Freitag, 4. Oktober 2019

...und noch mehr Clynelish


Die Single Malts von Clynelish gefallen mir richtig gut. Wie in meinem letzten Clynelish-Post angekündigt, habe ich mir ein Sample vom Standard 14er besorgt, um den hier endlich mal "abzuhaken". Dazu gibt es zwei andere 46%ige (Single Cask-) Abfüllungen.


Clynelish 14 Jahre (2019er Version), Original-Abfüllung, 46%

Mich empfängt eine schöne, kräftige und irgendwo klassische Whiskynase mit Apfel, Zitrus und Getreide. Ergänzt durch würzig-kräuterige Noten, Gebäck sowie salzig-maritime Anklänge. Die berühmte Wachs-Note von Clynelish ist hier eher sehr dezent im Hintergrund. Es macht Spaß den zu riechen. Die Nase ist durchaus komplex und ich verschiebe beim Riechen oft meinen Fokus. Mal mehr sauer, mal süß, wenig später wieder salziger. Im Mund beginnt es salzig und leicht sauer. Dann wird es zunehmend getreidiger und süße Äpfel kommen dazu. Die 46% für diesen Standard absolut okay. Es muss ja nicht bei allem Faßstärke sein. Im mittel-langen bis langen Abgang wird die Wachsnote zu Beginn etwas stärker. Ölig, kräftig. Dann Kräuter, Getreide, Zitrus.

Kommentar: Für unter 40€ ein absoluter Hammer, aber damit dürfte ich den wenigsten hier etwas neues erzählen. Das ist ein richtig guter (Alltags-)Whisky. Schlägt meiner Meinung nach die meisten Standardabfüllungen in dem Alters- und Preissegment locker. 86 Punkte

Clynelish 15 Jahre 1997/2013, refill-Sherry-Hogshead, Gordon & MacPhail, 46%

Das Sample, das ich bekommen habe, wurde nach Öffnen der Originalflasche direkt befüllt, d.h. obwohl aus 2013 sollte hier wenig bis keine Oxidation stattgefunden haben. Die Nase wirkt spürbar unrunder und weniger kraftvoll als beim Vorgänger. Zuerst wird alles von einer etwas sonderbaren Note überlagert, die mich an alte staubige Pappkartons erinnert. Der braucht etwas im Glas um zu atmen, dann verschwindet diese Pappkarton-Note ein gutes Stück und die Wachsnote kommt auf, die jetzt stärker ist als beim 14er. Äpfel, Zitrone, Gebäck und etwas Salz sind wieder mit von der Partie. Im Mund kraftvoll, süß und ölig. Honig, Getreide, Gebäck, Apfel, Zitrone, Salz und Wachs. Der Abgang geht so weiter. Sehr ölig, süß und intensiv für 46%. Auch wieder eher lang.

Kommentar: Schon recht vergleichbar mit dem 14er von oben. Als Einzelfaß natürlich weniger rund und mit mehr Ecken und Kanten. Würde mir aber vermutlich lieber den 14er kaufen.
84 Punkte

Clynelish 22 Jahre 1996/2018, refill-Sherry-Butt, whic.de, 46%

Dieses Faß haben sich whic.de und fassstark.de geteilt. Whic hat sich (leider?) dazu entschieden auf 46% zu verdünnen. Alle anderen Rahmendaten klingen optimal! Clynelish, refill-Sherry und über 20 Jahre kann eigentlich nur gut werden...
Die Nase ist wie erwartet gesetzt, edel, dunkel und warm. Kakao und dunkle, schwere Vanille satt. Rosinen, geröstete Nüsse, Möbelpolitur, Leder und Orangenschale. Im Hintergrund etwas Minze und ähnliche Kräuter. Sehr sehr schön. Im Mund zuerst leicht wässrig. Dann aber holen die Aromen, Würze und Kraft wieder etwas auf. Sowas geht bei Whisky, bei Rum eher nicht aus irgendwelchen Gründen. Ölig, wachsig, süß. Eiche, Leder, Möbelpolitur, Kakao und Rosinen dominieren hier für mich. Im doch eher kurz bis mittel-langen Abgang Leder und Möbelpolitur. Hier fehlt es dann leider etwas an Puste.

Kommentar: Eine sehr schöne, edle Nase, aber im Mund und im Abgang hat dann die Verdünnung dem Guten doch etwas zu stark zugesetzt vermutlich. Irgendwie wirkt er etwas "müde" im Mund/Abgang. Dennoch ein sehr guter Whisky. Das 22-jährige "Friendship-Bottling" von Signatory hat mir allerdings deutlich besser gefallen.
88 Punkte

Clynelish macht immer Spaß. Den Tag, an dem ich mal einen schlechten trinken sollte, muss ich mir rot im Kalender markieren. Mein Ranking der Drei:
1. Whic.de
2. Standard 14
3. Gordon&MacPhail