Freitag, 18. Januar 2019

Worthy-Park-Rum mit und ohne Finish

Es geht schon wieder nach Jamaika. Diesmal zur Destillerie Worthy Park. Das Frucht-"Maskottchen" von Worthy Park ist die Banane, die auch, wie bei Hampden, durch eine relativ lange Fermentation und dadurch Veresterung entsteht. Generell ist der Estergehalt aber deutlich geringer als bei Hampden.

Vielen Dank an Christian Lanzerath von schnaps.blog, der eine Flaschenteilung zu der neuen Cask Selection Serie gemacht hat. Das Video seiner Verkostung ist noch nicht online, wird es aber sicherlich die nächsten Tage sein. Hier der Link zu seinem Blog. https://schnaps.blog. Übrigens der treffendste Blogname ;-)

Die Rums dieser Serie wurde zuerst alle (eine unterschiedlich lange Zeit) auf dem Worthy Park Estate in Ex-Bourbon-Barrels gelagert bevor sie dann zur einjährigen Nachreifung nach Dänemark kamen.

Da ich die relativ "neue" Original-Abfüllung von Worthy Park noch zu Hause im Schrank hatte, wollte ich diese natürlich gleich mit ihren Süßwein-geschwängerten Brüdern vergleichen.

1 - Single Estate Reserve, Original-Abfüllung, 45%, 6-10 Jahre alt
Die Rums in der Flasche lagerten laut Rücketikett 6-10 Jahre in First-Fill Bourbon-Barrels auf Jamaika. In der Nase ölig und süß mit Banane, etwas Pfisich, Mandeln und einer leicht "dreckigen" Note. Zusätzlich noch leicht sauer mit Zitronen und einem minimalen Alkoholstich im Hintergrund. Im Mund fett und schwer wieder mit Banane, Zitrus und etwas Malz. Die Textur und der Geschmack erinnern mich tatsächlich etwas an schottischen Whisky. Insgesamt ist er mir irgendwie etwas zu jung. Er ist lecker, keine Frage; auch das PLV mit ca. 50€ für eine 0,7l-Flasche ist gut, aber so richtig haut er mich mittlerweile nicht mehr um.

Wertung 84/100


2 - Single Estate Reserve + Sherry-Finish, Original-Abfüllung, 57%, 4 + 1 Jahre alt
In der Nase sind sofort heftige Esternoten nach Lösungsmitteln und verdorbenen tropischen Früchten (erinnert zuerst mehr an Hampden). Dahinter eine süß-säuerliche Note mit einer gewissen Nussigkeit, die ziemlich sicher vom Sherry-Finish stammt. Der Geruch hat mit dem ersten kaum was gemeinsam. Ich vermute mal es liegt daran, dieser hier nur 4 Jahre tropische Reifung hinter sich an. Im Mund dominieren dann etwas mehr die Sherry-Töne. Der Abgang ist leicht Alkoholscharf und wieder süß-sauer. Finde diesen hier generell interessant, aber auch zu unruhig und der Sherry wirkt nicht gut eingebungen. Irgendwie nicht stimmig insgesamt.

Wertung 82/100

3 - Single Estate Reserve + Madeira-Finish, Original-Abfüllung, 58%, 4 + 1 Jahre alt
Die Aromen kriechen hier deutlich gedämpfter und gesetzter aus dem Glas. In der Nase sind cremige Nüsse, Marzipan, etwas weihnachtliche Gewürze und eine Prise Banane. Dahinter deutliche Weinnoten. Im Mund dann ölig und süß. Die Banane tritt jetzt wieder etwas mehr in den Vordergrund. Der Abgang ist pfeffrig, süß-fruchtig und mittel-lang.

Wertung 85/100



  
 4 - Single Estate Reserve + Port-Finish, Original-Abfüllung, 56%, X Jahre alt 
Bisher der beste Geruch. Eine schwere Fruchtigkeit (hauptsächlich Banane und Pflaumen) trifft auf Vanillepudding mit Zimt. Dahiner ist eine schwache Rotweinnote zu erkennen. Auch Nüsse wie Mandeln sind zu finden. Die Nase ist voll, schwer und gesetzt. Die 9 Jahre tropische Reifung sind hier, denke ich, deutlich zu merken. Im Mund wird das Ganze mit einer schönen weichen, öligen Textur kraftvoll fortgesetzt. Etwas Zitrus kommt hinzu. Im Abgang werden die cremige süße Pudding-Note und die Weinnoten nochmal stärker.
Für mich mit Abstand der beste!

Wertung 87/100




Abschlusskommentar
Hmmm, irgendwie haben mich diese 4 Rums nicht wirklich inspiriert. Fande da bisher die Abfüllungen der unabhängigen Abfüller, die ich probiert habe, deutlich besser. Mit mehr Kraft und Verrücktheit! Diese hier fand ich irgendwie zu "trantütig und müde". Klingt irgendwie zu hart. Es sind trotzdem sehr gute Rums und es ist sehr schön, dass Worthy Park, die erst seit 2005 (wieder) Rums herstellen, eigene Abfüllungen auf den Markt bringen.