Freitag, 31. Januar 2020

El Dorado Albion 2004 & Skeldon 2000

Ich sag es gleich zu Beginn: Ich bin alles andere als ein Guyana-Rum-Experte! Ich konnte mich bislang sogar nicht besonders mit den sogenannten "Demerara-Rums" anfreunden. Die berühmt-berüchtigte "El Dorado"-Standard-Range ist mir zu stark verdünnt und mit viel zu viel Zucker aufgepimpt. Die unabhängigen Abfüllungen, die ich probiert habe, waren meist von Port Mourant/Uitvlugt und mir oft zu sauer und kräuterlastig. Das war es auch schon im Groben mit meiner Demerara-Erfahrung. Zur goldenen Velier-Demerara-Zeit war ich noch lange nicht in der Rum-Szene und jetzt sind mir davon die meisten viel zu teuer. Allen voran die Vorbilder der heutigen Abfüllungen. Die Rede ist von Albion 1983, 1986 1989 und 1994 sowie Skeldon 1973 und 1978. Die Preise dieser Abfüllungen gehen mittlerweise in die Tausender (pro Flasche!).
Eins möchte ich bei meinem ersten Demerara-Post hier auf dem Blog aber nicht vergessen: Den Verweis auf den riesigen Artikel von Marco von Barrel-Aged-Mind.
El Dorado Albion "AN" 2004/2018
DDL, 60,2%,
NASE: Nach ca. einer Stunde des Atmens empfängt mich ein sehr schweres und dunkles Aroma. Möbelpolitur, Holz, Leder, Kakao, Kaffee, Zimt und Nelken. Das Ganze gepaart mit Rosinen, gebackenen Bananen, Kokos, Karamell, Salz, Orangenschale. Erinnert tatsächlich ein klein-wenig an Foursquare, nur gefällt mir dieser hier wesentlich besser, da alles voller, tiefer und würziger rüberkommt. Sehr schöne und dunkle Nase!

GAUMEN: Intensiver und würziger Antritt mit Eiche und Zimt. Dann kommt eine auffällige Süße dazu. Dadurch sehr cremig! Hmmm wurde da etwas nachgeholfen? Die "Rare Collection" der "El Dorado"-Reihe ist ja eigentlich nicht nachgesüßt. Vielleicht wurde hier bereits beim Befüllen der Fässer gesüßt? Weiterhin Salz, Orangenschale und Rosinen. Dazu etwas Gummi.

ABGANG: Die Kokosnote aus der Nase wird hier ziemlich präsent. Zusammen mit einer "verdächtigen" Süße und ordentlich astringierender Eiche (Kaffee, Leder, Kakao).

KOMMENTAR: Definitiv ein sehr schöner Rum. Allerdings ist der Preis von deutlich über 200€ (Ausgabepreis und auch heute) zu heftig meiner Meinung nach. Mein Verdacht der Süßung schmälert hier natürlich auch etwas meine Euphorie. Ich finde die Süße auffällig, wenn auch bei weitem nicht so krass wie beispielsweise beim El Dorado 15 oder 21.
88/100
El Dorado Skeldon "SWR" 2000/2018
DDL, 58,3%,
NASE: Auch diesen lasse ich eine Stunde atmen. Der Grundcharakter, der mir aus dem Glas entgegenschwebt, ist im Groben ähnlich: Ein lange (tropisch) gereifter Melasse-Rum, der in einer Column-Still destilliert wurde. Man merkt hier aber deutlich die 4 Jahre mehr im Fass. Ich habe hier altes Holz, Kakao, Kaffee, Karamell, Orangenschale, Vanille, Walnüsse, Rosinen und getrocknete Aprikosen. Die Salz- und Kokosnoten sind weniger präsent. Nach einer Weile schimmert im Hintergrund auch etwas Gummi durch. Eine wirklich schöne Nase.

GAUMEN: Wieder würziger Eichenbetonter Antritt. Darauf folgt eine cremige, Rosinen-Süße, die aber hier weniger "verdächtig" ist als beim Albion.

ABGANG: Wie auch beim Albion wird die Eichenwürze, Kokos und aber auch die cremige Süße stärker. So ganz koscher kommt mir das hier auch nicht mehr vor. Kommt diese Süße hier tatsächlich nur von der Eichenlagerung?

