Freitag, 9. Juli 2021

Velier Demerara UItvlugt 1996 M.GS vs. 1997 ULR


Ich freue mich sehr auf diesen Post, denn es geht erneut in das Reich der berühmten Velier Demeras. Dieses Mal mit zwei Abfüllungen aus der French Savalle Column Still, die bis 1999 noch bei Uitvlugt stand, bevor sie - wie alle anderen - nach Diamond verlegt wurde. Auf den alten Pfaden der Velier-Abfüllungen den Guyana-Dschungel zu erforschen ist etwas ganz besonderes in der heutigen Zeit. Sie zeigen so eindrucksvoll welch unfassbar gute Rums einst in Guyana hergestellt wurden und werfen gleichzeitig die Frage auf, warum D.D.L. (Demerara Distillers Limited) dieses Qualitätsniveau mit ihren eigenen High-End Abfüllungen (El Dorado Rare Collection) größtenteils nicht erreicht! Ist es ein Wissensverlust über die Generationen? Ein bewusster Rückschritt der Wirtschaftlichkeit halber (angeblich gleiche Fermentation für fast alle Stile z.B.)? Ich hoffe sehr, dass Leute, die tiefer in der Materie stecken und die nötigen Connections haben, da vielleicht eines Tages mehr ans Licht bringen!
Uitvlugt 1996/2014 "Modified GS"
Velier, 57.2%
Diese war eine der letzten Abfüllungen, die Velier noch machen konnte bevor Yesu Persaud (damals Vorsitzender bei D.D.L) in den Ruhestand ging und damit die spezielle Connection zu D.D.L abriss. Wofür "Modified GS" steht, ist leider nicht bekannt (oder zumindest konnte ich es nicht herausfinden). "S" steht allerdings relativ sicher für "Savalle". RumX App Link
NASE: Schöne Klebstoffnoten dominieren zuerst. Diese gehen merklich zurück mit der Zeit im Glas. Dahinter zuerst Schokolade, Vanille, Kokos und Rosinen. Nach einiger Zeit des Atmens entwickelt sich eine (für mich) unfassbar schöne Aromenkombination aus Walnußöl (teilweise auch leicht angebrannte, karamellesierte Walnüsse), getrockeneten Aprikosen und getrockneten Pflaumen mit Zimt und Nelken. Eine sehr schöne, dunkle und warme Nase, die mich persönlich ziemlich abholt. Die Nase ist nicht so komplex wie beim folgenden ULR, aber dafür sehr intensiv fokusiert auf die Aromen, die ich sehr mag.

GAUMEN: Sehr süß (auf natürliche Weise), cremig und intensiv mit viel Toffee, Kokos und Rosinen. Im Hintergrund etwas Möbelpolitur und besagte Walnuß- und Fruchtkombination.

ABGANG: Wieder sehr "rummig" mit Kokos, Karamell und Rosinen. Dazu eine schöne Eichenwürzigkeit ohne dabei bitter zu werden. Es bleibt cremig und süß.

93/100
Uitvlugt 1997/2014 "ULR"
Velier, 59.7%
Auch diese Abfüllung gehört zu den letzten ihrer Art. ULR steht für "Uitvlugt Light Rum" und soll - wie der Name schon vermuten lässt - ein leichteres Destillat aus der besagten Savalle Column Still sein. RumX App Link
NASE: Direkt nach dem Einschenken strömen Unmengen an UHU-Noten aus dem Glas. Dazu etwas Nüsse und Rosinen. Schonmal ein guter Start, aber der wird sich definitiv noch öffnen, wenn man ihm Zeit gibt. Nach 30-60 Minuten wird das Bouquet komplexer und die Klebstoff-Noten beruhigen sich. Ich rieche jetzt einen sehr schönen Mix aus "süßen" Klebstoffen, Maraschino-Kirschen, etwas tropischen Früchten, Vanille, Karamell, Kokos und floralen Parfümnoten. Die Aromen sind verwoben und zugleich präzise einzeln greifbar. Ich hatte beim Tasting eine Phase, bei der mich die Kombination aus Klebstoff, Kirschen, Vanille und Karamell sehr an gute Bourbon erinnert hat. Im späteren Tastingverlauf ist dieser Eindruck (zumindest in der Nase) wieder etwas zurückgegangen.

