Sonntag, 29. März 2020

¡México - otra vez!

Ich bin immer wieder komplett von den Socken, wenn die Gelegenheit bekomme Mezcal oder generell Agavenbrände aus Mexiko zu probieren wie vor kurzem wieder auf der Craft Spirit Messe in Berlin. Besonders hervorheben möchte ich da den Stand von mezcaleria.de aus Berlin. Das tue ich aus reiner Überzeugung ohne jede Art Deal o.ä.. Ich habe ein paar Kostproben von der Messe mitgebracht und möchte die hier gerne vorstellen. Und eines vorneweg: Als Caroni-Rum-Freund gab es eine echte Überraschung!!

Anmerkung zu meinen Wertungen: Ich bin eigentlich ein Rum- und Whiskytrinker. In diesen beiden Spirituosenarten habe ich die meisten Erfahrungen und dort liegen auch meine geschmacklichen Vorlieben. Wenn also in diesem Post eine Wertung relativ niedrig ist, liegt das vermutlich daran, dass das Aromen- und Geschmacksprofil mir zu mineralisch, salzig und zu sauer ist. Bei Extremfällen erlaube ich mir auch auf eine Wertung zu verzichten. Die Wertung darf demnach keinesfalls mit einer objektiven Beurteilung der Qualität verwechselt werden! Die Tequilas und Mezcals, die ich hier heute vorstelle, sind alles tolle Spirituosen, die unbedingt von jedem Schnapsfreund erkundet werden sollten.
Tequila Siembra Valles
Blanco High Proof
mezcaleria.de, 48%, Agavenart: Tequilana Weber
Beginnen wir mit einem Tequila, auch wenn dieser mit 48% Alkohol nicht der mildeste der Runde ist. Dieser Tequila zählt zu den "guten", denn er ist erstens zu 100% aus Agave, zweitens findet eine Fermentation in offenen Behältern statt und drittens wird er zweifach in kleinen Pot-Stills (Edelstahl und Kupfer) destilliert. Somit ist eine schöne und intensive Aromatik gewährleistet.
NASE: Salzig, sauer, erdig und minimal fruchtig. Eingelegte Gewürzgurken, Zitrone, Grapefruit und Salz. Eine Rauchigkeit, die sehr oft bei Mezcals vorhanden ist, habe ich hier nicht.

GAUMEN: Leicht öliges Mundgefühl. Süß, sauer und salzig. Der Alkohol ist überhaupt nicht wahrnehmbar.

ABGANG: Die Säure nimmt hier deutlich zu gepaart mit einer öligen Süße und einer leichten Bitterkeit.

KOMMENTAR: Meine Wertung mag vielleicht etwas niedrig erscheinen, aber das soll bitte nicht missverstanden werden. Dieser Tequila putzt so alles von den "Standard-Tequilas" mit 38% oder 40% locker vom Tisch. Ich stehe dann am Ende einfach nicht so sehr auf "salzige" und saure Spirituosen.
81/100
Mezcal "Panchita la Peligrosa"
, 38%,
Es geht weiter mit einem recht stark verdünnten Mezcal, um die Sinnesorgane einzustimmen aus das was noch kommt.
NASE: Süß-fruchtig und leicht rauchig. Etwas Lösungsmittel und Plastik-Aromen im Hintergrund. Recht angenehme Nase, aber auch nicht sonderlich komplex oder intensiv.

GAUMEN: Leider deutlich wässrig. Die 38% sind einfach zu wenig. Die Eindrücke spiegeln recht gut die Nase wieder. Zudem entwickelt sich eine gewisse Mineralität.

ABGANG: Beginnt eher süß, wird zunehmen saurer und etwas bitter. Eher kurz.

KOMMENTAR: Mit 45-50% wäre der vermutlich relativ gut. Die Grundaromatik hat mich angesprochen.
74/100
Clande "Lechuguilla"
Clande, 43,8%, 51% Agave Churique, 49% Dasylirion Wheeleri
Was mich etwas verwirrt, ist dass oben auf dem Label 100% Agave steht, aber in den Details weiter unten etwas von 49% Dasylirion steht, was offiziell keine Agavenart ist.
NASE: Relativ voll für den eher niedrigen Alkoholgehalt. Grasiger, heuiger und vegetaler Rauch. Rote Beete, Sellerie und Erde dominieren. Leichte Süße im Hintergrund.

