Montag, 2. September 2019

Arran "Master of Distilling" I vs. II

Ich muss gestehen, dass ich bisher kein großer Arran-Fan war. Die Standard-Abfüllungen mit 14 und 18 Jahren fand ich ok, aber auch etwas "langweilig" und zu mild/gefällig. Da aber die 10-jährige Sonderabfüllung zu Ehren James MacTaggerts sehr gute Kritiken bekam, habe ich die Gelegenheit einer Flaschenteilung genutzt, um hier beide Sonderabfüllungen miteinander zu vergleichen.

Nebenbei: Das Design dieser beiden Sonderabfüllungen, besonders der 12-jährigen im James-Bond-Look, empfinde ich persönlich als nicht gelungen. Aber das soll uns heute nicht weiter interessieren...

Arran 10 Jahre 2007 Master of Distilling I, Original-Abfüllung, 54.2%

Reine Reifung in first-fill ex-Bourbon-Barrels aus 2007. In der Nase heller Honig, cremige Vanille, Gebäck, florale Noten (Flieder?) und etwas Marzipan. Es macht Spaß daran zu riechen, da hier ein cleanes, kräftiges ex-Bourbon-Profil geboten wird. Allerdings ist die Nase jetzt nach 10 Jahren auch nicht sonderlich komplex und tief. Im Mund sehr kräftig mit Zitrone, Vanille und Gebäck. Es fehlt ihm leider etwas an Öligkeit und Süße im Mund, so dass die Fassstärke deutlich zu spüren ist. Der Abgang ist überraschend scharf mit Ingwer und Pfeffer und wird zunehmend saurer. Ich muss ganz klar sagen, dass mir der Laddie Ten mit 50% (der auch rein ex-Bourbon ist) besser gefallen hat. 84 Punkte

Arran 12 Jahre 2006 Master of Distilling II, Original-Abfüllung, 51.8%

Diese Edition wurde in spanischen Palo-Cortado-Fässern nachgereift. Palo Cortado ist eine Zwischenform zwischen einem Fino (mit Flohefeschicht) und einem Oloroso, der oxidativ reifte. Die paar Fino-Sherries, die ich bereits probiert hatte, waren nicht mein Fall. Ich bin deshalb auf diese Aubfüllung gespannt... Wie ich befürchtet hatte hat das Finish hier seinen Stempel aufgedrückt. Säuerliche, „hefige“ und „pilzige“ Aromen dominieren hier die Nase. Dahinter schwächer die klassischen Whiskyaromen. Wem Fino-artige Sherries gefallen, wird sich hier sicherlich wiederfinden. Im Mund schiebt sich dann zuerst der eigentliche Whisky wieder nach vorne, wird aber schnell vom Palo Cortado eingeholt. Der Abgang wird wieder konplett vom Sherry dominiert und ist recht sauer, weinig und „hefig“. Ich hätte mir lieber als zweite Sonderabfüllung eine Vollreifung in refill-Oloroso-Fässern gewünscht, aber ich vermute stark, dass diese Abfüllung erst nach dem Erfolg der ersten geplant wurde und man eher zügig ein Finish gewählt hat. Die Wertung ist mit Vorsicht zu genießen, da ich prinzipiell mit Finos meine Schwierigkeiten habe! 78 Punkte