KOMMENTAR: Kommt insgesamt edler und gesetzter als der Albion rüber. Irdgenwie auch etwas ehrlicher. Am Ende des Abends hat der Skeldon etwas die Nase vorn bei mir, auch wenn mir bei beiden die Preise zu hoch sind, um mir eine ganze Flasche zuzulegen. Ich habe mich dennoch für die magischen 90 Punkte entschieden, da mir die Nase einfach richtig gut gefallen hat.
90/100

Freitag, 17. Januar 2020

1996 Caroni Employees Release I vs. II (oder John vs. David)


Es geht weiter mit Caronis aus 1996. Diesmal wieder mit den "Employees". In diesem Post hatte ich aus den ersten beiden Releases bereits die 1998er probiert. Zum Eichen meiner Einschätzung werde ich mir den 1996er "Heavy" danebenstellen, der mir richtig gut gefallen hat. Ich bin gespannt was die heutigen beiden Abfüllungen in Sachen Tannine und Menthol so bringen, denn ich habe festgestellt, dass mir die tropische Reifung "schnell" zu Eichenbetont wird, sprich Tannine, Bitterkeit, Menthol/Minze.

Caroni 22 Jahre 1996/2018 "Employee John 'D' Eversley"

Alk. % vol: 66.5 | Abfüller: Velier | Land: Trinidad

Für diese Abfüllung wurden 5 HTR-Fässer aus 1996 miteinander vermählt, was 1192 Flaschen ergab.

Nase: Nach ca. einer Stunde des Atmens empfängt mich ein sehr schweres, dunkles und reifes Bouquet. Möbelpolitur, altes Holz, Tabak, Zimt, Nelken und Anis. Dazu eine süße, tropische, schwere Fruchtigkeit, Orangenschalen, Schwarztee und das erwartete Methol, aber im Rahmen. Die dreckigen Caroni-Aromen verbergen sich hier schon mittlerweile deutlich im Hintergrund. Das Fass hat hier schon deutlich das Ruder übernommen. Dennoch ist es sofort als Caroni zu erkennen und auch am Jahrgang 1996 ist nicht zu zweifeln. Mit 1-2 Tropfen Wasser wird das Ganze etwas cremiger mit Vanille und Karamell und zusätzlich entwickelt sich über die nächste halbe Stunde eine florale Note. Eine sehr schöne Nase eines reifen Rums. Trotzdem muss ich sagen, dass mir hier etwas die dreckigen Töne fehlen, die ich so sehr an Caroni liebe.

Gaumen: Intensiv, ölig und warm. Der Alkohol ist perfekt eingebunden. Es baut sich eine würzige Eichenfracht auf. Unterstützt wird die Eiche von einer leichten fruchtigen und karamelligen Süße und etwas Gummi und Teer.

Abgang: Die Eiche wird zunehmend astringierender. Kaffee, Tabak, Leder, Möbelpolitur.

Kommentar: Ein sehr, sehr guter Rum. Das ist keine Frage. Ein heftiger Rum, der Nase und Gaumen komplett in Anspruch nimmt. Ich finde ihn nicht verholzt. Die Eiche ist zu keinem Zeitpunkt unangenehm, allerdings überdeckt sie mir hier schon zu stark den Brennereicharakter.
92 Punkte

Caroni 23 Jahre 1996/2019 "Employee David 'Sarge' Charran"

Alk. % vol: 66.5 | Abfüller: Velier | Land: Trinidad

Für diese Abfüllung wurden 4 HTR-Fässer aus 1996 miteinander vermählt, was nur 953 Flaschen ergab.

Nase: Zu Beginn recht verschlossen mit einen deutlich spürbaren Alkoholstich. Ich lasse den Rum weit über eine Stunden atmen. Dann ist für mich der Alkoholstich verschwunden und der Rum hat sich geöffnet. Die Gewürze und das Florale, das ich bei John noch hatte, sind hier deutlich weniger vorhanden. Hier bin ich eher auf der Nuss-, Marzipan-, und Orangenschalenseite. Daneben Karamell, Vanille, grasige Noten und eher dezent die schwere, tropische Fruchtigkeit und ganz weit im Hintergrund Gummi und Teer. Nicht zu vergessen eine sehr dominante Eichennote, die nach 23 Jahren in den Tropen aber auch nicht sonderlich überrascht. Auch hier fehlt es mir aber an Caroni-Dreckigkeit. Insgesamt wirkt die Nase etwas unrund und "müde".

