Donnerstag, 27. August 2020

Velier Caroni Employee 1998 "Ganesh"

Ich setze meinen kleinen Ausflug zu den neuen Velier Caroni Employees fort. Heute mit dem Jahrgang 1998 und dem Employee Ganesh. Als Herausforderer muss dieser sich heute dem guten alten Dennis stellen; dem 1998er Employee der ersten Edition und zugleich auch der beste 1998er (noch vor dem Cadenhead HTR 18 Jahre) für mich. Da ich in meinem Sampleschrank noch ein paar 1998er Samples habe, die ich hier noch nicht besprochen habe, wie bspw. den sogenannten "No Smoking", werde ich die heutige Gelegenheit nutzen und auch sie mit auf den Tisch packen. 5 Caronis warten auf mich - fangen wir besser an...
Caroni 1998 15 Jahre
"Extra Strong"
Velier, 52%,
Fangen wir zum Aufwärmen mit einem Caroni-Leichtgewicht aus 2013 an von dem es damals um die sagenhafte 20.000 Flaschen gab, was vermutlich so um die 80 Fässer gewesen sind. Leichtgewicht wegen der recht heftigen Verdünnung auf 52% und eben dem generell recht smoothen Profil dieser Abfüllung. Aber ich greife vor... Rum Tasting Notes App Link
NASE: Weich und rund, aber trotzdem relativ aromatisch. Viel Karamell, Milchschokolade, Vanille. Dazu Kokos, etwas Rosinen, Pflaumenmarmelade und im Hintergrund dann Tankstellen- und Gummiaromen. Es springt einem hier sicherlich kein Über-Caroni aus dem Glas an, aber die Nase macht Spaß und ist sehr angenehm.

GAUMEN: Wieder eher weich und süßlich. Kokos, Milchschokolade, angebranntes Karamell und Gummi.

ABGANG: Zuerst etwas bitter, dann baut sich eine plötzliche Note von ätherischen Ölen auf. Irgendwas in Richtung Minze, Eukalyptus. Eine Mischung aus Süß und leicht Minz-Scharf und kühlend.

87/100
Caroni 1998 16 Jahre HP
"No Smoking"
Velier, 55%,
Machen wir weiter mit dem recht beliebten 33. regulären Velier-Caroni-Release aus dem Jahre 2014, das damals 3850 Flaschen ergab. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Die Grundaromatik ist dem Vorgänger sehr ähnlich, was auch nicht sonderlich überrascht, da nur 1 Jahr älter und nur 3% mehr Alkohol. Dennoch ist der "No Smoking" wesentlich intensiver und die einzelnen Aromen kommen deutlicher hervor. Hier habe ich etwas weniger Milchschokolade und mehr Rosinen und andere Trockenfrüchte. Teilweise in Richtung Honig gehende Süße. Auch die dreckigen Caroni-Aromen sind ausgeprägter mit deutlich mehr frisch geteerter Straße und rauchendem Asphalt.

GAUMEN: Wieder deutlich komplexer als der 15er. Nicht so süß (aber dennoch auch süß), sondern eher leicht bitter. Angebranntes Karamell, Teer, Eiche und Gewürze wie Nelken und Piment.

ABGANG: Es wird wieder etwas süßer nachdem der am Gaumen schon recht trocken war. Teer, Toffee, Gewürze und etwas Orangenschale.

KOMMENTAR: Der "No Smoking" ist schon merklich anspruchsvoller als der 15-jährige "Extra Strong". Hier passiert einfach viel mehr und alles ist auf einem anderen Intensitätslevel. Ein echt schöner 1998er Caroni, der nicht umsonst einen ziemlich guten Ruf hat!
91/100
Caroni 1998 20 Jahre
The Duchess, 64,6%,
Kommen wir zum einzigen Non-Velier der heutigen Runde und somit zum einzigen, der lediglich bis maximal 2007/2008 auf Trinidad lagerte und danach (nach den Caroni-Auktionen) nach Europa gebracht wurde. Damit wäre er 50% tropisch und 50% kontinental gereift. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Der Unterschied zu seinen tropischen Brüdern ist recht deutlich finde ich. Er ist frischer und hell-würziger. Weniger warm und dunkel. Fenchel, Anis, zarte Vanille, Toffee, etwas Haselnüsse, leicht grasig teilweise sogar. Die dreckigen Aromen, hier sehr dominant angekohlter Gummi, sind etwas stärker ausgeprägt als bei den Vorgängern.