GAUMEN: Sehr cremiges, volles, öliges und angenehm süßes Mundgefühl. Keine Spur von Alkohol. Absolute Spitzenklasse. Ich habe wieder die gleichen Bourbon-Assoziationen wie schon stellenweise in der Nase.

ABGANG: Klebstoff, Kokos und florale Noten beginnen, dann setzt Toffee ein und es gleitet lange mit Kokos und Toffee aus. Einiges an Eiche ist mit von der Partie ohne aber zu stark zu werden. Eine schöne Balance zwischen süß/cremig und trocken/würzig.

93/100
Müsste ich mich entscheiden von welchem der beiden Rums ich eine Flasche haben könnte, würde ich mich für den 1996 Modified GS entscheiden, auch wenn der 1997 ULR objektiv betrachtet (wenn das überhaupt möglich ist) komplexer und "besser" ist. Ich weiss z.B., dass einige meiner Rum-Buddies, deren Einschätzung ich ernst nehme, den ULR deutlich vorziehen. Der 1996 ist zwar simpler gestrickt, hat dafür aber diese Walnußöl-Aprikosen-Pflaumen-Note, die mich total abholt. Diesen "Flash"-Effekt hat der 1997 ULR nicht auf mich. Zu sehr erinnert der ULR mich einfach streckenweise an Bourbon (gerade am Gaumen). Versteht mich nicht falsch: Bourbon ist keine schlechte Assoziation, nur bekomme ich das für ein 1/20 des Preises ;-) Dennoch gebe ich beiden Rums hier die gleiche Punktzahl... um Streit und schlechte Kommentare in der Cummunity zu vermeiden... Haha, Spaß beiseite: Beide Rums sind einfach top und ich kann jeden verstehen, der den ULR deutlich besser findet.

Freitag, 2. Juli 2021

Velier Caroni Employees 5th Release

Nachdem es auf diesem Blog zur Zeit etwas ruhiger ist, möchte ich mich für dieses Highlight mal wieder melden - nicht dass es dieses Jahr noch keine Highlights auf dem Rum-Markt gegeben hätte, aber Velier Caronis sind halt was ganz besonderes für mich ;-) Die Employee-Reihe nähert sich mit diesem Release zielstrebig ihrem Ende zu. Es sollte nur noch ein Release fehlen, wenn ich mich nicht irre?! Durch den unfassbar starken VSGB-Club von Velier konnte ich mir ganz entspannt je 10cl dieser umkämpften Abfüllungen sichern! Das besondere an diesem Release ist, dass es dreimal der Jahrgang 1996 ist. Nach den letzten beiden Releases sind meine Erwartungen sehr hoch, was die heutigen Abfüllungen betrifft! Legen wir los... wie immer lasse ich die Rums mindestens eine Stunde atmen.
Caroni 1996 23 Jahre
Employee Dhanraj "Dan" Maharaj
Velier, 66,3%,
4 Fässer HTR-Caroni des Jahrgangs 1996 wurden hier nach 23 Jahren Reifung auf Trinidad vermählt. RumX App Link
NASE: Warm, dunkel, dreckig und einnehmend kommen die Aromen aus dem Glas. Hier ist ganz viel herrliche, rohe Caroni-DNA drinnen. Warmes Karamell, dampfender Asphalt, Diesel, Gummi, Kirschwasser, tropische Früchte wie Mangos, Mandeln und ordentlich Eiche mit ätherischen Ölen (Zedern, Pinien, Menthol). Sehr intensiv und auf den Punkt.

GAUMEN: Einiges an Gummi und warmen Karamell. Dazu ätherische Öle mit Nadelholz und Menthol. Ein sehr intensives und gleichzeitig weiches und geschmeidiges Mundgefühl. Wo sind die 66% Alkohol?? Je mehr man trinkt, desto stärker wird die Gummi-Note und tendiert teilweise hin zu verbrammtem Gummi. Auch die Nase gewinnt nochmal an Fahrt nach ein paar kleinen Schlücken.

ABGANG: Gummi, Karamell und die besagten ätherischen Noten dominieren hier wieder, wobei letztere hintenraus immer stärker werden. Es bleibt intensiv und dennoch geschmeidig mit einer schönen dezenten Süße.