Gaumen: Die Gumminoten werden stärker. Dazu ordentlich Eichenwürze, Anis und weiterhin die leichte Grasikeit, die an Agricole erinnern könnte. Ein leichter Alkoholstich ist wieder zu spüren.

Abgang: Die Grasigkeit wird weiterhin stärker. Astringierende Eiche, Anis, Teer, angebranntes Karamell und etwas Frucht.

Kommentar: Hmmm. Ich sag es ganz ehrlich. Den enormen "Caroni-Preis" würde ich hier für eine ganze Flasche niemals ausgeben! Das Profil geht mir hier zu weit von dem weg, was ich in Caronis suche.
87 Punkte

Oh Mann! Das Ranking fällt mir heute echt schwer. John ist definitiv ein richtig intensives und reifes Kraftpaket; ich denke allerdings trotzdem, dass mir der "Heavy" irgendwie etwas besser gefallen hat. Der "Heavy" ist zugänglicher und eine gute Spur dreckiger mit deutlich weniger Eiche. Dennoch erkenne ich, warum John in der Caroni-Fangemeinde als Meilenstein angesehen wird. David fällt hier auf jeden Fall hinter die beiden.

It goes on with Caronis from 1996. This time with the so called "Employees". Here I had tried the first both Employees from 1998. To adjust my taste buds for todays duo I pour some 1996 "Heavy", which I enjoy a lot. I am curious whether the oak-menthol-notes are getting to heavy for me, because I realized that tropical aging "quickly" tends to be too oaky and mentholy for me.

Caroni 22 y.o. 1996/2018 "Employee John 'D' Eversley"

Alc. % vol: 66.5 | Bottler: Velier | Country: Trinidad

5 barrels of 1996-HTR-Caroni were blended to make a total of 1192 bottles.

Nose: After one hour of breathing a very rich, dark and mature bouquet welcomes me. Furniture polish, old wood, tobacco, cinnamon, cloves and anise. Additional a sweet, fruity, heavy and tropical sweetness. Orange peel, black tea and the expected menthol. The diry Caroni-ness is way in the background. The wood has taken over, which is a bit of a pity for me. 1-2 drops of water pushes vanilla, caramel and a slight floral note.

Mouth: Intense, oily and warm. The alcohol is perfectly integrated. The wood is getting stronger and stronger supported by a slight fruity and toffeeish sweetness. Behind that slightly more and more tar and rubber.

Finish: The oak is getting more astringend with coffee, leather and furniture polish.

Comment: A really, really good rum. No doubt. Very intense. It takes over all your senses. Its not over-oaked or "over-its-time"... but... the oak is a little bit to dominant for me. The dirty distillery character is getting a little bit lost.
92 points

Caroni 23 y.o. 1996/2019 "Employee David 'Sarge' Charran"

Alc. % vol: 66.5 | Bottler: Velier | Country: Trinidad

4 barrels of 1996-HTR-Caroni were blended to make a total of only 953 bottles.

Nose: At start very closed with a really noticeable alcolic vapour. I let this one breathe for a lot more than a hour... its getting better. The alcohol is gone and its way more open. The spices and floral notes of John are less dominant. Here we are getting more marzipan, cherry and orange peel, vanilla, caramel and grassy notes, which reminds me of rhum agricole. The fruity and tarry notes are completely in the background. Not to forget: The oak is very present, which is not a huge surprise after 23 years in the tropics. In summary the nose is a bit weakish and "tired".

Mouth: Rubber notes and grassy-agricole elements are getting stronger. Oak and Anise. And again an alcohol.

Finish: Grassy notes, astringend oak, anise, tar, burnt caramel and a little bit fruitiness.

