Freitag, 8. März 2019

Einige Blended-Whiskies

Die letzten Tage habe ich mich näher mit Blends auseinandergesetzt. Darunter waren „Blended Malts“, die nur aus Malt-Whiskies geblendet wurden und „normale“ Blended Whiskies, die auch Grain-Whiskies enthalten. Besonders hervorzuheben ist ein Johnnie Walker Black Label aus den 1950er Jahren. Dem habe ich eine aktuelle Version aus 2019 gegenübergestellt. Ebenso hatte ich einen Vergleich zwischen der aktuellen Version des Johnnie Walker Blue Labels mit 40% und einer 43%igen Version, die es noch vor ein paar Jahren gab bzw. die es als Duty-Free-Version an Flughäfen gab.

Für das Label-Foto vom JW Double Black bedanke ich mich bei Peter vom sehr sympathischen YouTube-Channel "Whisky Turntable"!

Bushmills Black Bush (Irland), 40%

Geblendet aus Malt- und Grain-Whiskeys aus der Bushmills-Brennerei. Die Nase wirkt parfüm-artig mit Banane, Aprikose und Malz. Ein angenehmer, leichter und recht flüchtiger Duft. Im Mund dann deutlich einfacher mit hauptsächlich Malz, leichter Salzigkeit und leichten diffusen Sherry-Noten. Im Abgang dann etwas bitter werdend. Insgesamt sehr einfach, aber mit einer relativ schönen Nase.
★★★★★★★ 4/10
Kommen wir jetzt zum Vergleich zwischen dem Johnnie Walker Black Label aus den 1950ern und einem aktuellen Johnnie Walker Double Black. An ein Sample eines aktuellen Black Label bin ich nicht rangekommen, aber der Double Black ist, denke ich, genauso gut für den Vergleich. Er soll ja sogar "edler" sein als der aktuelle Black Label.

Johnnie Walker Double Black (2019), 40%

Die Nase ist beim ersten Eindruck gar nicht so schlecht wie erwartet. Insgesamt relativ "dunkel" im Charakter. Sherry-Noten, Vanille (vermutlich durch die extra ausgekohlten Fässer; deshalb Double Black), Malz und leichter, aber deutlicher Rauch. Im Mund wird der Rauch stärker. Viel mehr passiert aber auch nicht. Der Abgang ist recht kurz und wird, wie erwartet, deutlich bitter. Die Bitterkeit bleibt noch eine Weile länger im Mund stehen. Viel passiert nicht bei diesem Whisky. Er ist aber im trinkbaren Bereich.
★★★★★ 2/10

Johnnie Walker Black Label (1950er), für den Export in die USA, 43,4%

Diese Version hatte noch einen Korken! Die hier enthaltenen Whiskies wurden rund um das Ende des zweiten Weltkrieges destilliert. Kleiner Gänsehaut-Effekt, wenn man sowas im Glas hat!
Die Nase wirkt tatsächlich "alt", auch wenn dieser nicht älter ist als seine aktuelle Version. Tief und schwer. Meine erste Assoziation waren staubige Bücherkisten aus dem Keller oder alten holzgetäfelten Büroräumen. Dann deutlich Apfel, Nüsse. Etwas Minze. Die Sherry-Note ist deutlich dezenter und wirkt nicht so aufgeklatscht wie beim Double Black. Der Rauch ist fast nicht mehr zu spüren. Ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob sich der Rauch über die Jahrzehnte in der Flasche auch irgendwie abbaut...? Im Mund wieder die Bücherkisten, Kaffe/Kakao, Apfel, Malz, ganz leichter Rest-Rauch. Es kribbelt auf der Zunge. Der Abgang ist sehr cremig mit viel Nüssen und Trockenfrüchten. Im Prinzip keine Bitterkeit. Wow, ich bin beeindruckt. Ein toller Whisky. Hat überhaupt nichts mit den aktuellen "Tankstellen-Blends" von Johnnie Walker zu tun. Eine Wertung gebe ich an dieser Stelle nicht und lasse den Zeitsprung 60-70 Jahre zurück in die Vergangenheit einfach wirken.

Johnnie Walker Blue Label (2018), 40%

Wohl 80% Malt und 20% Grain. Die Nase ist nicht sehr komplex, aber dafür sehr harmonisch und "edel". Trockenfrüchte Nüsse und dezenter Lagerfeuer-Rauch. Die Harmonie erinnert an alte Cognacs, ohne die Rauchkomponente. Hier ist auf jeden Fall ein relativ hoher Anteil an über 20-jährigen Whiskies enthalten. Im Mund sehr intensiv und würzig. Die Eiche drückt ordentlich auf die Zunge. Dadurch wirkt dieser hier eher wie 45%. Der Rauch bleibt hintergründig, wird aber etwas stärker als in der Nase. Im mittel-langen Abgang kommen deutliche Sherry-Noten dazu. Keine bis ganz leichte Bitterkeit. Der Whisky ist nicht übermäßig komplex, aber das was er kann, macht er gut. Ich mag ihn, wenn auch eine ganze Flasche mir zu teuer und etwas zu "rund" wäre auf dauer.
★★★★★★★★★ 7/10