GAUMEN: Cremig und leicht ölig trotz der recht hohen Prozente. Spiegelt 1:1 die Nase wieder. Insgesamt wirkt er nicht so einnehmend wie die Veliers.

ABGANG: Recht kurz und wenig spektakulär. Anis, Fenchel, Toffee und etwas Gummi.

KOMMENTAR: Der schwächste der Runde. Bleibt aber trotzdem noch ein leckerer Rum.
85/100
Caroni 1998 21 Jahre
Employee Ganesh "Buju" Ramgobie
Velier, 67%,
Kommen wir nun zum Highlight des heutigen Posts: Der Employee-Abfüllung "Ganesh". Es wurden immerhin 7 Fässer HTR-Caroni des Jahrgangs 1998 nach 21 Jahren Reifung vermählt. Die Reifung hat mutmaßlich gänzlich auf Trinidad stattgefunden und nicht ab 2008 in Guyana so wie es auf dem Label steht. Der Herausforderer Dennis wartet schon im Ring, ähh im Glas. Rum Tasting Notes App Link
NASE: Super warm, dunkel, süß und intensiv. Mein erster Eindruck nachdem ich nach einer Stunde des Atmens den Deckel vom Glas genommen habe ist extrem positiv. Die 21 Jahre merkt man ihm auf jeden Fall an. Viel warme Eichentöne. Kakao, Zimt, Nelken, Leder, Toffee, Kirschen, Mangos, Trockenfrüchte, Pflaumenmarmelade und Orangenöl. Und schon weit im Hintergrund etwas Teer und Benzin. Der könnte einem in einem Blindtasting als Caroni auch entgehen, was hier nicht negativ zu verstehen ist. Ich vergleiche mit Dennis... Dennis ist spürbar dreckiger, aber auch merklich frischer und weniger eichenbetont. (Alles bitte auf 20 und mehr tropische Jahre und Caroni-Verhältnisse beziehen!). Qualitativ stehen sich beide hier in nichts nach. Heute würde ich aber tatsächlich Ganesh bevorzugen, da mir gerade in diesem Moment dieses warme und dunkle Bouquet mehr zusagt.

GAUMEN: Ölig, cremig und warm. Mundausfüllend. Herrliches Mundgefühl! Sehr kräftig, aber der Alkohol ist echt super eingebunden. Viel Eiche (aber nicht zu viel), angebranntes Karamell, Kakao, Möbelpolitur, Teer und etwas fruchtige Süße. Dennis ist hier im direkten Vergleich deutlich kratzbürstiger und dreckiger. Flacher, wenn man so will.

ABGANG: Recht dreckig mit Teer und rauchendem Asphalt. Trockener werdend. Der Unterschied zu Dennis ist hier nicht mehr so groß.

KOMMENTAR: Ein echt toller Caroni! Ganesh hat mir (heute zumindest) deutlich besser gefallen als Dennis. Ich gebe ihm erstmal stolze 95 Punkte, einen mehr als dem 1996er Employee Vijay. Ich werde mir nach der 2000er Nita nochmal alle neuen Employees vorknöpfen müssen, um deren internes Ranking für mich zu bestimmen.
Nach einem Quervergleich mit den anderen Employees, muss ich echt sagen, dass Ganesh für mich der beste Employee der gesamten Reihe ist! Der hat was (gerade im Bouquet), das mich einfach nicht loslässt.
96/100
Dennis war auf jeden Fall der dreckigste der heutigen Runde. Ein echt toller Caroni, keine Frage. Aber Ganesh hatte da heute bei mir einfach die Nase vorn und ist der "Sieger" des Abends. Auch hier merke ich es wieder: Rankings und Punktewertungen sind echt eine schwierige bis unlösbare Aufgabe. Eigentlich müsste man ständig alles mit allem direkt vergleichen, was natürlich unmöglich ist. Von daher kann ich jedem regelmäßigen Leser dieses kleinen Blogs nur raten, die Wertungen nicht allzu genau zu nehmen, sondern vielmehr als "Gefühl" und grobe Einordnung.