GAUMEN: Süßer Antritt. Dann kommen immer mehr das Gemüse, die Erde und das Salz in den Vordergrund.

ABGANG: Rote Beete und Salz satt. Etwas Zitrone dazu.

KOMMENTAR: Interessanter Stil, mir aber viel zu gemüsig. Ist überhaupt nicht mein Beuteschema, daher keine Wertung.
- ohne Wertung -
Mezcal Alipús
"San Andrés"
mezcaleria.de, 47,5%, Agavenart: Angustifolia (Espadín)
Wilde Fermentation und zweifache Destillation in kleinen Kupfer-Pot-Stills.
NASE: Sehr süß, voll und fruchtig. Die Früchte gehen in die Richtung von Pflaumenmus und tropischer Mango, teilweise auch Frucht-Gummis. Dazu Marzipan. Der Rauch ist sehr dezent sowie auch die Erdigkeit und Mineralität. Etwas Plastik im Hintergrund.

GAUMEN: Ölig und durchaus kräftig, wenn man größere Schlücke nimmt. Deutlich mineralischer und erdiger als die Nase noch vermuten lies. Die Fruchtigkeit hat deutlich nachgelassen. Der Alkohol ist auch hier nicht wahrnehmbar. Witzigerweise bekomme ich nachdem ich ein paar Schlücke getrunken habe in der Nase "Kneipp"-Badeöl.

ABGANG: Trocken mit Kreide, Erde und weiteren mineralischen Eindrücken begleitet durch eine dezente fruchtige Süße.

KOMMENTAR: Eine deutliche Steigerung zu den Vorgängern und durch die Fruchtigkeit in der Nase hat der mich auch mehr abgeholt als der Tequila vom Anfang. Eine richtig tolle Abwechlung zu Rum oder Whisky.
84/100
Mezcal Alipús
"San Baltazar"
mezcaleria.de, 47,5%, Agavenart: Angustifolia (Espadín)
Wilde Fermentation und zweifache Destillation in kleinen Kupfer-Pot-Stills.
NASE: Mineralischer, floraler und weniger fruchtig als der "San Andrés". Zusätzlich etwas Vanille. Dieser hier gehört auf jeden Fall zu den eher leicht zugänglicheren Mezcals. Nach einer Weile des Atmens bekomme ich eine fleischige Note im Hintergrund.

GAUMEN: Süß, floral und zart-cremig auf der Zunge. Zarte Vanille (obwohl ungereift), etwas Erdigkeit und Kreide.

ABGANG: Er wird hier etwas kräftiger. Angenehme fruchtige Süße gepaart mit mineralischen Elementen.

82/100
Mezcal Alipús
"Santa Ana del Rio"
mezcaleria.de, 47,5%, Agavenart: Angustifolia (Espadín)
Wilde Fermentation und zweifache Destillation in kleinen Kupfer-Pot-Stills.
NASE: Geht eher wieder in die "klassische" Tequila-Richtung mit Zitrone, eingelegten Gewürzgurken, Salz und vegetalen Eindrücken. Ganz dezenter Gummi-Rauch im Hintergrund. Ich bekomme auch eine leichte Buttersäure-Note, die an High-Ester-Jamaica-Rums erinnert.

GAUMEN: Erdig, mineralisch, süß-sauer und leicht salzig. Deutlich intensiver und wuchtiger/öliger als der "San Baltazar". Der Alkohol ist nicht negativ spürbar, aber er drückt deutlich stärker als beim Baltazar.

ABGANG: Ölig und cremig. Kreide, angenehme Süße, dezente Fruchtigkeit. Auch hier wieder intensiver als der Baltazar.

