Dienstag, 30. März 2021

New Grove (Grays)

Heute geht es bei mir das erste Mal auf diesem Blog nach Mauritius zur Gray-Destillerie, die u.a. die Marke "New Grove" produziert. Typischerweise wird dort Column-Still-Rum produziert und auch in eigenen Lagerhallen gereift.
New Grove Solera 25 Jahre
Original, 40%,
Solera meint hier sehr wahrscheinlich, dass lediglich der älteste Anteil 25 Jahre alt ist. Dennoch fand die Reifung vollstöndig in tropischem Klima statt. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Sehr süß und mild. Fruchtgummis mit Pfirsicharoma dominieren. Dahinter einiges an Vanille. Viel mehr nehme ich hier auch tatsächlich nicht wahr. Das Pfirsicharoma ist dermaßen heftig, dass ich mich auf nichts anderes konzentrieren kann. Es kribbelt ein bisschen in der Nase, was eigentlich nicht Alkoholgehalt von nur 40% kommen kann. Vielleicht ist der Anteil an älteren Rums doch nicht so klein?!

GAUMEN: Süß mit - wer hätte es gedacht - Pfirsich-Fruchtgummi satt. Dazu wieder Vanille und eine gute Portion Eiche, die alles etwas kräftiger und leicht kribblend/bitter wirken lässt. Dennoch sind die 40% viel zu sehr verdünnt.

ABGANG: Pfirsiche, Zucker, Vanille und zunehmend bittere Eichenwürze.

KOMMENTAR: Dieses intensive Pfirsicharoma ist kurz tatsächlich ganz witzig, aber der Rum bietet ansonsten nicht viel mehr. Ich finde auch, dass die Eichenwürze hintenraus nicht zu dieser zuckersüßen Nase passt.
70/100
New Grove "Emotion" 1969
Original, 47%,
Auch hier handelt es sich um eine tropische Reifung. 1969 ist der älteste enthaltene Jahrgang. Die anderen sind 2005-2008. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Die Pfirsiche von gerade, habe ich hier auch wieder, nur in einer deutlich natürlicheren Form und gepaart mit getrockneten Aprikosen. Dazu Vanille, Honig, Mandeln und leicht säuerliche Leder/Tabak-Noten. Im Hintergrund schimmert etwas Klebstoff durch. Der Rum wirkt definitiv nicht jung, aber im mittel auch nicht super alt. Der "Blend" richtet sich aber definitiv an eine Zielgruppe, die auf Dekanter und harmonische und milde Spirituosen steht. An dem Bouquet ist nichts auszusetzen, aber eben auch nichts, was mich anspringt und begeistert.

GAUMEN: Die 47% tun ihm schonmal deutlich besser als die 40% bei seinem Solera-Bruder. Ich habe aber auch hier wieder dieses diffuse Gemisch aus zuckriger Süße und Würze und Bitterkeit der Eiche, was mich irgendwie verwirrt und nicht sonderlich abholt.

ABGANG: Sirup, Pfirsiche, Süßholz und etwas Bleistiftspähne.

KOMMENTAR: Definitv besser als die Solera-Variante, aber den Preis von knappen 200€ ist er meiner Meinung nach bei weitem nicht wert.
76/100
New Grove Single Barrel 2004
Original, 49,9%,
Dieser Rum reifte ca. 10 Jahre auf Mauritius in einem Fass aus französischer Limousin-Eiche. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Uhhhh! Das ist eine ganz andere Welt und mir wird klar, warum dieses Fass nicht in den großen Blends gelandet ist. Weniger süß und fast keine Pfirsiche! Dunkler und vielschichtiger. Getrocknete Aprikosen, Pfirsiche (oder bekomme ich die jetzt nicht mehr aus meiner Nase?!), Rosinen, Toffee, Kakao, Milchkaffee, Orangenschalen, Klebstoff, Nelken und Zimt. Das geht alles schon in eine Richtung, die ich bei tropischen Column-Still-Rums sehr schätze! Auch wenn dieser Rum jetzt nicht mit einem 20-jährigen Column-Demerara zu verwechseln ist.

GAUMEN: Toffe, Kokos und Rosinen bilden die klassische Aromenbasis. Dazu wieder etwas Pfirsiche, Aprikosen und eine gewisse Eichenbitterkeit, die aber hier schön ins Gesamtbild passt.

ABGANG: Noch mehr Kokos und Toffee. Der Rum verschwindet relativ schnell wieder und hinterlässt ein angenehmens Mundgefühl, dass zwischen cremiger Kokosnuss und trockener Eiche pendelt.

KOMMENTAR: Komplett anderes Kaliber als die beiden ersten Rums. Als ich mir dieses Sample nach einem Tasting im Rum-Depot (Berlin) habe abfüllen lassen, hatte ich den Rum ehrlich gesagt etwas spektakulärer in Erinnerung. Das mag aber auch daran liegen, dass ich zu dem damaligen Zeitpunkt noch kaum Column-Demerara-Kontakt hatte.
85/100
Mauritius 2008 Port-Finish
S.B.S., 55,7%,
NASE: Whoo, auch hier wird was anderes gespielt als bei den ersten beiden. Das Portwein-Finish ist sofort zu spüren und bringt tolle Aromen mit in den Mix. Waldbeeren aller Art, Pflaumen, Rosinen, Aprikosen, Zimt und Vanille. Das alles zu einer dicken, schwer-süßen Marmelade eingekocht. Dazu noch eine handvoll Nüsse. Eine sehr intensive Nase!

GAUMEN: Es geht genauso weiter. Zu der Marmeladensüße gesellen sich jetzt noch herbere Noten wie Tabak, Leder und andere Eichenwürze. Alles ist sehr cremig und macht einfach Spaß zu trinken.

ABGANG: Cremige Mandeln mit süßen Pflaumen, Blaubeeren und Zimt. Ein gefährlich süffiger Abgang.

KOMMENTAR: Ein echt gelungenes Finish, dass den Rum deutlich nach vorne gepusht hat.
88/100