Donnerstag, 25. Juni 2020

5x Islay und Sherry (PC OLC:01, Askaig 08...)


Rauchige Islay-Malts in Kombination mit Sherryfässern sind generell sehr beliebt und gefallen auch mir sehr gut. Anlässlich des neues Port Charlotte OLC:01 und dem Port Askaig 2008 habe ich noch ein paar weitere Malts dieser Gattung aus meinem Sampleschrank gekramt, um diese besser einordnen zu können.
Port Askaig 2008/2019
Port Askaig, 53,4%, Sherry-Butt-Vollreifung
Wie üblich bei den Abfüllungen von Port Askaig ist die genaue Islay-Destillerie nicht bekannt.
NASE: Der Rauch ist maximal mittel-stark. Dominant sind für mich saure, weinige Noten mit ein wenig Schwefel. Die Sherryart wird nicht genannt, aber ich bin mir extrem sicher, dass es kein Oloroso war. PX schon gar nicht. Ich denke da eher an Fino oder Manzanilla, da - wie schon erwähnt - die sauren Noten sehr präsent sind. Wein, Orangensaft, Johannesbeeren. Ich bin leider kein großer Freund dieser Art Sherryreifungen und deshalb geht für mich der Rauch etwas unter, da ich mit der Säure etwas zu "kämpfen" habe. Das dürfte hier eher ein persönliches Problem sein.

GAUMEN: Ölig, intensiv und kräftig (wann schreibe ich eigentlich mal was anderes?!). Die Säure lässt etwas nach und eine deutlich Süße sowie der Rauch kommen stärker durch.

ABGANG: Cremig. Leder, Würze, Säure und etwas Salz. Die Süße von Rosinen bleibt ölig im Mundraum. Dazu etwas Rauch hintenraus.

KOMMENTAR: Definitiv ein sehr gut gemachter Single Malt, aber der Sherry-Style ist nicht mein Beuteschema. Dennoch...
82/100
Port Charlotte OLC:01 2010 9 Jahre
Original, 55,1%,
Wie für Bruichladdich üblich ist alles sehr transparent aufgeschlüsselt. Schottische Gerste, 30% first-fill Bourbon, 40% second-fill Bourbon, 25% Süßwein und 5% Rotweinfässer (Syrah). Die Vermählung dauert 18 Monate und fand in Oloroso-Hogsheads statt. Daher OLC.
NASE: Deutlich stärkerer Rauch als beim Askaig. Schinken, Lagerfeuer, etwas Seetang. Dazu Trockenfrüchte, Nüsse, Kakao, Orangenschale, Mandarinen und eine Spur Leder/Tabak. Sehr schöne und intensives Bouquet. Trifft meinen Rauch- und Sherrygeschmack. Er wirkt auf jeden Fall älter als 9 Jahre und geht sogar teilweise in die Richtung "edel/gediegen".

GAUMEN: Ölig-süß und rußig. Rosinen, Nüsse, Kakao, Seetang und speckiger Rauch. Eine leichte Ingwer-Schärfe bei größeren Schlücken kommt auf.

ABGANG: Die ölige Rosinensüße wird langsam trockener (Asche, Kaffee, Kakao). Dazu maritime Noten mit Salz und wieder Seetang.

KOMMENTAR: Der gefällt mir sehr gut! Tolle Nase! Süffig, aber trotzdem komplex. Ein tolles Beispiel, dass auch eine Mischung aus unterschiedlichsten Fasstypen gut funktionieren kann.
89/100
Ardbeg Uigeadail
Original, 54,2%,
Einer der absoluten Klassiker von Ardbeg. Mehr muss glaub ich nicht mehr gesagt werden.
NASE: Schön, definitiv. Aber deutlich simpler jetzt im direkten Vergleich mit dem OLC:01. Süßlicher, zitrusfruchtiger (Zitrone bis hin zu Orange) Ardbeg-Rauch. Dazu Seetang, etwas Gebäck mit Rosinen, Schokolade und Nüssen.

GAUMEN: Deutlich maritimer, rauchiger Antritt, den man anhand der Nase nicht unbedingt erwartet hätte. Dann ölig, süß und nussig.

ABGANG: Mehr Süße. Sehr cremig. Verbrannter Seetang mit Schokolade und Rosinen kriecht den Rachen hoch.

KOMMENTAR: Sehr gutes PLV. Gegen den OLC:01 hat er aber rein wertungstechnisch keine Chance.
86/100
Peat & Sherry (Blended Malt)
Elements of Islay, 58,2%, Exclusive for Germany
Eine der großen Hype-Flaschen vor ein paar Monaten. Islay und dunkle Sherry-Suppe. Mehr muss man nicht sagen glaub ich ;-).
NASE: Lagerfeuerrauch mit etwas nassem Seetang und Teer. Und dann wie der Name schon vermuten lässt: Sherry! Viel davon. Trockenfrüchte aller Art (besonders Rosinen). Schokolade, Nüse und würzige Elemente wie Sojasoße, Liebstöckel und Leder. Das volle Programm. Eine schöne, volle und verführerische Nase, das muss man schon zugeben. Aber eben auch etwas "obszön", wenn man z.B. wieder den deutlich eleganteren OLC:01 im Vergleich sieht.

GAUMEN: Süß, ölig, teerig. Süffig! Rosinen, Schokolade, speckiger, teeriger Rauch.

ABGANG: Fast schon eine klebrige Rosinensüße mit Schokolade. Dazu wird es etwas aschig und maritim mit Seetang.

KOMMENTAR: Gefährlich süffig! Wäre der starke Rauch aber nicht, würde es aber schnell in Richtung junge, austauschbare Sherrybombe abrutschen. Der Ausgabepreis von ca. 80€ (?) für 0,5l war auf jeden Fall zu hoch.
86/100
Bowmore Devil's Cask III
Original, 56,7%,
Was wäre schon eine Islay-Sherry-Session ohne Bowmore?! Für den letzten Teil dieser Serie wurden first-fill Oloroso- und first-fill PX-Fässer vermählt, ohne Altersangabe und in Fasstärke abgefüllt.
NASE: Schwer, voll und dunkel kriechen die Aromen aus dem Glas. Rosinen, Aprikosen, Mangos, Orangenöl, Pflaumenmarmelade, geröstete Nüsse und schwelender, teeriger, motoröliger Rauch, der das Ganze untermalt. Auch herbere Noten wie Kaffe und Leder sind dezent vorhanden. Mit etwas Wasser verschwindet ein ganz leichter Alkoholstich und der Rauch kommt etwas mehr nach vorne mit maritimen Eindrücken. Eine wirklich schöne und betörende Nase! Sehr warm und dunkel.

GAUMEN: Intensiv und kräftig, mundausfüllend. Zuerst Rauch mit Teer und etwas Seetang, dann Trockenfrüchte, dunkle Marmelade, Kaffee und Tabak. Teilweise pfeffrig-scharf.

ABGANG: Hier wird der Rauch am stärksten. Maritime Assoziationen, Motoröl im Hafenbecken, Kaffee. Hintenraus eine deutliche Eichenwürze, leicht astringierend.

KOMMENTAR: Ein toller, intensiver und vor allem dunkler und warmer Malt. Teilweise erinnert mich das Profil an Rums von Caroni durch den Teer, das Motoröl und die Mangos und das Orangenöl.
91/100
Islayrauch mit Sherry macht einfach Spaß und kann eine absolu göttliche Kombination sein!