Montag, 21. Oktober 2019

2 weitere Caronis aus 1996



Nach den Trinkstärke-Caronis von Bristol aus 1996 in meinem letzten Caroni-Post, geht es nun hier mit 2 1996ern weiter.
Dieses Mal allerdings mit deutlich weniger bzw. keinem Wasser! Die Auswahl der Samples heute ist etwas willkürlich, da diese beiden in keinen anderen Post so richtig reinpassen. An die Full-Proof-Version des 17-jährigen mit den Musikern auf dem Label ranzukommen scheint kaum mehr möglich zu sein im Herbst/Winter 2019. Und auch gibt es nicht so viel junge 1996er in Faßstärke wie den "Rendsburger". Von daher muss heute dieses - zugegeben - etwas ungleiche Paar miteinander auskommen.

Caroni 17 Jahre 1996/2013 High Proof "Cane Workers", Velier, 55%

3910 Flaschen gab es von dem sogenannten 31. regulären Caroni-Release von Velier. Der Angelshare wird mit >80% angegeben.

Nase: Der Vorteil an den bereits leicht verdünnten High-Proof-Abfüllungen ist, dass sie sehr schnell nach dem Eingießen aufmachen. Hier scheint das irgendwie nicht so zu sein. Anfangs steigen mir recht ordentliche Klebstoffaromen entgegen. "Caroni" ist zwar zweifellos zu erkennen, aber so eine richtige Aromenvielfalt zeigt sich mir noch nicht. Nach weit über 30 Minuten tut sich da etwas mehr. Vordegründig rieche ich Karamell, Vanille, Minze und Rosinen. Dahinter "Caroni". In diesem Fall assoziiere ich eher Benzin/Diesel und Lösungsmittel. Die berüchtigten Fahrradschläuche und den Asphalt habe ich hier nicht. Die rosinige Minznote überwiegt hier für mich. Sicherlich keine "schlechte" oder unangenehme Nase, aber auch alles andere als spektakulär. Da ist man mittlerweile von Caronis einfach mehr gewöhnt. Gaumen: Das gleiche Bild wie in der Nase, wobei die Rosinen für mich dominieren und die Caroni-Aromen hier mehr in die Gummi-Richtung gehen. Ein süßes, cremig-mildes Mundgefühl. Abgang: Hier fährt weiter die Gumminote hoch. Dazu ein ordentlicher Schub Minze und Rosinen. Auch etwas Eichenwürze kommt dazu. Maximal mittel-lang.

Kommentar: Aus der Sicht eines Caroni-Fans in Anbetracht der aktuellen hohen Preise im Herbst 2019, geht diese Abfüllung leider schon etwas in die Richtung "Enttäuschung". Das klingt hart, denn das ist ein guter und leckerer Rum, der im Jahr 2013 um die 80€ gekostet hat. Aber sein aktueller Marktwert liegt mittlerweile bei weit über 300€ und das würde ich niemals für diese Abfüllung ausgeben! 85 Punkte

Caroni 12 Jahre 1996/2009 "Rendsburger Bürgermeister Rum", Whisky Krüger, 69%

Hier vermute ich eine nahezu 100%ige tropische Reifung, da die meisten Fässer erst nach den Trinidad-Auktionen 2008 nach Europa kamen. Laut BAT stammt dieses Faß aus den Bristol-Stocks. Ich gehe mit großen Erwartungen an diese Abfüllung ran, denn sie hat in der Caroni-Szene (zumindest in der deutschen) einen sehr guten Ruf. So eine Art Geheimtipp!

Nase: Bei 69% Faßstärke ist, wie zu erwarten, die Nase ziemlich dicht. Da kommt erstmal nicht viel mehr als etwas Klebstoff und Haselnüsse. Auch nach über einer Stunde will der sich bei mir noch nicht so richtig entfalten. Ich versuche ihn mit ein paar Tropfen Wasser zu "erlösen" und warte weiter... Die Nase entwickelt sich langsam; insgesamt fast 2 Stunden! Das was mir entgegenströmt ist sehr angenehm! Weiches Gummi, Lack, Tankstelle, Lösungsmittel, Karamell, Rosinen und Pflaumen. Sehr voll und reif für 12 Jahre! Ich kann bereits an dieser Stelle die Vermutung mit der nahezu 100%igen tropischen Reifung unterschreiben.  Gaumen: Süß, cremig, voll und intensiv. Für den hohen Alkoholgehalt (mittlerweile bei mir ca. 65%) unfassbar mild. Mild im Sinne des Brennens, nicht der Aromen! Hier breitet sich nämlich eine riesen Ladung Fahrradschläuche, Teer und Benzin im Mund aus. Dazu Karamell, Vanille und etwas Rosinen. Nicht sonderlich komplex, aber sehr intensiv und fokussiert auf das, was Caroni ausmacht. Wirklich unfassbar süffig. Ich muss mich stark zusammenreissen kleine Schlücke zu nehmen ;-) Abgang: Das ist jetzt der "unspektakulärste" Teil des Rums. Die Eindrücke des Gaumens verabschieden sich hier auf mittel-lange Strecke langsam ohne wirklich neue Eindrück bei mir zu hinterlassen.

Kommentar: Nach kleinen Startschwierigkeiten, die ich mit dem Rum hatte, gehört er mit zu den besten Caronis und Rums überhaupt, die ich bis jetzt getrunken habe. Und das nicht, weil er super komplex ist (denn das ist er nicht), sondern weil er wenige Aromen sehr fokussiert und unfassbar gut rüberbringt. Besonders am Gaumen ist der der Hammer! Man darf sich gar nicht erst vorstellen, was diese Abfüllung wohl 2009 (!) gekostet hat, wenn schon berühmte Veliers 2012 nur um die 80 - 100€ gekostet haben. Man hätte sich damit eindecken müssen. Nur gut, dass ich mich in diesem Fall beruhigen kann, denn zu dieser Zeit war ich 25 und hatte kein Interesse an Genießer-Spirituosen. 94 Punkte