Freitag, 15. Januar 2021

Velier EHPM 1998 & El Dorado Enmore 1996 EHP

Rums mit dem Mark/Marque "EHP", die in der Wooden Coffey Still von ehemals Enmore und ab 1995 dann bei Uitvlugt gebrannt wurden, sind eher selten. Der Großteil davon wird vermutlich in den El-Dorado-Blends verschwinden. Zum Vergleich werde ich mir heute nochmal den El Dorado Enmore 1993 EHP danebenstellen, den ich als etwas "langweilig" und "spanisch" in Erinnerung hatte. Dieser stammt noch aus der Zeit bei Enmore. Demnach haben wir heute zwei reine EHPs und einen Blend aus EHP und PM im Glas. Laut Velier wird dieser Blend aber von EHP dominiert. Alle Rums reiften bei DDL in Guyana unter tropischen Bedingungen.
El Dorado Enmore 1996/2017 EHP
D.D.L., 57,2%,
NASE: Mich empfängt eine schöne, dunkle und intensive Demerara-Column-Still-Nase mit Kokos, Karamell, Marzipan, Kakao, Orangenschale, Nelken und Zimt. Dieser Aromenmix wird noch ergänzt durch einen guten Schuss Klebstoff und Lösungsmitteln und alles zusammen ist verpackt in einem alten, feuchten Ledersack. Mir gefällt das Bouquet sehr gut. Der El Dorado 1993 EHP kann da einfach nicht mithalten und wirkt neben dem 1996er etwas wie ein Langweiler und wie ich eingangs erwähnte erinnert mich der 1993er eher an Rums des spanischen Stils.

GAUMEN: Viel Karamell, Kokos und ein paar Rosinen. Sehr klassisch Column-Still. Trotz einer leichten, angenehmen Süße breitet sich einiges an trockener, würziger Eiche (ohne Menthol oder Bitterstoffen) im Mundraum aus. Bis auf etwas Rosinen sind da keine Früchte, sondern die Süße kommt vom Kokos- und Karamell-Eindruck. Der Alkohol schiebt ordentlich, ist aber überhaupt nicht unangenehm oder schlecht eingebunden.

ABGANG: Es kommen Milchschokolade/-kaffee und Nelken dazu. Hintenraus wird es zunehmen trockener und die Mundschleimhäute ziehen sich leicht zusammen.

90/100
Velier Enmore and Port Mourant
1998 EHPM 16 Jahre
Velier, 62,2%,
NASE: Obwohl das Velier-Bottling 4 Jahre jünger ist, wirkt es älter und dunkler. Ich habe hier etwas weniger Kokos und Lösungsmittel, dafür aber mehr erdige, ledrige Noten, mehr Kakao, Kaffee, Rosinen und (nasse) Eiche. Dazu einiges an Nelken, Melasse und kandierten Orangenschalen. Auch bekomme ich eine schwere Fruchtigkeit, Lakritz und Gewürzen, Samen und Kräutern im Hintergrund, die ich dem Port-Mourant-Anteil zuschreibe. Und sind da nicht noch 2 Tropfen Diesel, Teer und etwas angebranntes Gummi zu riechen?! Die Velier-Nase gefällt mir ein gutes Stück besser, weil sie komplexer und spannender ist. Mit der Zeit und nach den ersten kleinen Schlücken wird die Port-Mourant-Note deutlich stärker.

GAUMEN: Port Mourant schiesst nach vorne. Nasses Holz, Lakritz, Leder, etwas Erde. Dazu eine schöne rosinig-karamellige Süße. Kokos und Honig gesellen sich dazu. Richtig lecker! Die 62% Alkohol sind nicht zu spüren. Richtig gut eingebunden.

ABGANG: Wie der El Dorado sehr trocken. Etwas Rosinen und dunkle Schokolade sind zu Beginn noch da, weichen dann aber den trockenen Gewürzen und Eichentönen.

93/100
Für mich, der sich Stück für Stück in die Velier-Demerara-Welt reintastet (zumindest in die bezahlbaren), zeigt es sich immer wieder, dass da einfach richtig gute Benchmark-Rums von Luca Gargano und Velier ausgesucht und abgefüllt wurden. Die Preise, die für diese Rums heute verlangt und auch bezahlt werden, sind nicht einfach nur Sammler-Preise, sondern sind auch direkt an diese unfassbare Qualität gekoppelt, die D.D.L. mit ihrer "El Dorado Rare Cask"-Serie nicht erreicht. Auch, wenn mir diese echt gut gefallen. Also nicht falsch verstehen: Der heutige El Dorado Enmore 1996 EHP ist ein richtig guter Rum, der so einige heutige Column-Still-Rums in den Schatten stellt. Aber er hatte einfach den falschen Gegner ;-)