Dienstag, 9. Juli 2019

4 aktuelle Rums von Long Pong


Heute gehts zur Destillerie Long Pond, die sich im Parish Trelawny auf Jamaika befindet (wie auch Hampden). Ich hatte bisher noch keinen Long Pond im Glas und somit sind das hier logischer Weise auch die ersten auf diesem Blog. Wer mehr zu Long Pond lesen will, dem empfehle ich dringend den Artikel von Florian von BAT.


Long Pond "Vale Royal" VRW 12 Jahre 2006/2018, Velier, 62.5%

Beginnen möchte ich mit der Velier-Abfüllung aus 2018 mit einem (noch) entspannten Estergehalt von 150-250 gr/hlpa und dem Mark VRW. Hierbei handelt es sich um eine Nachbildung des Stils der nicht mehr existierenden Destillerie Vale Royal (siehe verlinkten Artikel). Die Nase ist zuerst sehr zurückhaltend. Etwas Alkohol, Lösungsmittel und eine leichte diffuse Rosinig- und Nussigkeit. Ein Tropfen Wasser und etwas Zeit lassen die Nase öffnen. Es offenbart sich jetzt natürlich kein High-Ester-Monster. Die Nase ist recht gediegen und würzig von der Eiche. Rosinen, Haselnüsse, Leder, Karamell, Nelken. Leichte Lösungsmittel und florale Noten im Hintergrund. Erinnert mich an einen Blend aus Jamaika, Barbados und Demerara irgendwie. Im Mund ist der Rum sehr kräftig und würzig. Dazu ölig und leicht süß. Es bleiben für mich die Eindrücke aus der Nase, nur jetzt deutlich intensiver. Dazu kommen Kakao und Kaffee. Der Abgang ist sehr präsent und mittel-lang bis lang. Er beginnt würzig wird dann immer karamelliger. Ein schöner Rum, der immer mehr hergibt, je länger man sich mit ihm beschäftigt. 89 Punkte

Long Pond "Cambridge" STC❤E 13 Jahre 2005/2018, Velier, 62.5%

Estergehalt liegt hier zwischen 550 und 700 gr/hlpa. Auch das ist eine Nachbildung eines vergangenen Stils. Nämlich dem der alten Brennerei Cambridge. Hier ist die Nase gleich deutlich präsenter. Lösungsmittel, Rosinen und Nüsse bekomme ich. Ein sehr warmer Grundcharakter. Dazu etwas aus dem Gewürzregeal, vielleicht Muskatnuss, Kreuzkümmel, Koriandersamen (?). Gefällt mir sehr gut. Im Mund zuerst etwas sonderbar. Das Mundgefühl ist schwer greifbar. Irgendwie fragil und flüchtig. Eher auf der Gewürzseite, dazu leicht "scharf". Nach ein paar kleinen Schlücken kommt der aber ziemlich intensiv und würzig daher. Der Abgang beginnt relativ frisch-fruchtig, geht dann aber in die Trockenfrucht-, Karamell-Richtung. Wieder einer, den man sich etwas erarbeiten muss. Aber es lohnt sich. 88 Punkte


Long Pond TECA 15 Jahre 2003/2018, Velier, 63%

Der Estergehalt liegt zwischen 1200 und 1300 gr/hlpa. Die Nase hat sofort was fauliges. In diesem Fall nicht lecker und angenehm wie vergorene Früchte o.ä. sondern faule Eier, Schwefel, vergammelte Pilze. Dahinter die Lösungsmittel. Puh, gefällt mir nicht. Auch mit Wasser und Zeit verändert sich der Charakter nicht. Im Mund genau das gleiche Spiel. Ich breche hier ab. Für mich ungenießbar.  - ohne Wertung -


Long Pond TECA 14 Jahre 2005/2019, Habitation Velier, 62%

Hier haben wir es mit dem gleichen Mark (TECA) zu tun. Der genaue Estergehalt ist hier mit 1.285 gr/hlpa angegeben. Das Alter ist auch sehr ähnlich (beide tropische gereift). Einzig allein der Jahrgang ist ein anderer. Die Nase ist komplett anders als oben. "Warme" Lösungsmittel, Möbelpolitur, Gummi, Leder/Tabak, Marzipan, Rosinen und Karamell. Hätte den blind nicht auf über 1000gr Ester geschätzt. Im Mund intensiv, kräftig, ölig und leicht süß. Würzig mit Leder/Tabak, Eiche und süß mit Karamell und Rosinen. Dazu die berühmten Lösungsmittel und Gummi. Der mittel-lange bis lange Abgang ist zuerst leicht fruchtig mit getrockneten Aprikosen und wird dann astringierend mit Kaffee/Kakao, Eiche. Sehr lecker der Gute! 90 Punkte