokolade, Kaffee und Leder/Tabak. Dazu angebranntes Karamell und etwas Gras und weisser Pfeffer.

ABGANG: Lang und trocken. Wieder viel Eiche und dann Gras und weisser Pfeffer.

KOMMENTAR: Ein sehr kräftiger Vertreter seiner Art, der vermutlich nicht viel länger im Fass ausgehalten hätte. Für mich der beste des heuten Line-Ups.
89/100