Freitag, 10. Januar 2020

4 ältere Laphroaigs (25 y.o., 18 y.o., 16 y.o. "Amazon")


Wer diesen Blog regelmäßig verfolgt, dem wird auffallen, dass es hier zur Zeit rund um Whisky sehr ruhig ist. Ich muss ganz einfach sagen, dass ich Rum zur Zeit viel spannender finde und gerade "Caroni" hat mir ganz schön die Lust auf anderes versaut ;-)
Dennoch "zwinge" ich mich mal wieder ein paar Single Malts zu trinken. Und sooo furchtbar ist das heutige Line-Up ja auch nicht gerade ;-)

Laphroaigs und generell Islay-Malts sind in Altersstufen ab 10 Jahren eher seltener und auch demnach teuer (große Ausnahme hier ist sicherlich der Lagavulin 16). Die 18-jährige Abfüllung von Laphroaig wurde bereits in jüngster Vergangenheit eingestellt. Die Versionen von heute wurden schon vor vielen Jahren abgefüllt.

Laphroaig 16 Jahre (abgefüllt 2019 für Amazon), Original-Abfüllung, 48%

11.500 Flaschen wurden im Herbst 2019 exklusiv für Amazon abgefüllt, da sich der Shop im Whisky-Sektor ausweiten will. 100% Reifung in first-fill-ex-Bourbon-Fässern. Nase: Das stürmische und stark rauchige von jüngeren Laphis hat dieser hier schon merklich abgelegt. Die Nase wirkt schon relativ reif und gesetzt. Meeresluft, Seetang und Salz gepaart süßem klietschigen Zitronenkuchen. Cremige Vanille und etwas Marzipan. Diese leicht teerige und medizinische Note, die man Laphis nachsagt, habe ich leicht. Insgesamt sehr angenehm, aber auch nicht übermäßig intensiv. Mund: Ölig und süß zu Beginn, dann werden zunehmend der Torfrauch und die Zitrusnoten stärker. Abgang: Es wird etwas aschiger, leicht bitterer und saurer. Ordentlich intensiv und mittel-lang bis lang.

Kommentar: Ein schöner Malt. Für mich eine gelungene Kombination aus Reife/Alter und jugendlicher Kraft. Komplett vom Hocker gehauen hat er mich aber auch nicht. 85 Punkte

Laphroaig 18 Jahre (abgefüllt ca. 2009), Original-Abfüllung, 48%

Auch hier haben wir es mit einer Reifung in ex-Bourbon zu tun, allerdings first- und refill-Fässer. Nase: Die Phenole vom Torfrauch sind nochmals mehr umgewandelt/abgebaut. Sie hinterlassen für mich nur noch einen würzigen Unterton, der vom Charakter her noch "maritim" und leicht teerig ist. Das rauchige ist fast nicht mehr vorhanden. Dafür ist die Mandel/Marzipannote stärker geworden. Ebenso wie Karamell und leicht getrocknete Aprikosen. Blind hätte ich hier auf deutlich mehr als 2 Jahre Unterschied getippt. Mund: Cremig und süß. Kuchen, Gebäck, Karamell, Aprikosen. Die Phenole werden zwar etwas stärker, bleiben aber im Hintergrund. Abgang: Leicht ledrig, erdig und würzig und leicht bitter. Dazu die leicht medizischen und teerigen Raucharomen von Laphroaig.

Kommentar: Das ist schon ein anderes Kaliber als der 16-jährige für Amazon. Deutlich tiefer und komplexer. Nicht umsonst wird vom 18er Laphi immer so geschwärmt! Schade, dass diese Abfüllung eingestellt wurde. Mittlerweile kosten die letzten Restbestände in den Shops um die 160€..  90 Punkte

Laphroaig 18 Jahre (abgefüllt ca. 2013), Original-Abfüllung, 48%

Nase: Ich erkenne zum Vorgänger ein paar Unterschiede. Dieser hier wirkt etwas "parfümierter". Mehr Vanille und fruchtige Aprikose. Insgesamt etwas mehr Power. Mund: Auch hier eine kräftigere Version des Vorgängers. Abgang: Wieder fruchtiger und weniger erdig und ledrig als der Vorgänger.

Kommentar: Gleiche Liga wie der 18er aus 2009, aber vom Grundcharakter einen spürbaren Tick fruchtiger.. 91 Punkte

Laphroaig 25 Jahre (abgefüllt ca. 2017), Original-Abfüllung, 48.9%

Hier wird als Reifung eine Kombination aus ex-Bourbon und ex-Oloroso angegeben. Nase: Wieder ein stückweit reifer und gesetzter als seine 18-jährigen Brüder. Der Rauch ist wieder ein Stückchen subtiler, aber der maritime Charakter ist etwas ausgeprägter, finde ich. Etwas Minze gesellt sich dazu, die vermutlich der Eiche zuzuschreiben ist. Der "Kuchen", der für mich den Grundton der Nase ausmacht, ist sehr voll und saftig. Mittlerweile sind auch allerhand Trockenfrüchte dazugekommen. Die nussige Marzipannote liegt schwer und betörend im Hintergrund. Der Oloroso schimmert durch (Trockenfrüchte und Nussigkeit). Mund: Deutlich würziger als die Vorgänger. Leder, Eiche. Sehr intensiv. Die Phenole sind stark im Hintergrund. Abgang: Die Eiche hinterlässt zumnehmend astringierende und bitter werdende Züge, aber alles noch absolut im Rahmen. Dazu eine angenehm milde fruchtige Süße gepaart mit leichtem Torfrauch.

Kommentar: Ein edler und sehr leckerer Malt, allerdings kann er meiner Meinung nach dem Preissprung auf ca. 300+€ nicht so ganz gerecht werden. Für das Geld würde ich mir lieber 2 Flaschen 18er kaufen ;-). 88 Punkte

Laphroaig macht einfach tolle Malts. Das ist jetzt keine sonderlich neue Erkenntnis. Mein heutiges Ranking:
1. 18er aus 2013 > 18er aus 2009
2. 25er
3. 16er