Comment: Hmmm... I am honest. I would never spend the very high Caroni-price-tags for this one. For me the profile is too far from what I am searching in a Caroni.
87 points

Oh boy! The ranking is very hard for me. John, for sure, is a very intense and mature power house, but I think the "Heavy" is getting closer to what I like in Caroni. Its more dirty, less oaky and somekind of "more easy and accessible". However I know why John has its reputation amoung the Caroni- and Rum-Nerds!

Freitag, 10. Januar 2020

4 ältere Laphroaigs (25 y.o., 18 y.o., 16 y.o. "Amazon")


Wer diesen Blog regelmäßig verfolgt, dem wird auffallen, dass es hier zur Zeit rund um Whisky sehr ruhig ist. Ich muss ganz einfach sagen, dass ich Rum zur Zeit viel spannender finde und gerade "Caroni" hat mir ganz schön die Lust auf anderes versaut ;-)
Dennoch "zwinge" ich mich mal wieder ein paar Single Malts zu trinken. Und sooo furchtbar ist das heutige Line-Up ja auch nicht gerade ;-)

Freitag, 3. Januar 2020

Velier Caroni für "Kirsch Whisky" 1996 20 Jahre


Ich wünsche meiner kleinen Leserschaft ein frohes Jahr 2020!

Starten möchte ich dieses Jahr auf meinem Blog mit einem ganz besonderen Post, dem ich zur Abwechslung mal nur einer Abfüllung widme. Die Rede ist von einer flüssigen Legende; einer Single-Cask-Abfüllung von Velier für "Kirsch Whisky" aus Deutschland. Ausgewählt wurde das Faß durch Kirsch Whisky selbst. Diese 298 Flaschen starke Abfüllung ist in so jeder Top-3-Liste in der Caroni-Szene dabei. Eine der wenigen Ultra-Referenzen, wenn man so will.

Ich danke dem Rum-Club-Mitglied Mark dafür, dass er es mir ermöglicht hat, diesen Tropfen einmal probieren zu können. Denn eins ist klar: Knappe 300 Flaschen sind irgendwann für immer ausgetrunken. Ein Wunder, dass es nach über 3 Jahren überhaupt noch welche gibt.

Caroni 20 Jahre 1996/2016 für "Kirsch Whisky"

Alk. % vol: 62.4 | Abfüller: Velier | Land: Trinidad
Nase: Direkt nach dem Einschenken ist da schon richtig was los. Volle Caroni-Power. Da Fasstarke Rums und insbesondere Caronis definitiv besser werden, wenn man sie atmen lässt, tue ich das auch hier in der Hoffnung noch mehr vorzufinden... Nach ca. 30 - 60 Minuten empfängt mich eine sehr intensive und volle Aromenfracht. Es erinnert mich ein wenig an einen Blend aus einem alten, sehr guten Cognac und Caroni-Konzentrat. Das Fundament bilden Rosinen, Mandeln und andere Nüsse. Dann kommen Karamell, etwas Minze und die typischen Fahrradschlauch- und Tankstellenaromen. Fruchtig, dunkel, tief und dreckig. Gaumen: Intensiv und ölig. Mundausfüllend. Die Minze sowie die Fahrradschläuche und Teer fahren hoch. Die Rosinen und das Karamell bilden dazu einen schönen Gegenpart. Abgang: Die Tannine und Mentholnoten werden wie erwartend (noch) stärker. Noch im Rahmen für mich, wobei aber das Menthol dazu neigt mir etwas zu viel zu werden.

Kommentar: Ein großartiges Faß eines großartigen Jahrgangs einer großartigen Destillerie! Das ist definitiv tropisch gereifter Caroni at its best. Ich kann jedem Rum- und Caroni-Fan nur empfehlen einmal ein Gläschen von dieser Abfüllung zu probieren, wenn das noch irgendwie möglich ist. Den aktuellen Marktwert von 1000€ oder mehr würde ich aber definitiv nicht ausgeben für eine ganze Flasche. Da hört es bei mir einfach schon lange auf. Denn sein 1996er-Jahrgangskollege 20 y.o. "Heavy" kostet weniger als ein Drittel und ist in meinen Augen nur ein paar Prozentpunkte weniger grossartig.
96 Punkte

Bildquelle der Labels:
www.limited-whisky.de