Johnnie Walker Blue Label (ca. 2000-2010er Version), 43%

Die Nase ist sehr ähnlich der 40%-Version, nur ist der Rauch deutlich schwächer. Und das liegt nicht an der Tagesform, da die beiden direkt vor mir stehen zum Vergleichen. Vorteil Nase für die aktuelle Version. Im Mund ist dieser hier dann doch etwas kräftiger dank der 43%, aber auch hier fehlt der Rauch fast komplett. Ich bilde mir ein, dass dieser hier etwas bitterer ist, als die 40%-Version.
Ansonsten können das auch einfach Batch-Unterschiede sein, denn die Ähnlichkeit der beiden ist unverkennbar.
★★★★★★★★★ 7/10

Chivas Regal Ultis, 40%

Hier handelt es sich um einen Blended-Malt aus 5 Single Malts aus der Speyside. Die Nase ist Sherry-betont fruchtig und nussig. Soft-Aprikosen, cremige Mandeln. Die Früchte sind noch keine Trockenfrüchte sondern noch etwas saftig. Etwas Apfel noch. Eine Rauchigkeit habe ich wenn dann nur sehr sehr dezent. Im Vergleich zum JW Blue Label wirkt dieser nicht ganz so alt, dafür aber fruchtiger. Insgesamt aber sehr harmonisch. Im Mund eine gute Portion Würzigkeit der Eiche, Kaffe, Tabak, Trockenfüchte. Das "saftige" aus der Nase ist weg. Jung werden die Malts in dem NAS-Blend nicht sein. Ein weiteres Indiz für das wahrscheinlich recht hohe Alter ist, dass die 40% nicht negativ wässrig sind. Auch hier würde ich eher auf 45% tippen. Der Abgang ist mittel-lang und würzig. Mir persönlich gefällt die fruchtigere Nase besser als die vom Johnnie Walker Blue Label, ansonsten gilt das gleiche. Deshalb...
★★★★★★★★★ 6/10

Michel Couvreur Overaged, 52%

Blendet Malt aus ca. 12 - 27 Jahre alten (schottischen) Whiskies. Lagerung in spanischen Sherry-Fässern in Frankreich/Burgung, deshalb offiziell kein "Scotch". In der Nase sehr intensiv. Würzige Eiche, deutliche Sherry-Noten mit Trockenfrüchten, Bitterschokolade und einer säuerlichen Note. Etwas Liebstöckel. Erinnert mich zuerst an einen älteren Glendronach. Zielgruppe ist hier definitiv die Single Malt-Fraktion und nicht die "üblichen Blend-Trinker". Im Mund, wie zu erwarten, sehr intensiv und würzig (wenn auch nicht so würzig wie der Johnnie Walker Blue Label). Dazu eine angenehme Süße, die den Whisky süffig macht. Etwas Schokolade kommt dazu. Der Abgang ist mittel-lang bis lang mit der Würzigkeit, Kaffe/Kakao und Süße.
★★★★★★★★ 8/10

Compass Box King George Street, 43%

Die Nase ist eher zart und leicht mit sahniger Vanille und hellen Früchten wie Apfel und Birne. Im Hintergrund sind etwas Sherry und florale Noten zu spüren. Im Mund noch etwas Würze dazu. Trotzdem sehr seidig. Vanille und Karamell werden dann im mittel-langen, überraschend kräftigen, Abgang sehr deutlich. Keine Bitterkeit zu spüren, trotz der ca. 40% Grainanteil. Insgesamt ein recht einfacher (guter) Whisky, an dem ich jetzt aber nicht ewig sitzen möchte.
★★★★★★★ 5/10

Hibiki Harmony Master Select (Japan), 43%

Die Nase ist sehr harmonisch und elegant mit Mandel, Vanille, etwas Karamell, dezenten hellen Früchten und etwas Kokosnuss. Im Mund dann seidig und geschmeidig, weiter mit Karamell, Vanille und einer öligen Nussigkeit. Der Abgang ist eher kurz als mittel-lang. Leicht florale Noten kommen dazu. Insgesamt ein unkompliierter Schmeichler, bei dem ich einbilde, dass er anders schmeckt als seine schottischen Kollegen.
★★★★★★★★★ 6/10

Nikka from the Barrel (Japan), 51%

In der Nase volle Ladung geröstete Nüsse. Dazu Karamell, Pflaumen, Kirsche und etwas Schokolade. Eher dunkel und wuchtig. Gefällt mir bis jetzt richtig gut! Im Mund sehr voll. Vanille, Karamell, Kirsche (geht in die Bourbon-Richtung). Der Abgang ist wärmend, süßlich mit Karamell und Nüssen. Am Ende etwas Bitterkeit. Das ist ein kleines Kraftpaket mit tollem PLV!
★★★★★★★★★ 7/10