Samstag, 13. Juni 2020

American Whiskey - Teil 5 "Wheated Bourbon und Wheat-Whiskey"

Es geht mal wieder in die USA. Dieses Mal habe ich mir das Thema Weizen bzw. "Wheat" ausgesucht. Ich habe einen sogenannten Wheat-Whiskey, also ein Whiskey mit mindestens 51% Weizenanteil in der Mashbill. Die anderen drei sind "Wheated Bourbons", was bedeutet, dass neben Mais (mind. 51%) eben Weizen den größten Anteil ausmacht und meist sogar komplett auf Roggen verzichtet wurde. Die Whiskeys sollen dadurch weicher, cremiger und fruchtiger werden und nicht so kräftig-würzig, was sonst vom Roggenanteil kommt. Aber sehen wir selbst...
Woodford Reserve Wheat Whiskey
Original, 45,2%,
Ich starte mit dem Wheat Whiskey, da hier der Einfluss vom Weizen logischerweise am stärksten sein sollte. Mashbill: 52% Weizen, 20% gemälzte Gerste, 20% Mais, 8% Roggen.
NASE: Weich, cremig und dumpf/muffig. Nasse Pappe, kühlende Minze, Eiche, Toffee und matschige Banane. Sehr großer Unterschied zum Bulleit mit viel Roggen, der deutlich cripser und würziger daherkommt. Das soll jetzt nicht wertend sein. Diese Wheat-Nase hat auch ihren eigenen Reiz.

GAUMEN: Für 45% durchaus kräftig, aber dennoch weich. Es wird aber schon merklich würziger als noch in der Nase. Banane und Toffee dominieren neben Eiche.

ABGANG: Karamellisierte Banane, Banane mit Karamell und Karamell mit Banane. Hab ich Banane erwähnt?

KOMMENTAR: Für mich muss es nicht unbedingt ein High-Rye Bourbon wie der Bulleit sein, aber der Woodford Reserve Wheat Whisky ist mir schon eine gute Spur zu weich und einseitig. Da reicht ein Sample auf jeden Fall, um mal diesen speziellen Stil kennenzulernen.
78/100
W.L. Weller 12 Jahre
Buffalo Trace, 45%,
Die genaue Zusammensetzung der "Wheated Masbill" von Buffalo Trace konnte ich nicht herausfinden. Es sind aber wohl ca. 16% Weizen und kein Roggen enthalten.
NASE: Eine schwere Möbelpoliturnote kommt mir entgeben als ich die Abdeckung vom Glas nehme. Viel Eiche und Holzwerkstatt. Dazu Äpfel, angebranntes Karamell, Vanille und einen Tick Anis. Im Hintergrund ist auch etwas erdiges. Auch wenn sich für viele Möbelpolitur nicht danach anhört, aber die Nase hat trotzdem etwas Weiches und Geschmeidiges. Eine schöne Nase!

GAUMEN: Starke Eichenwürze, Schokolade und Waldhonig.

ABGANG: Angebranntes Karamell, verkohlte Eiche, wieder der Honig und karamellisierte Walnüsse. Eher kurz bis maximal mittel-lang.

KOMMENTAR: Ein schöner Bourbon, der mir auf der einen Seite aber vielleicht ein bisschen zu viel Eiche gesehen hat und auf der anderen Seite etwas zu dünn ist mit seinen 45% und dem eher kurzen Abgang. Die Nase rettet ihn aber in einen ansehnlichen Punktebereich.
83/100
Maker's Mark 46
Maker's Mark, 47%,
Hier wurden in das Fass 10 zusätzliche Dauben aus französischer Limousineiche montiert (Fassexperiment Nr. 46)). So wie ich das verstanden habe ähnlich eines Teebeutes, also mittenrein ins Fass. Maker's Mark benutzt eine Mashbill für alle Bourbons. 70% Mais, 16% Weizen, 14% gemälzte Gerste.
NASE: Viel Eiche, warme, dunkle Vanille, Toffee, weisse Schokolade (Kakaobutter) und eine gewisse schwere Parfümnote. Zusätzlich im Hintergrund etwas Möbelpolitur. Eine schöne, warme, runde und harmonische Nase!

GAUMEN: Hier habe ich zu Beginn gant kurz wieder die nasse Pappe (wie beim Wheat-Whisky). Dazu etwas Apfel, Banane und Toffee. Kann leider am Gaumen mit dem Bouquet nicht mithalten.

ABGANG: Süß, cremig-sahnig mit Toffee, etwas Milchkaffee und Bananen.

KOMMENTAR: Für ca. 40€ eine echte Empfehlung. Das Bouquet ist definitiv der beste Part hierbei.
85/100
Maker's Mark
Private Selection (Sansibar)
Maker's Mark, 55%,
Hier gilt das gleiche Konzept wie beim "46", nur dass der Kunde (in diesem Fall Sansibar-Whisky aus Deutschland) die 10 zusätzlichen Dauben (Eichenart, Toast- bzw. Char-Grad) frei wählen darf.
NASE: Vom Grundcharakter sehr ähnlich wie der "46" nur deutlich intensiver und dunkler. Kaffee, diesmal dunkle Schokolade, Kirschen, Mandeln und Tabak/Leder, Zimt und Nelken kommen hier noch dazu. Eine richtig tolle Nase! Es wird hier sehr deutlich, dass nicht nur amerikanische Weißeiche zum Einsatz kam.

GAUMEN: KEINE nasse Pappe! Hier habe ich Toffee, Kakao, matschige Banane und etwas Apfel mit Zimt. Kräftig und intensiv mit wunderbar eingebundenen 55%.

ABGANG: Heftig und intensiv zu Beginn bei größeren Schlücken. Dann süßer Miilchkaffee, Schokolade, Kirschen, Banane und Zimt. Das volle Programm nur leider schneller weg als gewünscht.

KOMMENTAR: Ein klasse Bourbon, bei dem sich das Experimentieren und damit der Verlust der Bezeichnung "straight" gelohnt haben. Die zusätzliche Eiche macht sich hier wie beim "46" richtig gut und man hat an keiner Stelle das Gefühl, dass hier aus schlechtem Whiskey noch versucht wurde was zu machen.
89/100