Dienstag, 9. Juni 2020

Velier Caroni 1992/2012 20 Jahre HP vs. FP ("Hangar")

Velier hat aus dem Jahrgang 1992 nur 4 Abfüllungen auf den Markt gebracht. (Andere Abfüller noch weniger bzw. bis auf Bristol im Trinity eigentlich gar keine.) Insgesamt haben die 4 Abfüllungen zusammen 18.308 Flaschen ergeben. Das liegt aber mittlweile schon Jahre zurück und von daher sind diese Flaschen ziemlich rar und demnach auch eher teure Sammlerstücke.

Hier eine Übersicht der Velier - Bottlings:
    1992 / 2010 18 Jahre, 55 % (9253 Flaschen)
    1992/2010 18 Jahre, 61.2% (3457 Flaschen)
Caroni 20 Jahre
High-Proof
1992/2012
Velier, 55%, "Hangar"
NASE: Schöne, schwere und dunkle Caroni-Nase, die sich sehr schnell im Glas entfaltet. Teer, verbranntes Gummi, Möbelpolitur, alles mit dabei und in einem recht ausgeglichenen Verhältnis zu den weiteren Aromen aus dem Fass. Menthol, Kaffee, Kakao, Mandeln, Kirschen, Rosinen und Toffee. Das Bouquet wirkt sehr gesetzt, aber trotzdem kraftvoll und intensiv und schickt wieder einmal mehr so viele andere Rums zum Nachsitzen.

GAUMEN: Ölig und süß zu Beginn. Dann ein heftiger Schub Menthol, Hustensirup, Teer und verbranntes Gummi. Die 55% sind wunderbar trinkbar, aber die Eichenfracht ist mir dann teilweise etwas zu heftig. Sehr viel Menthol, Lakritz und artverwandtes. Das ist für 20 Jahre in den Tropen nicht verwunderlich, aber hat hier schon ein Level erreicht, das ich eher von etwas älteren kenne. Ich muss aber sagen, dass nach ein paar keineren Schlücken (auch parallel vom Full-Proof) sich mein Gaumen an die Eiche immer mehr gewöhnt und ich es als immer angenehmer empfinge.

ABGANG: Beginnt mit Menthol und wird durch viel Kakao, ein paar Rosinen und ein paar der dreckigen Elemente sehr schön ergänzt. Hintenraus blitzt eine angenehme Karamellsüße hervor.

94/100
Caroni 20 Jahre
Full-Proof
1992/2012
Velier, 60,21%, "Hangar"
NASE: Wie es sich für Fassstärken dieses Alters so gehört ist dieser am Anfang natürlich recht verschlossen und der Alkohol zwickt etwas in der Nase. Dann entfaltet sich aber ein Caroni-Wahnsinn, wie es ihn nicht oft gibt. Vom Grundcharakter dem Vorgänger logischerweise recht ähnlich, nur eben intensiver, dunkler und tiefer. Die Fruchtkomponente ist mit Orangenöl, Kirschen, Pflaumenmarmelade und Mangos betörend. Eine unfassbar schöne Nase!

GAUMEN: Die paar mehr Prozente sind nicht wirklich zu spüren, was ein Brennen o.ä. betrifft. Was aber auffällt ist eine etwas weniger ausgeprägte Menthol- und Hustensirupnote. Dafür Teer, Gummi und eine sehr trockene Eiche nach einem ölig-süßen Start. Staubtrocken geht es in den Abgang.

ABGANG: Sehr trocken. Espresso, Tabak, verbranntes Gummi, Lakritz und diverse Gewürze.

96/100
Was soll man da noch neues zu sagen?! Das sind einfach unfassbare gute Rums, die in dieser Qualität und Ausprägung leider vom Aussterben betroht sind. Keiner, der etwas auf seine finanzielle Situation achtet, lässt seine Rums eine so lange Zeit in diesem Klima liegen. Luca Gargano hatte vor einiger Zeit mal in einem Interview gesagt, dass es in der gesamten Karibik wohl nur um die 300 Fässer gibt, die über 20 Jahre alt sind.
Zurück zu den Rums: Die Bouquets sind bei mir, was die Wertung angeht, in schwindelerregenden Höhen. Viel besser, voller und intensiver geht es eigentlich nicht mehr. Hier kommt einfach alles zusammen, was einen guten Caroni ausmacht: Die dreckigen Komponenten und eine reife Eichenfracht gepaart mit einer gewissen Fruchtigkeit und Karamell. Gerade beim Full-Proof. Einen kleinen Punktabzug gab es wegen der teilweise sehr heftigen Eiche, aber das macht in diesen Wertungs-Dimensionen keinen großen Unterschied mehr.