KOMMENTAR: Der gefällt mir richtig gut! Ein Bilderbuch-Caroni, wenn man so will, obwohl er gleichzeitig ungewöhnlich dreckig für den Jahrgang 1996 und dem hohen Alter ist.
94/100
Caroni 1996 23 Jahre
Employee Deodat "Breeze" Manmohan
Velier, 66,7%,
4 Fässer HTR-Caroni des Jahrgangs 1996 wurden hier nach 23 Jahren Reifung auf Trinidad vermählt. RumX App Link
NASE: Der gute "Breeze" kommt schon etwas entspannter und gediegener daher. Hier bekomme ich viele verschiedene Holztöne mit einem guten Spritzer Möbelpolitur. Dazu Karamell, Nelken und Zimt und weit im Hintergrund etwas Teer und Diesel. Ich habe allerdings das Gefühl, dass er noch ziemlich verschlossen ist... 2 Tropfen Wasser und etwas mehr Zeit tun ihm gut. Es kristallisiert sich ein schöner Mix aus Holzlack/Möbelpolitur, Kaffee, ätherischen Ölen (Nadelholz, Menthol), Karamell, Kirschen und Zimt heraus. Sehr aromatisch und intensiv! Gefällt mir auch sehr, sehr gut, wenn auch sehr unterschiedlich im Vergleich zu "Dan".

GAUMEN: Mhhhhhhh ein herrliches Mundgefühl, was mich sofort an den Rendsburger 1996 erinnert. Tonnenweise geschmolzenes, weiches Karamell mit tropischen Früchten und flüssigem Gummi. Klingt das nicht lecker?! Auch hier tut das Trinken der Nase gut ;-) Die wird dadurch intensiver und tiefer.

ABGANG: Menthol und trockene Gewürze schieben sich vermehrt nach vorne und die Mundschleimhäute fangen an sich etwas zusammenzuziehen. Dennoch bleiben Gummi und Karamell weiter präsent.

KOMMENTAR: "Breeze" hatte leichte Startschwierigkeiten bei mir, aber hat sich dann als extrem guter Caroni herausgestellt. Ich kann jedem nur raten diesem Rum Zeit zu geben und vor allem keine Angst vor 1-2 Tropfen Wasser! Die verwässern diese 66%-Monster schon nicht so schnell, aber öffnen sie ungemein.
94/100
Caroni 1996 23 Jahre
Employee Roopnarine "Roop" Toolsie
Velier, 66,1%,
4 Fässer HTR-Caroni des Jahrgangs 1996 wurden hier nach 23 Jahren Reifung auf Trinidad vermählt. RumX App Link
NASE: "Roop" kommt gleich deutlich frischer und leicht süßlich aus dem Glas. Irgendwie "leichter", wenn das bei 23-jährigen tropischen Heavy-Caronis überhaupt geht. Ich rieche einen Mix aus tropischen Früchten und Zitrusfrüchten, floralen Noten und ätherischen Ölen. Dazu Karamell und wieder etwas mehr dreckige Elemente wie Diesel. Etwas mehr Zeit und auch 2 Tropfen Wasser lassen ihn dann wieder schwerer werden. Es kommen vermehrt Noten von verbrannten Autoreifen und Erde dazu.

GAUMEN: Auch hier habe ich wieder diesen extrem leckeren Mix aus warmen Karamell und Gummi. Da könnte ich mich einfach reinlegen! Von alkoholischer Schärfe ist auch hier weit und breit nichts zu spüren.

ABGANG: Es kommt eine leicht bittere Eichennote in den Vordergrund, die nach 23 Jahren auf Trinidad zum einen natürlich nicht überrascht, aber in der heutigen Runde nur hier auftaucht und mir nicht ganz so wahnsinnig gut gefällt wie der Rest heute. Weiter kommen noch trockene Gewürze und etwas Menthol dazu.

KOMMENTAR: ....
92/100
Velier und die Caroni Employees haben es mal wieder geschafft! Das sind drei richtig tolle Rums, die unglaublich Spaß machen und ich freue mich jetzt schon auf weitere Drams. Die Wertungen in diesem hohen Bereich fallen mir echt schwer und sind wie immer mit Vorsicht zu betrachten.