KOMMENTAR: Aufgrund der eher fehlenden Fruchtigkeit und der deutlich präsenten Gewürzgurken holt der mich auch nicht so ab wie der "San Andrés".
83/100
Mezcal Alipús
"San Miguel Tío Jesús"
mezcaleria.de, 47,5%, Agavenart: Angustifolia und Americana var. Oaxacensis
Wilde Fermentation und zweifache Destillation in kleinen Kupfer-Pot-Stills.
NASE: Gummi, brennende Autoreifen und Tankstellengerüche springen mich aus dem Glas an. Das erinnert mich einfach an Caroni! Hier haben wir die Entdeckung für mich, von der ich anfangs sprach. Die Gummi- und Benzinnote, die ich hier bekomme, ist der berühmten Caroni-Aromatik schon ähnlich, wenn auch nicht verwechselbar. Was natürlich fehlt, ist der Fasseinfluss, der ja definitiv zu Caroni, so wie wir es kennen, dazugehört. Weiter habe ich Neuwagengeruch und frisches Leder. Diese Ledernote switcht ab und an leicht in Richtung "Kuhstall". Nach guten 30 Minuten Atmen kommt eine schwere Fruchtigkeit dazu, die mich erneut an Caroni erinnert. Speziell an 1996er Caronis.

GAUMEN: Ölig. Dazu leicht süß und aschig mit verbranntem Gummi. Der Alkohol ist mal wieder überhaupt nicht präsent.

ABGANG: Süß-sauer und wieder verbranntes Gummi und Asche.

KOMMENTAR: Der gefällt mir richtig gut, aber das dürfte jetzt keine Überraschung mehr sein. Und nein, das ist kein Caroni-Ersatz. Es ist kein Rum, das schmeckt man natürlich und es gibt hier natürlich auch keinen Fasseinfluss. Was aber hoch interessant ist, ist die Tatsache, dass es vermutlich in gewissen Regionen spezielle Wildhefen gibt, die eben genau zum diesem Gummiprofil führen. Denn alles andere (Rohstoff, Destillationsaparate, Fassreifung) unterscheiden sich ja nachweislich! Auch wenn mich jetzt die puristischen Mezcal-Fans steinigen werden, aber ich würde den gerne mal mit 10-20 Jahren Fassreifung im mexikanischen Klima erleben.

Ich hatte diesen Mezcal zweimal als Blindsample verschickt. Der eine tendierte zuerst in Richtung Jamaika-Rum, der andere in Richtung Rhum Agricole. Daran sieht man mal wieder, dass Aromen und Geschmäcker sehr individuell sind, denn ich rieche da einfach sehr viel Gummi; ich kann mir nicht helfen ;-)
86/100
Mezonte
"Raicilla Japo"
mezcaleria.de, 47%, Agavenart: Rhodacantha
Diese Spirituose darf sich offiziell nicht Mezcal nennen, da sie aus dem Bundesstaat Jalisco stammt und dieser nicht für die Mezcal-Produktion zugelassen ist. Die Herstellungsmethoden unterscheiden sich aber nicht. Die Destillation findet hier teilweise in Pot-Stills, die aus aus einem Baumstamm gemacht sind (sogenannte Filipinos), statt.
NASE: Süße Lösungsmittel, Plastik und Gummi (geht grob in die Richtung Jamaika- oder Fiji-Rum). Deutliche Säure im Hintergrund. Dahinter dann die typische Erde und Mineralität.

GAUMEN: Deutliche Säure gepaart mit süßen Lösungsmitteln und Gummi. Alkohol ist perfekt eingebunden.

ABGANG: Salzig, mineralisch, erdig.

KOMMENTAR: Lösungsmittel und Gummi gefallen mir einfach immer gut ;-)
84/100
Mezonte
"Santos Juarez"
mezcaleria.de, 51,5%, Agavenart: Angustifolia (Espadín)
Auch hier sind die Rahmendaten (bis auf die Agavenart) die gleichen wie bei dem Vorgänger.
NASE: Geht wieder mehr in die Tequila-Richtung. Fast keine Rauchigkeit. Zitrone, Koriandersamen, Gewürzgurken. Im Hintergrund eine leicht sauer-faulige High-Ester-Note.

GAUMEN: Sehr minerlisch mit viel Kalk. Dahinter deutliche Säure.

ABGANG: Die Säure und der Kalk werden noch stärker.

