Freitag, 6. November 2020

Etwas Rhum Agricole aus Martinique

Es ist Premiere-Zeit auf diesem kleinen Blog. Der erste Post zu Rhum Agricoles aus Martinique! Das liegt einfach daran, dass mich dieser Rum-Stil mit den eher gemüsigen und erdigen Noten bislang nicht so umgehauen hat. Also als gereifte Variante. Die weissen Agricoles, meist mit 50% vol., sind da was anderes; auch gerade als Ti Punch! Mal sehen, ob die heutige Auswahl meine Meinung ändern kann; "Bottom shelf" sieht auf jeden Fall anders aus ;-)
J. Bally Millésime 2008
Ausgewählt von La Maison du Whisky
Original, 43%,
NASE: Gesalzene Honigmandeln und Erdnüsse und karamellisiertes Wurzelgemüse mit Fenchel. Auf jeden Fall angenehm, aber der Style ist einfach nicht so meine Welt.

GAUMEN: Grasige Noten, Fenchel und weisser Pfeffer zu Beginn, dann kommt ordentlich Gemüse. Das würde vermutlich sogar meine Frau als solches durchgehen lassen, was natürlich Vorteile für mich bringen würde ;-). Die Verdünnung auf 43% ist schade, denn das Mundgefühl ist dadurch etwas wässrig.

ABGANG: Wurzelgemüse mit Erde dran, weisser Pfeffer und Anis/Fenchel. Was ich aber echt sagen muss ist, dass mir diese Weisser-Pfeffer-Note, die lange im Mundraum bleibt, sehr gut gefällt.

KOMMENTAR: Definitiv ein toll gemachter Rhum, der einiges an Komplexität mitbringt, aber nicht so richtig mein Beuteschema ist, sorry.
80/100
Rhum J.M. Single Barrel 2004/2019
Ausgewählt von Kirsch Whisky
Original, 43,6%,
NASE: Blind hätte ich sofort auf einen Bourbon getippt. Maraschino-Kirschen, Karamell, Orangenschalen und Kakao satt. Dazu etwas Klebstoff und Möbelpolitur. Sehr dunkel und wuchtig kommt das Bouquet daher und es fehlen (zum Glück für mich) diese gemüsigen, erdigen und grasigen Noten. Schön!

GAUMEN: Etwas Gras und weisser Pfeffer gesellen sich dazu. Angenehmes, seidiges und süßes Mundgefühl. Allerdings auch wieder etwas dünn mit knappen 44%, schade.

ABGANG: Zuerst kommt der Bourbon-Style wieder durch, dann mehr und mehr grasige Noten, die aber zusammen mit einer herrlichen Süße ein richtig schönes Mundgefühl hinterlassen.

KOMMENTAR: Für mich ein schöner Mix aus Bourbon-Aromatik und den typischen Rhum-Agriole Elementen Gras und weisser Pfeffer.
86/100
Neisson 2012/2017
Original, 58,7%,
NASE: Hmm was ist das?! Viel Schwefel- und Erdgas-Aromen. Dazu karamellisiertes Gemüse, was leider etwas zu lange in der Pfanne war. Oh ne, das ist gar nicht meine Nase!

GAUMEN: Es wird besser. Diese Gas-Note ist kaum noch da. Leicht sauer-scharf, grasig. Dann kommt mehr Honigsüße mit etwas Wurzelgemüse.

ABGANG: Lang und nussig-süß mit Wurzelgemüse, Honig und weissem Pfeffer.

KOMMENTAR: Nach der Nase dachte ich schon an Totalausfall (für mich), aber der Gaumen und Abgang haben ihn noch etwas gerettet.
72/100
Saint James Brut de Fût 2003 15 Jahre
Ausgewählt von La Confrérie du Rhum
Original, 59%,
Nach 15 Jahren tropischer Lagerung auf Martinique wurde diese Abfüllung in Fasstärke (Brut de Fût) abgefüllt. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Oh ja, hier wird wieder was anderes gespielt! Dunkel, wuchtig und voll strömen mir Kirschen und andere dunkle Früchte und viel Eichenwärme mit Toffee, Mandeln, Orangenschale, Tabak und Zimt entgegen. Eine richtig edle, schöne und intensive Nase, die in mein Beutschema fällt.

GAUMEN: Dank der Fasstärke intensiv und voll. Einiges an Eichenaromen mit dunkler Schokolade, Kaffee und Leder/Tabak. Dazu angebranntes Karamell und etwas Gras und weisser Pfeffer.

ABGANG: Lang und trocken. Wieder viel Eiche und dann Gras und weisser Pfeffer.

KOMMENTAR: Ein sehr kräftiger Vertreter seiner Art, der vermutlich nicht viel länger im Fass ausgehalten hätte. Für mich der beste des heuten Line-Ups.
89/100