Dienstag, 30. März 2021

New Grove (Grays)

Heute geht es bei mir das erste Mal auf diesem Blog nach Mauritius zur Gray-Destillerie, die u.a. die Marke "New Grove" produziert. Typischerweise wird dort Column-Still-Rum produziert und auch in eigenen Lagerhallen gereift.
New Grove Solera 25 Jahre
Original, 40%,
Solera meint hier sehr wahrscheinlich, dass lediglich der älteste Anteil 25 Jahre alt ist. Dennoch fand die Reifung vollstöndig in tropischem Klima statt. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Sehr süß und mild. Fruchtgummis mit Pfirsicharoma dominieren. Dahinter einiges an Vanille. Viel mehr nehme ich hier auch tatsächlich nicht wahr. Das Pfirsicharoma ist dermaßen heftig, dass ich mich auf nichts anderes konzentrieren kann. Es kribbelt ein bisschen in der Nase, was eigentlich nicht Alkoholgehalt von nur 40% kommen kann. Vielleicht ist der Anteil an älteren Rums doch nicht so klein?!

GAUMEN: Süß mit - wer hätte es gedacht - Pfirsich-Fruchtgummi satt. Dazu wieder Vanille und eine gute Portion Eiche, die alles etwas kräftiger und leicht kribblend/bitter wirken lässt. Dennoch sind die 40% viel zu sehr verdünnt.

ABGANG: Pfirsiche, Zucker, Vanille und zunehmend bittere Eichenwürze.

KOMMENTAR: Dieses intensive Pfirsicharoma ist kurz tatsächlich ganz witzig, aber der Rum bietet ansonsten nicht viel mehr. Ich finde auch, dass die Eichenwürze hintenraus nicht zu dieser zuckersüßen Nase passt.
70/100
New Grove "Emotion" 1969
Original, 47%,
Auch hier handelt es sich um eine tropische Reifung. 1969 ist der älteste enthaltene Jahrgang. Die anderen sind 2005-2008. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Die Pfirsiche von gerade, habe ich hier auch wieder, nur in einer deutlich natürlicheren Form und gepaart mit getrockneten Aprikosen. Dazu Vanille, Honig, Mandeln und leicht säuerliche Leder/Tabak-Noten. Im Hintergrund schimmert etwas Klebstoff durch. Der Rum wirkt definitiv nicht jung, aber im mittel auch nicht super alt. Der "Blend" richtet sich aber definitiv an eine Zielgruppe, die auf Dekanter und harmonische und milde Spirituosen steht. An dem Bouquet ist nichts auszusetzen, aber eben auch nichts, was mich anspringt und begeistert.

GAUMEN: Die 47% tun ihm schonmal deutlich besser als die 40% bei seinem Solera-Bruder. Ich habe aber auch hier wieder dieses diffuse Gemisch aus zuckriger Süße und Würze und Bitterkeit der Eiche, was mich irgendwie verwirrt und nicht sonderlich abholt.

ABGANG: Sirup, Pfirsiche, Süßholz und etwas Bleistiftspähne.

KOMMENTAR: Definitv besser als die Solera-Variante, aber den Preis von knappen 200€ ist er meiner Meinung nach bei weitem nicht wert.
76/100
New Grove Single Barrel 2004
Original, 49,9%,
Dieser Rum reifte ca. 10 Jahre auf Mauritius in einem Fass aus französischer Limousin-Eiche. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Uhhhh! Das ist eine ganz andere Welt und mir wird klar, warum dieses Fass nicht in den großen Blends gelandet ist. Weniger süß und fast keine Pfirsiche! Dunkler und vielschichtiger. Getrocknete Aprikosen, Pfirsiche (oder bekomme ich die jetzt nicht mehr aus meiner Nase?!), Rosinen, Toffee, Kakao, Milchkaffee, Orangenschalen, Klebstoff, Nelken und Zimt. Das geht alles schon in eine Richtung, die ich bei tropischen Column-Still-Rums sehr schätze! Auch wenn dieser Rum jetzt nicht mit einem 20-jährigen Column-Demerara zu verwechseln ist.

GAUMEN: Toffe, Kokos und Rosinen bilden die klassische Aromenbasis. Dazu wieder etwas Pfirsiche, Aprikosen und eine gewisse Eichenbitterkeit, die aber hier schön ins Gesamtbild passt.