KOMMENTAR: Ihr ahnt es bestimmt schon...
- ohne Wertung -
Mezonte
"Michoacan"
mezcaleria.de, 49%, Agavenart: Inaequidens
Auch hier sind die Rahmendaten (bis auf die Agavenart) die gleichen wie bei den Vorgängern.
NASE: Süß, fruchtig und moderat rauchig. Erinnert stark an "San Andrés". Etwas Gummi, Plastik und Lösungsmittel gesellen sich im Hintergrund dazu.

GAUMEN: Komplett anders als die Bouquet vermuten lässt. Fast keine Süße oder Fruchtigkeit. Salzig, sauer, minerlisch, Kalk, sehr trocken.

ABGANG: Sehr viel Kalk und Säure.

KOMMENTAR: Auch hier ahnt ihr es...
- ohne Wertung -
Ich muss es leider nochmal betonen: Mit meiner eingangs erwähnten Begeisterung ("von den Socken") meinte ich nicht unbedingt, dass es hier heute nur so 90 Punkte hagelt. Mich begeistert diese Spirituosenart einfach immer wieder, wenn ich ihr begegne, da sie sehr "rau", "bodenständig" und "ehrlich" ist und ich kann jedem nur empfehlen sich diese Erfahrung nicht entgehen zu lassen!

Freitag, 20. März 2020

Enmore (94 RA-REV, 93 DDL-EHP, 97 RN-EHE)


Es geht mal wieder nach Guyana für mich. Anlass war die neue Abfüllung von Rum Artesanal, die bereits vor dem eigentlichen Release am 13.03.2020 ausverkauft war und zur Zeit viel diskutiert wird in den entsprechenden Netzwerken. Ich hatte das Glück an eine solche heiß-begehrte Flasche zu kommen. Vielen Dank dafür! (Die entsprechende Person weiss wer gemeint ist).

Zum Vergleich habe ich noch 2 Samples aus meiner Samplebox rausgesucht. Da Enmore nicht gleicht Enmore ist, versuche ich mich hier an einer winzig-kleinen Zusammenfassung der wichtigsten Fakten: Enmore besaß bis zur Schließung 1994 eine Pot-Still (VSG) und eine Coffey-Still (EHP, EHE), beide aus Holz. Die Pot-Still wurde nach der Schließung von Versailles (Guyana, nicht Frankreich) in den 1970ern nach Enmore gebracht. Nach der Schließung von Enmore dann zogen beide Stills nach Uitvlugt und dann später 1999 zur Diamond-Destillerie um, wo sie mit anderen alten Stills, wie etwa der doppelten Holz-Pot-Still von Port Mourant, noch heute in Betrieb ist.
Enmore E.H.P. 1993/2015
DDL, 56,5%, El Dorado "Rare Collection"
Hier haben wir es in zweifacher Hinsicht quasi mit einem Original-Enmore zu tun. Zum einem wurde er noch bei Enmore selbst destilliert und zweitens wurde er nach 22 Jahren tropischer Reifung von DDL selbst abgefüllt. Laut den Hydrometer-Tests von Wes Burgin und Johnny Dreyer wurde anscheinend kein Zucker hinzugefügt, was bei der "Rare Collection" aber bereits auch schon vorkam. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Relativ mild und verschlossen. 1-2 Tropfen Wasser helfen da etwas, aber nicht sonderlich viel. Ich bekomme ein recht generisches Column-Still-Rum-Profil geboten. Vollmilchschokolade, Karamell, Vanille, Rosinen, Kokos und etwas Nüsse. Alles solide, aber auch nicht wirklich spannend und so richtig durchstarten will der irgendwie nicht.

GAUMEN: Sehr cremig und süß mit Vollmilchschokolade, Rosinen und Karamell. Die Süße dürfte hier an die Grenzen der Möglichkeit von tropischer Faßreifung rankommen ;-). Behält man ihn etwas länger im Mund, rollen die Taninne ran. Der Alkohol ist nicht spürbar.

ABGANG: Die Schokolade geht jetzt in die Richtung Zartbitter. Dazu Kaffee. Es wird deutlich bitterer als noch im Mund. Trotzdem bleibt eine auffangende Süße vorhanden.

