Montag, 14. Januar 2019

Ältere Hampden-Rums

Hamden 2000/2017, Origini (Pellegrini), 55,6%, 17 Jahr alt

Eher verhaltene Nase. Die typische Hampden-Nase ist es nicht. Mit etwas Wasser kommen Menthol, viel Zitrone und Birne. Dazu noch eine gewisse Grasigkeit, die ganz entfernt an Agricole erinnert. Ich bekomme noch etwas helle Gewürze, so etwas in der Art wie Koriandersamen, Kreuzkümmel, Muskat. Im Mund kribbelnd mit mehr Hampden-typischen Esternoten, aber nicht sehr viel. Olivenöl/Gummi. Im Abgang ziemlich cremig-süß und wieder etwas grasig.
83/100

Hampden 1998/2016 (17 Jahre), Kill Devil, 46%

Die Nase hat was Parfum-artiges. Vergorene Ananas, Mangos, süße Lösungsmittel (wenn es sowas überhaupt gibt). Dazu Gummi, Terpentin und Haselnüsse. Sehr lecker. Trotz 46% ziemlich intensiv und voll. Im Mund dann sehr ölig mit Teer, Olivenöl/Gummi und Ananas. Der Abgang ist lang und hat eine deutliche Anis-Note. Ein sehr schöner Rum. Und was passiert, wenn man den nicht auf 46% runterverdünnt sehen wir weiter unten!
91/100

Hampden 2000/2018 (17 Jahre), Berry Bros. & Rudd, 55,4%

Exklusiv für "The "Whisky Barrel". Von den Eckdaten fast identisch mit dem Origini, aber dieser erscheint mir extrovertierter und kraftvoller. In der Nase sind viel leckere Lösungsmittel- und Terpentinnoten. Dazu Ananas und Limette, wie üblich etwas überreif. Eine Prise Salz mit einer kühlenden Mentholnote. Wie so oft bei Hampden ist die Nase trotz der sonderbaren Begriffe hier auch wieder seidig und cremig mit etwas Vanille. Im Mund weiterhin cremig und voll mit Olivenöl, Ananas, etwas Haselnüssen und ein klein wenig Salz. Der Abgang ist seidig, lang und erfüllt den Mundraum mit diesem einmaligen Hampden-Mix. Insgesamt niedriger bis mittlerer Estergehalt. Sehr genieß- und trinkbar. Eher einer für häufiger.
90/100

Hampden 2001/2018 (16 Jahre), Kill Devil, 61,2%

Exklusiv für "The "Whisky Barrel". Eine sehr intensive Nase. Matschige tropische Früchte (allen voran die gute alte Hampden-Ananas, dann Mango), die zu lange in der Sonne lagen. Gummi/Olivenöl, Lösungsmittel, Mandeln gesellen sich dazu. Alles wieder sehr sehr seidig und cremig. Eine zuckerwattrige, feine Süße steigt mir aus dem Glas entgegen. Vanille und etwas Zimt im Hintergrund. Ein Aromen-Mix zum ewig dran riechen. Während sein 10-jähriger Bruder aus 2007 von Kill Devil auf der absolut brachialen, schonungslosen Seite mich begeistert hat, ist dieser (zwar immer noch eindeutig ein High-Ester-Rum) ein tropischer, fruchtig, cremig-nussiger Schmeichler ;-)
Im Mund schmeicheln die über 60% nicht allzu sehr; der ganze Mund füllt sich in Sekunden mit intensiven, würzigen und süß-fruchtigen Aromen. Ananas und Gummi überall.  Der Abgang ist lang und wärmend. Die ganzen Aromen bleiben noch für ein paar Minuten im Mund.
Ein absoluter Traum-Rum!
96/100

Hampden 1998/2017 (19 Jahre), The Rum Cask, 69,1%

Im Vergleich zum Kill Devil ist die Nase eher trockener und "staubiger". Mehr Terpentin, Diesel und Klebstoff, weniger tropische süße Früchte. Pflaumen mit Zimt. Vergoren versteht sich. Mehr Menthol, was wahrscheinlich am deutlich höheren Alkoholgehalt liegt. Auch hier könnte ich ewig dran riechen. Im Mund dann wieder eine Explosion, als ob ein Diesel-Tanklaster in einen Frucht-Komposthaufen gerast ist. Ich glaube ich muss hier nochmal erwähnen, dass das herrlich ist! Ich glaube es ist nicht überraschend, wenn ich schreibe, dass der Abgang wärmend, intensiv und lang ist. Wieder ein absoluter Spitzen-Rum! Ein Punkt weniger als der Kill Devil, da dieser hier wieder tendenziell mehr auf der brutalen Seite ist.
95/100

Kurzer Nachtrag zu Oliven(öl) bzw. Gummi

Ich habe bei fast allen Hampden-Rums in der Nase und sehr deutlich dann im Mund eine Gummi-Note. Wenn man ein bisschen bei Serge auf whiskyfun.com stöbert, fällt schnell auf, dass keine Hampden-Notiz ohne Oliven in all ihren Formen und Farben auskommt. Kurzer Griff zur Olivenölflasche und da war sie meine Hampden-Gummi-Note. Aus diesem Grund schreibe ich, wenn ich von Hampden schreibe, immer Olivenöl/Gummi, da ich zuerst eigentlich Gummi assoziiert habe, Olivenöl aber denke ich die allgemein verständlichere Beschreibung ist. Bei Gummi denken viele an Gummi-Enten zum Baden oder stinkende Schlauchboote aus dem Keller. "Mein" Gummi war immer etwas öliges, schweres, fruchtig-bitteres. Anscheinend Oliven(öl).