ABGANG: Noch mehr Kokos und Toffee. Der Rum verschwindet relativ schnell wieder und hinterlässt ein angenehmens Mundgefühl, dass zwischen cremiger Kokosnuss und trockener Eiche pendelt.

KOMMENTAR: Komplett anderes Kaliber als die beiden ersten Rums. Als ich mir dieses Sample nach einem Tasting im Rum-Depot (Berlin) habe abfüllen lassen, hatte ich den Rum ehrlich gesagt etwas spektakulärer in Erinnerung. Das mag aber auch daran liegen, dass ich zu dem damaligen Zeitpunkt noch kaum Column-Demerara-Kontakt hatte.
85/100
Mauritius 2008 Port-Finish
S.B.S., 55,7%,
NASE: Whoo, auch hier wird was anderes gespielt als bei den ersten beiden. Das Portwein-Finish ist sofort zu spüren und bringt tolle Aromen mit in den Mix. Waldbeeren aller Art, Pflaumen, Rosinen, Aprikosen, Zimt und Vanille. Das alles zu einer dicken, schwer-süßen Marmelade eingekocht. Dazu noch eine handvoll Nüsse. Eine sehr intensive Nase!

GAUMEN: Es geht genauso weiter. Zu der Marmeladensüße gesellen sich jetzt noch herbere Noten wie Tabak, Leder und andere Eichenwürze. Alles ist sehr cremig und macht einfach Spaß zu trinken.

ABGANG: Cremige Mandeln mit süßen Pflaumen, Blaubeeren und Zimt. Ein gefährlich süffiger Abgang.

KOMMENTAR: Ein echt gelungenes Finish, dass den Rum deutlich nach vorne gepusht hat.
88/100

Freitag, 26. März 2021

Velier Foursquare Sassafras (10cl VSGB)

Nun war es endlich soweit! Das erste Velier-Release, dass es auch im 10cl-Format gab (zu einem unfassbar fairen Preis!). Wer die letzten Monate nicht komplett hinter dem (Rum-)Mond gelebt hat, wird sicherlich von dem Projekt "VSGB" (Velier Small Great Bottles) gehört haben. Von daher möchte ich an dieser Stelle auch nicht näher auf die Details dieses Projektes eingehen. Was ich aber möchte, ist mich bei Luca Gargano und Velier bedanken für den enormen Kraftakt und Leidenschaft, die in dieses Projekt bisher geflossen sind und noch fließen werden!!! Ich bin sehr gespannt was da noch alles kommen wird und hoffe insgeheim natürlich auf die letzten Caronis, die noch von Velier kommen werden...
Foursquare Sassafras 14 Jahre
Velier, 61%,
Wie für Foursquare üblich handelt es sich bei dem Rum, um einen Blend aus Pot- und Column-Still. Reifung: 3 Jahre ex-Bourbon, 11 Jahre ex-Cognac. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Nach bereits ca. 20-30 Minuten ist der Rum voll da und macht Spaß. Die typische Foursquare-Note mit trockender Eiche, Toffee, Rosinen, ein paar Tropfen Wandfarbe, Lack, etwas Kokos und Zitrus wird hier um einiges ergänzt. Über allem liegt eine süße und schwere Fruchtigkeit, die ich dem Cognac zuschreibe. Trauben, getrocknete Aprikosen, dunkle Beeren, Kirschen, Oragenschale und noch ein paar Rosinen mehr. Dazu etwas Leder und Tabak. Das Bouquet gefällt mir ziemlich gut und ich muss sagen, dass mich die Nase auch etwas an tropische Column-Demeraras wie beispielsweise Enmore, Albion oder Skeldon aus der El-Dorado-Reihe erinnert. Wenn auch vielleicht nicht ganz auf diesem Niveau. Ein minimaler Alkoholstich begeleitet die Aromen, was ich aber nicht wirklich als störend empfinde.

GAUMEN: Viel trockene Gewürze von der Eiche, geröstete Kokonuss, Vanille, etwas Leder, süße Rosinen und Wandfarbe. Dass es sich hier um einen Foursquare handelt, wird hier wieder sehr deutlich. Der Cognac-Einfluss lässt deutlich nach und die Foursquare-typischen Aromen und Mundgefühl sind dominant. Auch hier könnte der Alkohol etwas besser eingebunden sein. Etwas Wasser löst dieses "Problem" und macht das Mundgefühl sehr sahning und süß.