KOMMENTAR: Lecker auf jeden Fall. Aber auch irgendwie langweilig. Bei dem Preis und dieser langen tropischen Reifung, hatte ich mir mehr vorgestellt.
85/100
Enmore R.E.V. 1994/2020
25 Jahre
Rum Artesanal, 51,4%,
Nun kommen wir zum eigentlichen Highlight. Dieser wurde noch bei Enmore selbst in der Holz-Pot-Still von Versailles (VSG) destilliert. Was das Mark REV genau bedeutet, ist anscheinend wenig bekannt (EV = Enmore-Versailles?). Eines ist aber relativ sicher: Nämlich dass dieser Rum gefärbt wurde. Aber nicht von Rum Artesanal, sondern von Enmore selbst (bereits beim Befüllen des Fasses oder bei Auslieferung des Bulk-Containers?). Guyana-Rum ist und bleibt ein sehr verworrenes Thema, was hier wiedermal mehr als deutlich wird. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Voll, tief und dunkel. Sehr präsent sind getrocknete Pflaumen, Pflaumenmarmelade, eingekochte Früchte, Lakritz und Melasse. Dahinter Eichenwürze, Waldhonig, Thymian und eine leichte Säure, die teilweise ins ledrige geht. Eine richtig schöne Nase!

GAUMEN: Sehr weiches Mundgefühl. Mir fast schon zu weich, wenn ich hier ein Luxus-"Problem" anmelden darf ;-). Der Alkohol ist überhaupt nicht zu spüren. Melasse, Lakritz und Pflaumenmarmelade geben den Ton an. Eine schöne Mischung aus natürlicher Süße und würzigen Elementen. Tannine der Eiche sind nach 25 Jahren selbstverständlich mit von der Partie, aber noch entfernt von zu viel. Mit 1-2 Tropfen Wasser wird die Eiche stärker.

ABGANG: Eine geballte Ladung Pflaumenmarmelade, Melasse, Lakritz, Eichenwürze und Anis macht sich im gesamten Mund- und Rachenraum breit.

KOMMENTAR: Ein intensiver echt richtig guter Rum! Das war ein echter Volltreffer von Rum Artesanal und Dominik Marwede. Und über den Ausgabepreis von 109€ für den halben Liter muss man in heutigen Wahnsinns-Zeiten wohl auch nicht groß sprechen!
94/100
Enmore E.H.E. 1997/2016
Rum Nation, 58,7%, Cask No. 2-3-69
Laut barrel-aged-mind ist das Mark dieser Abfüllung EHE und stammt aus der hölzernen Coffey-Still von Enmore. Dieser Rum hat, wie für Rum Nation üblich, ein 5-jähriges Finish in Oloroso-Fässern erhalten. Gebrannt wurde er aber bereits bei Uitvlugt und nicht mehr bei Enmore selbst. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Woah, das ist das ist ein ganz anderer Style. High-Ester wird hier anscheinend gespielt. In den ersten Minuten nach dem Eingießen strömen Unmengen an Lösungsmittel-, Klebstoff- und Möbelpolitur-Aromen aus dem Glas. Dahinter ein säuerlicher, tropisch-fruchtiger, vergorener Touch. Erinnert mich bis hierhin spontan an den Habitation Velier Long Pond 2005. Lässt man ihn eine gute halbe Stunde offen Atmen, gehen die Lösungsmittel-Aromen ein gutes Stück zurück und die Sherry-Reifung kommt zum Vorschein mit Nüssen (Walnüsse sind für mich hier recht dominant), dunklen Beeren und Hefe. Gefällt mir richtig gut!

GAUMEN: süß-saurer Antritt. Ölig, cremig. Es geht weiter mit Lösungsmitteln und Möbelpolitur. Darunter fruchtige Süße mit diversen Gewürzen, die ich nicht so richtig greifen kann.

ABGANG: Direkt nach dem Runterschlucken, erinnert mich das sehr an den typischen, cremigen und süßen Hampden-Lösungsmittel-Abgang. Danach kommt ein ordentlicher Schwall Blaubeeren den Rachen hoch geschossen.