ABGANG: Mittel-lang mit geröstetem Kokosnussfleisch, Toffee, Rosien und Wandfarbe. Sehr angenehm und lecker, aber auch nicht spektakulär.

KOMMENTAR: Ein gelungener Foursquare wie ich finde! Die lange Cognac-Reifung hat ihm gut getan. Klar, Foursquare ist jetzt kein Caroni oder alter Demerara, aber dafür eine aktive Brennerei, die tropisch gereifte Rums produziert, die halbwegs verfügbar sind und auch noch sein werden.
87/100

Montag, 8. Februar 2021

Armagnac L'Encantada: Lassalle & La Frêche

Heute nehme ich mir 3 alte Armagnacs der Jahrgänge 1990/1991 vor, die alle eine Gemeinsamkeit haben...
Domaine La Frêche 1990/2020
L'Encantada, 52,4%, Fût N°49
NASE: Ein warmes und schönes Bouquet empfängt mich, dass die Grenzen zwischen Armagnac und altem Rum verschwimmen lässt. Karamell, Orangenöl, Rosinen, Marzipan, Zimt, Nelken, Möbelpolitur und dreckige Elemente wie etwa Teer sind für mich die Hauptaromen. Dann weiter hinten Gewürze wie Pfeffer, Piment und Muskat, die ich unter anderem mit Armagnac verbinde. Sehr schön!

GAUMEN: Zuerst Traubensüße, cremig. Dann bauen sich Tannine, etwas Teer, Kaffee und Gewürze auf. Leicht kribbelnd scharf.

ABGANG: Beginnt wieder mit der cremigen Traubensüße, dann folgen ordentlich trockene Gewürze und der Mund zieht sich zusammen. Dieser Wechsel findet dann noch einmal statt am Ende des Abgangs.

KOMMENTAR: Ein toller Armagnac, gerade für Freunde von Heavy-Rums des englischen Stils (man denke da etwa an Caroni oder Demerara).

90/100
Domaine Lassalle 1990/2020
L'Encantada, 48,1%, Fût N°46
NASE: Auch bei diesem Armagnac könnte man auf einen alten Rum tippen. Column-Demerara kommt mir da wieder in den Sinn. Viel Möbelpolitur, Kirschen, Orangenschale, Trockenfrüchte, Kokosflocken, Nelken und Zimt. Der Charakter ist sehr eichenlastig und trocken.

GAUMEN: Kraftvoll, bitter-süß. Bin ich in Frankreich oder in Guyana am Demerara-River? Möbelpolitur, Karamell, Trockenfrüchte, Kirschen, Orangenschale, Kakao.

ABGANG: Gerade der ölige Beginn des Abganges erinnert mich vom Mundgefühl wieder an Rum. Dann setzt die für Armagnac so typische (zumindest in meinen Augen) Pfeffrigkeit mit viel Gewürzen ein. Hintenraus sehr trocken werdend.

87/100
Domaine Lassalle 1991/2020
L'Encantada, 44,9%, Fût N°08
NASE: Ich habe hier ein recht ähnliches Bild wie bei seinem älteren Bruder. Der 1991er wirkt aber im Bouquet etwas süßer und fruchtiger mit weniger Möbelpolitur.

GAUMEN: Ähnlich zum 1990er nur dass ich hier nicht ganz so viel Rum-Parallelen habe.

ABGANG: Deutlich mehr auf der würzigen Armagnac-Seite als noch beim 1990er. Viel trockene Gewürze und eine leichte pfeffrige Schärfe.

86/100
Armagnacs dieses Alters und in Fasstärke sind definitiv nicht unter "easy-sipping" einzuordnen. Man muss schon Lust haben auf viel Eiche und trockene Gewürze. Nach den drei Gläschen heute Abend bekomme ich jetzt meinem Mund kaum mehr auf vor lauter trockener Gewürze ;-). Richtig lecker war es aber auf jeden Fall, nicht falsch verstehen! Besonders die Bouquets, die sehr an alte Rums erinnerten, haben richtig Spaß gemacht!