KOMMENTAR: Der war auf jeden Fall der extremste der heutigen Runde. Während der REV von Rum Artesanal trotz seiner Intensität noch sehr süffig und "gefällig" daherkam, muss man auf den Rum Nation schon speziell Lust haben.
92/100

Freitag, 6. März 2020

Glengoyne 12 Jahre und "Secret Speyside" 14 Jahre von whic.de


Zur Transparenz: Die Samples des heutigen Posts wurden mir von "whic (UG)" kostenfrei zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür an dieser Stelle; ich habe mich sehr gefreut! Es wurde aber seitens des Sponsors keinerlei Vorgaben gemacht wie, wann und ob ich diese Samples hier auf dem Blog bespreche. (Link zu whic.de)

Diesmal widme ich mich recht neuen Abfüllungen von whic.de. Nämlich einem Glengoyne aus der "Landscape of Taste"-Serie und einer weitere "Nymphe", dem Secret Speyside, der auch das Ende der 2. Auflage der "Nymphs of Whisky" darstellt.
"Landscape of Taste" Glengoyne 12 Jahre
whic.de, 58%,
Bei dieser Abfüllung handelt es sich um ein (ex-Bourbon?-Hogshead)-Fassanteil, das nur 94 Flaschen ergab.
NASE:Recht verschlossen zu Beginn. Zeit zum Atmen und ein paar Tröpfchen Wasser helfen da etwas. Der Charakter ist sehr ölig. Birnen-/Apfelkuchen mit Vanille mit leicht säuerlichen Anflügen von Zitrone. Ich empfinde das Aroma trotz Zeit und Wasser dennoch als eher zurückhaltend. Das ist so ein Whisky, der einem jetzt nicht aus dem Glas heraus anspringt.

GAUMEN:Kraftvoll, süß und wieder sehr ölig. Der Alkohol ist perfekt eingebunden. Wieder habe ich Birnen, Äpfel und Kuchen/Gebäck.

ABGANG:kurz bis mittel-lang. Anfangs sehr aufbäumend, dann süß-sauer und durchaus "weich" ausklingend. Eine neue Dimension bekomme ich allerdings nicht.

KOMMENTAR:Der Whisky ist auf jeden Fall lecker, da gibt es keinen Zweifeln. Am Ende ist er mir aber dennoch eine Spur zu "still". Ich bin eher ein Schnüffler als ein "Trinker" und in der Nase ist eher weniger Power meiner Meinung nach.
83/100
"Nymphs of Whisky" Secret Speyside 14 Jahre
whic.de, 64,1%, 2005/2019
Hier haben wir es mit einer 14-jährigen Sherry-Vollreifung zu tun. Die Sherryart wird nicht genannt sowie die Speyside-Destillerie, die dahinter steckt. Bei "Secret Speyside" ist auf jeden Fall bei vielen Leuten der "Macallan"-Trigger angesprungen, denke ich mal ;-).
NASE:Sehr, sehr viel Sherry. Das war auf jeden Fall ein aktives Fass mit ordentlich Sherry in den Poren. Ich tippe auf Oloroso. Ich bekomme Liebstöckel, Nüsse, getrocknete Aprikosen, Rosinen, Pflaumen, "säuerliches" Leder, Tabak. Dazu Sojasoße, Pilze und deftige Gewürze aller Art. Komplettes Kontrastprogramm zum sehr cleanen Glengoyne. Man kann auf jeden Fall hier schonmal sagen, dass man Sherry-Reifungen definitiv mögen muss ;-). Mir persönlich eine Spur zu viel Sherry, aber man darf den jetzt hier aber auch nicht mit den ganz jungen Sherrybomben in einen Topf werfen. Die 14 Jahre merkt man ihm schon sehr positiv an.

GAUMEN:Süß-sauer und intensiv. Der Alkohol ist perfekt eingebunden, was bei den 64% echt gefährlich ist ;-) Die Eindrücke aus der Nase setzen sich ungehindert fort.

ABGANG:Mittel-lang mit Liebstöckel, Gewürzen und Rosinen. Hier auch wieder süß und sauer.

KOMMENTAR:Wie bereits schon erwähnt, sind diese sehr heftigen, Sherry-lastigen Whiskies nicht zu 100% mein Fall, von daher sollte man bei der Wertung etwas dazu addieren, wenn man der Sherry-Typ ist.
86/100